Johann Spurzheim
Johann Gaspar Spurzheim (* 31. Dezember 1776 in Longuich bei Trier; † 10. November 1832 in Boston, Massachusetts) war ein deutscher Arzt und Phrenologe.
Frühes Leben
Er war Sohn des protestantischen Bauern Johann Spurzheim, von dem er seinen Vornamen bekam. Nachdem Johann G. Spurzheim in der Schule seines Heimatdorfes Latein und Griechisch gelernt hatte, begann er an der Universität von Trier Theologie, Philosophie und Hebräisch zu studieren, weil sein Vater ihn in einem geistlichen Amt sehen wollte. Doch als die französische Armee 1799 in seiner Heimat ankam, floh er nach Wien, um dort Medizin zu studieren.
Phrenologie und späteres Leben
Im Jahr 1800 traf er erstmals auf Franz Joseph Gall, den Begründer der Phrenologie, dessen Privatvorlesungen zur Schädel- und Organenlehre er besuchte[1] und mit dem er die nächsten 13 Jahre zusammenarbeitete. Um sein Studium, welches er bis 1804 betrieb, aber erst 1813 abschloss, zu finanzieren, lehrte er als Hauslehrer bei reichen Familien, bis er 1805 zum Sekretär und Assistent von Gall wurde. Er begleitete diesen von 1805 bis 1807 nach Deutschland, Schweiz, Niederlande und Frankreich. Da die von Gall betriebene topologisch ausgerichtete Lehre, laut Kaiser Franz II gegen die Grundsätze der Moral und Religion zu schreiten schien, wurden Johann G. Spurzheimer und Gall dazu gedrängt, 1808 nach Paris überzusiedeln, um dort ihre Arbeit fortzusetzen.
1810 veröffentlichte Gall seinen ersten Band über die Phrenologie, in welchem Spurzheim, der Gall mit Kommentaren und Notizen unterstützte, auch angeführt ist.
Während des zweiten Bandes 1813 brachen sie aus ungeklärten Gründen die Zusammenarbeit ab und Spurzheim reiste danach erst nach Wien, um seinen Abschluss in Medizin abzulegen, und im März 1814 nach London.
1815 veröffentlichte er sein erstes eigenes Buch Drs. Gall and Spurzheim’s physiognomical System, für welches er in der viel gelesenen und respektierten Zeitschrift Whig Edinburgh Review als Quacksalber abgetan wurde. Kritik erntete Spurzheim auch von dem Anatomen John Gordon (1786–1818), bevor er 1816 gemeinsam mit diesem in Edinburgh eine öffentliche Obduktion durchführte, bei der er seine Thesen beweisen konnte. Im Jahr 1818 heiratete er eine französische Witwe, die im Winter 1829 verstarb.
1825 kehrte er nach London zurück, verfasste bis zum Tod seiner Frau einige Werke und beteiligte sich an der Diskussion über die Phrenologie. Danach reiste er nach Paris, Belfast, Dublin und zuletzt 1832 in die Vereinigten Staaten, wo er eine erfolgreiche Vortragsreise führte.
Spurzheim erkrankte an Typhus und starb am 10. November 1832 in Boston, Massachusetts.
Werke
In Zusammenarbeit mit J. Gall:
- Phrenology: or the doctrine of the mental phenomena (1809)
- Recherches sur le système nerveux en général, et sur celui du cerveau en particulier (1809)
- Des dispositions innées de l’âme et de l’esprit: du matérialisme, du fatalisme et de la liberté morale, avec des réflexions sur l’éducation et sur la législation criminelle (1810)
Alleine:
- Observations sur la folie ou Sur les dérangements des fonctions morales et intellectuelles de l’homme (1818)
- Outlines of Phrenology; being also a manual of reference for the marked busts (1827)
- Manuel de phrénologie (1832)
Literatur
- Julius Pagel: Spurzheim, Johann Christoph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 328–330.
- John van Wyhe: Spurzheim, Johann Gaspar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 770 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Biographie bei historyofphrenology.org.uk (englisch)
- Biographie bei whonamedit.com (englisch)
Einzelnachweise
- Sigrid Oehler-Klein: Spurzheim, Johann Kaspar. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1352.