Johann VI. von Saalhausen
Johann von Saalhausen, auch Salhausen, Salhusen, Salhawssen (* 5. November 1444 in Thammenhain (heute Lkrs. Leipzig) (fraglich[1]); † 10. April 1518 in Stolpen), war von 1488 bis 1518 Bischof von Meißen.
Leben
Johanns Vater war Friedrich von Saalhausen; seine Mutter hieß Dorothea Munzig (Muntzk). Aus jener Ehe stammten noch ein jüngerer Bruder Georg und zwei Schwestern.[2] Im Wintersemester 1460 begann Saalhausen ein Studium an der Universität Leipzig, wo er im Sommersemester 1463 den niedrigsten akademischen Grad eines Baccalaureus der Sieben Freie Künste erwarb.[3] Zum geistlichen Stand bestimmt, wurde er am 14. April 1466 Kanoniker in Wurzen, wurde vor 1469 Propst daselbst,[4] setzte im Sommersemester 1470 seine Studien an der Universität Erfurt fort,[5] stieg 1476 zum Dekan am Hochstift Meißen auf, promovierte vor 1480 vermutlich in Rom zum Doktor der beiden Rechte[6] und hatte am sächsischen Fürstenhof bei Friedrich III. von Sachsen als Rat gewirkt.
Nachdem er auch vor 1480 Dekan am Meißner Dom geworden war,[7] wurde er vor dem 12. November 1487 einstimmig vom Meißner Kapitel zum Bischof von Meißen gewählt und am 8. Februar 1488 von Papst Innozenz VIII. im Amt bestätigt. Am 28. Mai 1488 wurde er vom Merseburger Bischof Thilo von Trotha und dem Naumburger Bischof Dietrich IV. von Schönberg im Dom von Meißen feierlich in sein Amt eingeführt. Seine einunddreißig Jahre währende Amtszeit absolvierte er sehr wirkungsvoll.
Er starb 1518 in Stolpen und wurde im Dom St. Marien zu Wurzen begraben.[8]
Wirken
Johann hatte ein Bistum übernommen, das wirtschaftlich heruntergekommen war. Von seinem Residenzsitz aus, den er vornehmlich in Stolpen, gelegentlich in Wurzen bezogen hatte, lenkte er die Geschicke seiner Diözese.
Er verbesserte die Güter des Hochstiftes, vermehrte die Einkünfte der Domkirche, beglich hinterlassene Schulden, förderte ganz besonders die Landwirtschaft, sorgte für die Urbarmachung wüster Gebiete, kaufte neue Grundstücke, errichtete Wirtschaftsgebäude, ließ Wiesen, Schäfereien und Fischteiche anlegen, veredelte die Baumzucht, erwarb neue Revierbezirke, gab dem Jagdrecht eine zweckmäßigere Gestaltung und gründete fünf neue Dörfer in seinem Bistum. So ließ er z. B. Fischteiche in Seeligstadt und Wilschdorf, eine Mühle in Schmölln und mehr als 60 Lagerkeller für die Wurzener Brauerei neu anlegen.
In baulicher Hinsicht ließ Bischof Johann die Kreuzkirche in Dresden, die Kirchen in Stolpen, Bischofswerda, Göda, Briesnitz, Coswig, Zschauitz, Alt- und Neu-Mügeln, dann die Pfarrgebäude von Wurzen, Thallwitz, Tätzschwitz und Röcknitz, sowie die bischöflichen Schlösser instand setzen. Von 1491 bis 1497 baute er für 14.000 Taler das Schloss Wurzen von Grund auf, versah es mit zwei Türmen und einem Torturm, mit Gefängnissen sowie dem Burggraben. Als man in der Nähe von Wurzen zwei Steinbrüche fand, „duabus lapidicinis inventis,“ schenkte Johann dieser Stadt besonderes Wohlwollen. Er baute hier ein Kornhaus mit zwei Mühlen sowie den hohen Chor des Domes, legte neue Kapellen an und bestimmte eine davon zu seiner Grabstätte. Er errichtete zugleich zwei Altäre zu Ehren der heiligen Anna und Maria, der Heiligen Johannes und Donatus sowie drei steinerne Heiligenstatuen.
Johann hielt an der katholischen Glaubenstreue bis an sein Lebensende fest, tat sehr viel für die Hebung des kirchlichen Lebens, gab 1502 der Kirche zu Kamenz die Erlaubnis, in festo inventionis s. crucis einen feierlichen Umgang „cum figuris“ zu halten und spendete reichliche Ablässe. Johann sorgte für die Anstellung einer größeren Anzahl Geistlicher in seinem Bistum und für die Verbesserung ihres Einkommens. So legte er den Inhabern einiger Oberlausitzer Pfarreien die Pflicht auf, einen der sorbischen Sprache mächtigen Hilfsgeistlichen zu halten, da zuweilen einzelne Pfarrer zur Ersparung von Unkosten jährlich lieber nur einmal einen sorbischen Vikar zur Abnahme der Beichte kommen lassen wollten. Auch auf literarischem Gebiete war Johann in seinem Amt aktiv. So verbesserte er nicht bloß die Statuten des Meißner Domkapitels, sondern ließ auch die Mess-, Gebet-, Lese- und Gesangbücher unter Beihilfe des Meißner Kanonikers Wilhelm Betschitz,[9] sowie des Andreas Proles in Druck geben und ermahnte 1500 die Geistlichen in Guben, wohllautenden Kirchengesang zu üben. Im Archiv in Weimar befinden sich noch die Grundzüge einer neuen Ordnung des Kirchengesangs, welche auf seine Veranlassung auch in Kraft trat.
