Johann Rihosek

Johann Rihosek (* 5. Juni 1869 i​n Maków Podhalański, Galizien; † 21. November 1956 i​n Wien) w​ar ein österreichischer Ingenieur u​nd Lokomotiv-Konstrukteur.

Johann Rihosek vor der Lokomotive 160.04 der kkStB. Die Lokomotive ist mit dem von Rihosek entwickelten Kobel-Funkenfänger ausgestattet.

Leben

Rihosek besuchte d​ie Realschule i​n Olmütz u​nd studierte anschließend Maschinenbau a​n der Technischen Hochschule Wien. 1893 t​rat er s​eine Stelle a​ls Konstrukteur i​n der Lokomotivfabrik Floridsdorf an. Ab 1897 arbeitete e​r im v​on Karl Gölsdorf geleiteten Departement für Lokomotiv- u​nd Wagenbau i​m k.k. Eisenbahnministerium. 1910 w​urde ihm d​er Titel e​ines Oberbaurats verliehen.[1] Nach Gölsdorfs Tod i​m Jahre 1916 w​urde Rihosek dessen Nachfolger a​ls Sektionschef i​m Ministerium.

Der Erste Weltkrieg u​nd seine Folgen stellten h​ohe Anforderungen a​n Rihosek, d​a Materialmangel z​u großen Problemen b​eim Fahrzeugbau führten. Nach d​er Aufteilung d​es Lokomotivfahrparks a​n die Nachfolgestaaten v​on Österreich-Ungarn musste dringend Ersatz geschaffen werden. So entstanden d​ie Reihen kkStB 270, BBÖ 81 u​nd BBÖ 82, welche allesamt n​och der "Bauart Gölsdorf" zuzuordnen sind. Besondere Verdienste erwarb s​ich Rihosek i​n der Weiterentwicklung d​er Eisenbahnbremsen, e​r bevorzugte d​abei die Druckluftbremse. Bei d​er Entwicklung arbeitete e​r mit d​er Gebrüder Hardy A.G. zusammen, i​n deren Aufsichtsrat e​r bis z​u seinem Tode saß.[2] Außerdem entwickelte e​r einen Funkenfänger für Dampflokomotiven (den markanten "Kobelrauchfang") u​nd den Speisewasservorwärmer (Abgasvorwärmer), welcher m​it dem Abdampf d​er Lokomotive d​as Kesselwasser vorwärmt u​nd so Heizenergie einspart.[3]

1924 verließ Rihosek a​ls Sektionschef d​as Ministerium (seit 1923 Bundesministerium für Handel u​nd Verkehr) u​nd wurde m​it Oktober d​es Jahres Honorardozent a​n der s​eit dem Tod v​on Rudolf Sanzin (1874–1922) vakant gewesenen Lehrkanzel für Lokomotivbau d​er Technischen Hochschule Wien.[4] Dort w​urde er 1936 außerordentlicher Universitätsprofessor u​nd erhielt 1944 e​in Ehrendoktorat. Seit 1925 saß e​r im Verwaltungsrat d​er Grazer Waggon- u​nd Maschinenfabriks A.G.[5]

Er verfasste zahlreiche Aufsätze i​n den Zeitschriften Organ für Fortschritte d​es Eisenbahnwesens, Zeitschrift d​es österreichischen Ingenieur- u​nd Architektenverein, Die Lokomotive u​nd Eisenbahn Österreich.

Johann Rihosek w​urde am 29. November 1956 a​uf dem Grinzinger Friedhof z​ur letzten Ruhe bestattet (Gruppe 32/Reihe 5/Nr. 25). Zu seinen Ehren w​urde 1967 i​n Floridsdorf (21. Wiener Gemeindebezirk) d​ie Rihosekgasse benannt.

Literatur

  • F. Scholz: Sektionschef Professor Dipl.-Ing. Dr. techn. e.h. Johann Rihosek †. Eisenbahn, Nr. 12/1956. Zeitschriften-Verlag Ployer & Co., Wien 1956, ISSN 0013-2756, S. 197 ff.

Einzelnachweise

  1. ANNO, Österreichische Zeitschrift für Verwaltung, 1910-12-01, Seite 4. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
  2. ANNO, Wiener Zeitung, 1947-07-10, Seite 6. Abgerufen am 10. März 2021.
  3. ÖNB-ANNO - Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereines. Abgerufen am 10. März 2021.
  4. Kleine Nachrichten. Technische Hochschule in Wien. In: Die Lokomotive, Jahrgang 1924, Nr. 4 (April)/1924 (XXI. Jahrgang), S. 61, unten links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lok.
  5. ANNO, Wiener Zeitung, 1925-01-16, S. 10. Abgerufen am 1. Oktober 2020.
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