Johann Baptist Schad
Johann Baptist Schad (* 30. November 1758 in Mürsbach; † 13. Januar 1834 in Jena; Ordensname: Roman) war ein Benediktiner im Kloster Banz, Konvertit und Professor in Charkiw.
Leben
1768 kam er als Chorknabe (d. i. Ministrant) zum Kloster Banz, 1772 erhielt er schulische Ausbildung bei den Jesuiten in Bamberg; 1778 trat er als Novize ins Kloster Banz ein. Er schloss sich jedoch bald der zu jener Zeit herrschenden Aufklärung an und wurde ein leidenschaftlicher Gegner des Klosterwesens, verblieb jedoch im Kloster. Er musste nach einer von ihm verfassten anonymen Schrift 1798 aus dem Kloster fliehen, fand Unterkunft in Ebersdorf und trat zur Evangelischen Kirche über. Anschließend ging er nach Jena und ehelichte eine Coburgerin.
In Jena traf er Johann Gottlieb Fichte, der nach Darstellung Schads seine Ansichten in Schads Gemeinfaßlicher Darstellung des Fichteschen Systems für „vollkommen getroffen“ hielt. 1800 wurde er Privatdozent in Jena.[1]
1804 folgte Johann Baptist Schad einem Ruf nach Russland, den er auf Empfehlung Goethes erhalten hatte, und war einer von 28 deutschen Dozenten und Professoren, die am 17. Januar 1805 in die neu eröffnete Universität Charkiw (russisch Charkow) eingeführt wurden. In Charkiw verstarb seine Ehefrau, worauf er nochmals heiratete. Aus Russland wurde Schad 1816 wegen anstößiger Stellen in seinen Schriften ausgewiesen, sodass er nach Jena zurückkehrte, wo er im Jahre 1834 verstarb.
Erinnerungsmale
Denkmal in Mürsbach seit 1991
Einzelnachweise
Literatur
- Vladimir Alekseevic Abaschnik: Kant und der Deutsche Idealismus in der Ukraine im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Schwerpunkt: Johann Baptist Schad (1758-1834). Jena 2002.
- Volodymyr O. Abašnik: Johann Baptist Schad (1758-1834), Professor der Philosophie an den Universitaeten Jena und Charkov, in: Europa in der Fruehen Neuzeit. Festschrift fuer Guenter Muehlpfordt. Bd. 6: Mittel-, Nord- und Osteuropa. Hg. von Erich Donnert. Böhlau, Köln u. a. 2002, S. 349–380.
- Vladimir Alekseevic Abaschnik: Lebensgeschichte des vormaligen Banzer Konventualen Roman Schad, in: Bamberg wird bayerisch. Die Saekularisation des Hochstifts Bamberg 1802/03 Hg. von Renate Baumgärtel-Fleischmann. Bamberg: Druckerei Fruhauf, 2003, S. 94–98.
- Vladimir Alekseevic Abaschnik: Johann Baptist Schad, in: Naturphilosophie nach Schelling. Hrsg. von Thomas Bach u. Olaf Breidbach (= Schellingiana 17). : Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2005, S. 563–593.
- Vladimir Alekseevic Abaschnik: J.B. Schads und Hegels Positionen um 1801, in: Hegel-Jahrbuch 2005, Dritter Teil. Glauben und Wissen. Hrsg. von Andreas Arndt, Karol Bal, Henning Ottmann in Verbindung mit Klaus-M. Kodalle und Klaus Vieweg. Akademie Verlag, Berlin S. 252–257.
- Volodymyr Oleksijovyč Abaschnik: Katholische Aufklärung im Benediktinerkloster Banz. „Harmonie und schwesterliche Eintracht zwischen Bibel und Vernunft“. In: Katholische Aufklärung in Europa und Nordamerika. Hrsg. von Jürgen Overhoff und Andreas Oberdorf (= Das Achtzehnte Jahrhundert. Supplementa, Bd. 25). Wallstein Verlag, Göttingen 2019, S. 219–235.
- Ingrid Kästner: Goethes Mitwirkung bei der Besetzung akademischer Positionen in Rußland. In: Internationale Zeitschrift für Geschichte und Ethik der Naturwissenschaften und Medizin 9, 2001, S. 105–117
- Hugo Liepmann: Schad, Johann Baptist. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 493 f.
- Guido Naschert: Mit mir machst du, o Rom, kein Glück. Die Klosterromane Johann Baptist Schads und ihre Religionsphilosophie. In: Subversive Literatur. Erfurter Autoren und Verlage im Zeitalter der Französischen Revolution (1780–1806). Göttingen 2014, S. 395–434.
- Rebecca Paimann: „Die Lügenschule der formalen Logik“. Johann Baptist Schads transzendentale Logik als Weg zur wahren Philosophie unter besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zu den Konzeptionen Kants und Fichtes. In: Kant-Studien. Band 98,1 2007, S. 106–126
- Karl Klaus Walther: Johann Baptist Schad in Rußland. In: Jahrbücher für die Geschichte Osteuropas 40, Heft 3 1992, S. 340–365