Seine in bescheidenen Verhältnissen lebenden Verwandten soll er reichlich unterstützt haben, so dass sie zu den Gütern Lauenstein, Trebsen, Schieritz, Tetschen noch Püchau kaufen konnten, wobei allerdings Nachweise fehlen, ob die Mittel aus dem bischöflichen Einkommen oder aus seinem Patrimonialvermögen gegeben wurden.
Werke
1490 kam wieder ein „Breviarium“, dann ein „Viaticum secundum chorum ecclesiae Misnensis,“ eine „Historia sanctissimae laneeae et clavorum Dom. nostri J. Christi“ und eine „Historia Sancti Josephi“ heraus. Bei Melchior Lotter der Ältere in Leipzig erschien ferner 1502: „Viaticum secundum rubricam ecclesiae Misnensis“ im Oktav, dann ein „Officium Beatae Mariae Virginis juxta Ecclesiae Misnensis Rubricam modorante Praesulatum Misnensem Domino Joan. de genere Salhusen“. Auch wurde 1503 ein „Missale“ in Folio, ohne Druckort, Namen des Typographen und ohne Angabe der Jahreszahl herausgegeben. 1504 erschienen zu Leipzig die „Statuta synodalia Episcopatus Misnensis“ welche verschiedene Capitel geistlicher Vorschriften unter nachfolgenden Titeln:
- De vita et honestate clericorum
- Quando presbyteri sive beneficiati non debant intresse divinis
- De sclavis plebisanis
- De symbol apostolic et orationis dominicae pronunciatione
Darauf folgen nach der Kollekte „Et famulos tuos“ einige Kapitel über die Bullen des Fronleichnamsfests, der Verkündigung des Festes, mit Ausschluss der Sonntage und von der Gottesdienstordnung. Weiterhin enthält dieses
- De vasis pro chrysmate mittendis
- De coemeteriis et fructibus in eis crescentibus
- De reemtionibus censuum beneficialium
- De casibus episcopalibus
- De proclamationibus per alios quam judices competentes audiantur
- De clericis vagis et peregrinis
- De religions, terminarios se asserentibus
- De quaestoribus et denunciatoribus indulgentiarum
- De his qui se notaries publicos asserunt
- De exemtione debita mandatis et processibus facienda
- De mulieribus abortivos parientibus
- De sepulture ecclesistica et ejus libera electione
- De statu moniaclium et rectoribus scholarum
- De parochiis et alienis parochianis
- De decimis et oblatioibus
- De provisoribus, qui vitrici seu altarmanni ecclesiae dicuntur
- De testamentis, de legatorum divisione etc.
Zum Schlusse folgen noch Kapitel fiber Statuten, welche der kirchlichen Freiheit zuwiderlaufen, über Konstitutionen der Kaiser Friedrich IL, Carl IV. und Sigismund, die Bestätigungsurkunde des Papstes Johann XXIII., bezüglich jener Konstitutionen, von der Gründung der Domkirche zu Meißen und dazu den Inhalt der Gründungsurkunde des Bistums Meißen durch Kaiser Otto I. Jene Synodalstatuten der Diözese hatte der Bischof durch seinen General-Official Dr. Wilhelm Betschitz zusammenstellen und zur Nachbetrachtung für den gesamten Klerus veröffentlichen lassen.[10] 1510 kam eine neue Ausgabe des Meißner Messbuches in Folio mit der Jahreszahl 1512 heraus, welche vielleicht das Jahr der Publizierung des Missales des Bistums war.
Weiter erschien 1511 das „Diurnale horarum canonicarum“ in Duodez mit 237 Blättern, 1512 ein „Benedictionale sive Agenda secundum ritum et consuetudinem Ecclesiae Misnensis, divinorum actorum liber, formulam et ritum continent“ usw. Dann kam 1515 in Leipzig ein „Missale Ecclesiae Misnensis“ in Folio, sowie in Quart ein „Liber actorura divinorura“, 1517 ein „Breviarius juxta veram Rubricam ingenuae Ecclesiae Misn. pars hiemalis“ mit Titel und Holzschnitten heraus, worauf die Schutzpatrone des Stiftes und das Saalhausische Wappen abgebildet sind. Johann ließ auch einen Katechismus erscheinen, der aber nicht mehr vorhanden ist.
Bewertung
Johann von Saalhausen wird in der späteren sächsischen Geschichtsschreibung häufig kritisiert, weil er sich der aufkommenden Reformation Martin Luthers noch nicht anschloss. Dabei ist die Fragestellung schon anachronistisch. Zudem hätte Johann sich, der von Zeitzeugen als strenger und kompromissloser Patriarch geschildert wird, trotzdem gegenüber seinem Landesfürsten Georg von Sachsen, der Luthers Reformation ablehnte, schwerlich durchsetzen können.
Ausstellung
- Mein Glaube, meine Macht – Johann von Saalhausen in Wurzen, Stadtkirche St. Wenceslai vom 21. Mai – 3. Oktober 2018[11]
Literatur
- Christian Ruf: 1496: Wurzener Stiftskapital wählt Johann VI. zum Probst – Die Ausstellung „Mein Glaube, meine Macht“ würdigt späteren Bischof von Meißen. 4-spaltiger Zeitungsartikel in der Leipziger Volkszeitung (Druckausgabe), Multentalkurier, 27. August 2018, Seite 28
- Uwe Schirmer: Der Verwaltungsbericht des Bischofs Johannes von Meißen aus dem Jahre 1512. In: Neues Archiv für Sächsische Geschichte, Bd. 66 (1995), Weimar 1996, S. 69–101.
- Siegfried Seifert: Salhausen, Johann von (1444–1518). In: Erwin Gatz: Die Bischöfe des heiligen römischen Reiches 1448–1648. Ein biographisches Lexikon. Berlin, 1996, S. 612.
- Ralf Thomas: Johannes von Salhausen – Bischof von Meißen 1487-1518. In: Der Rundblick. Kulturspiegel der Kreise Wurzen-Oschatz-Grimma, H. 1 (1988), S. 26–28.
- Julius Leopold Pasig: Johannes VI. Bischof von Meissen: ein Beitrag zur sächsischen Kirchen- und Landesgeschichte, insbesondere zur Geschichte des Hochstifts Meissen. (Online) Leipzig: J. C. Hinrichs, 1867.
- Eduard Machatschek: Geschichte der Bischöfe des Hochstiftes Meissen in chronologischer Reihenfolge: Zugleich en Beitrag zur Culturgeschichte der Mark Meissen und des Herzog und Kurfürstenthums Sachsens. Nach dem Codex diplomaticus Saxoniae regiae, anderen glaubwürdigen Quellen und bewährten Geschichtswerken bearbeitet. Dresden: C.C. Meinhold, 1884.
- Matthias Donath: Die Grabmonumente im Dom zu Meissen. Leipziger Universitätsverlag, 2005, ISBN 9783937209456, S. 385f.
Einzelnachweise
- In den meisten literarischen Angaben erscheint Thammenhain als Geburtsort, diese Angabe beruht auf Angaben bei Pasig, dieser konnte jedoch nicht nachweisen, dass sich der Name Saalhausen in Thammenhain, Teil von Falkenhain (Lossatal), finden ließ. In den Matrikeln der Universität Leipzig gibt er seinen Herkunftsort mit Oschatz an. Möglicherweise ist sein Geburtsort Thalheim, heute Ortsteil von Oschatz, gewesen, in der sich die Gemarkung Saalhausen befindet.
- eine heiratete Berthold von Techwitz auf Golmsdorf und die andere Christoph von Maltitz auf Dippoldiswalde
- Georg Erler: Matrikel der Universität Leipzig
- Ernst Gotthelf Gersdorf Urkundenbuch des Hochstifts Meissen. Verlag Giesecke & Devrient, Leipzig, 1867, Bd. 3, S. 186, Nr. 1119
- J.C. Hermann Weissenborn: Acten der Erfurter Universitaet. I., S. 337
- hier wird allerdings literarisch teilweise nur die Promotion zum kanonischen Recht festgehalten
- Beilage zum Archiv für österreichische Geschichtsquellen. 1855, Band 5, S. 127
- Ernst Gotthelf Gersdorf: Urkundenbuch des Hochstifts Meissen, Bd. 3, S. 336, Nr. 1363
- Vater Nikolaus, Mutter Anna von Sebnitz (genannt Große), 1497 Archidiakon der Lausitz, Kanoniker in Meißen und Naumburg, Berater von Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen, Dr. jur., † 2. Mai 1517. Gustav Köhler: Neues Lausitzisches Magazin. 35. Bd. Görlitz, 1859, S. 15; vielleicht ein Verwandter?
- Dabei scheint es sich aber um Fälschungen zu handeln
- Kai-Uwe Brandt: Oberbürgermeister eröffnet Ausstellung in der Stadtkirche St. Wenceslai - Ganz im Zeichen des Wurzener Bischofs Johann VI. von Salhausen steht seit Pfingstmontag die Ausstellung „Mein Glaube, meine Macht“ in der Wenceslaikirche. Die zumeist originalen Exponate sind bis Anfang Oktober zu sehen. Leipziger Volkszeitung, Online-Portal. Abgerufen am 27. Mai 2018.
Weblinks
- Eintrag auf catholic-hierarchy.org
- Johann von Salhausen. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 33, Leipzig 1742, Sp. 892 f.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Johann V. von Weißenbach | Bischof von Meißen 1487–1518 | Johann VII. von Schleinitz |