Joachim Höppner
Joachim „Achim“ Höppner (* 9. Juni 1946 in Lübeck; † 18. November 2006 in Germering) war ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Hörbuchsprecher und Rezitator.
Leben und Karriere
Höppner studierte Germanistik, Kunst- und Theatergeschichte, brach das Studium aber zugunsten einer Karriere als Schauspieler ab. 1969 zählte Höppner zu den Gründungsmitgliedern des „Theater in der Kreide“ (TiK) in München.
Ab 1975 arbeitete er vor allem als Synchronsprecher. Einem Millionenpublikum wurde er bekannt als die deutsche Stimme von Ian McKellens „Gandalf“ in der Herr-der-Ringe-Filmtrilogie. Nach Klaus Kindlers Tod wurde er als neuer Synchronschauspieler für Clint Eastwood gecastet, den er in Blood Work und Million Dollar Baby sprach. Ebenso lieh er Jon Voight, Richard Burton, Michael Caine, Donald Sutherland und dem Bollywood-Schauspieler Amitabh Bachchan seine Stimme. Den ironischen Unterton des reservierten Scotland-Yard-Chefinspektors Japp (Philip Jackson) traf Höppner in Agatha Christie’s Poirot. Im Director’s Cut von Miloš Formans Amadeus übernahm er die komplette Neusynchronisation von F. Murray Abraham in der Rolle des Antonio Salieri, da der Synchronsprecher der originalen Kinofassung, Gottfried Kramer, mittlerweile verstorben war. In der Serie Family Guy lieh Höppner in der dritten Staffel (Episoden 12–16, 18–20) dem Charakter Brian Griffin seine Stimme.
In vielen Dokumentationen öffentlich-rechtlicher Sender sowie in der Infotainment-Sendung Galileo war er nahezu täglich zu hören. Bei Klassik Radio wurde er als „Friedrich Epenstein“ besetzt, der täglich eine „Wahre Geschichte“ erzählte. Beim Bayerischen Rundfunk sprach Höppner für die umfangreiche Dokumentationsreihe Der Letzte seines Standes? über aussterbende Handwerksberufe. Von 2001 bis zu seinem Tode fungierte Höppner als Stammsprecher der ZDF-Reihe Aktenzeichen XY … ungelöst, in der Höppner auch heute noch als Intro-Stimme zu hören ist (Stand: April 2018). Seit dem 2. September 2006 war Höppner als Kommentator der ersten zwölf Folgen der DMAX-Doku-Soap Die Ludolfs – 4 Brüder auf’m Schrottplatz zu hören.
Dutzende Hörspiele mit Höppner listet die Datenbank HörDat auf. Für den Hörverlag las er die Donna-Leon-Reihe ein. Kurz vor seinem Tod las er auch Der Herr der Ringe – Die Gefährten sowie Das Silmarillion von J. R. R. Tolkien als ungekürztes Hörbuch ein. Zudem komplettierte er für den audio media verlag die 25-teilige Biografie-Hörbuch-Reihe „CD WISSEN – Große Frauen und Männer der Weltgeschichte“.
Höppner trat immer wieder in Schulen und Kulturzentren mit Dichterlesungen auf. In seiner Heimatstadt Germering unterstützte er soziale Projekte mit Literaturabenden. Dafür wurde ihm von der Stadt 2002 der Walter-Kolbenhoff-Preis verliehen.
Am 18. November 2006 starb der 60-jährige Schauspieler an einem Herzinfarkt. Höppner hinterließ seine Frau und zwei erwachsene Kinder.
Hörbücher (Auswahl)
- 2003: Hörbuch (Erzähler) – Wir Deutschen 1 + 2 (ca. 8h), lebendige, unterhaltsame Reise durch über 2.000 Jahre deutscher Geschichte
- 2011: Hörbuch (Sprecher) Der Herr der Ringe. Die Komplettlesung: Geschichten aus Mittelerde
- 2015: Unterm Birnbaum: Ungekürzte Lesung von Theodore Fontane, Gelesen von Achim Höppner
- 2016: Hörbuch (Sprecher) Bekenntnisse: Lesung mit Joachim Höppner über die Lebensgeschichte von Rousseau
- 2020: Hörbuch: Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients: Lesung mit Achim Höppner
Filmografie (Auswahl);
- 2003: Das Johannes-Evangelium (The Gospel of John; Erzähler in der deutsch synchronisierten Fassung)
- 2007: Die Rosenheim-Cops – Tod eines Dichters
Synchronrollen (Auswahl)
Filme
- 1990: William Devane in Die Zeitfalle als Scott McKenzie
- 1990: Donald Sutherland in Bethune – Ein Arzt wird zum Helden als Dr. Norman Bethune
- 1996: Scott Glenn in Carla’s Song als Bradley
- 1998: Jon Voight in Der Staatsfeind Nr. 1 als Thomas Reynolds
- 2000: Lance Henriksen in Scream 3 als John Milton
- 2001: Jon Voight in Pearl Harbor als Franklin D. Roosevelt
- 2001–2003: Ian McKellen in Der Herr der Ringe als Gandalf
- 2002: Clint Eastwood in Blood Work als Terry McCaleb
- 2002: F. Murray Abraham in Amadeus als Antonio Salieri
- 2003: James Cromwell in Engel in Amerika als Henry
- 2003: Christopher Walken in Welcome to the Jungle als Cornelius Burnett Hatcher
- 2004: Clint Eastwood in Million Dollar Baby als Frankie Dunn
- 2004: Jon Voight in Das Vermächtnis der Tempelritter als Patrick Gates
- 2006: Ian McKellen in The Da Vinci Code – Sakrileg als Sir Leigh Teabing
Serien
- 1992–1993: Lou Bedford in Zwei Supertypen in Miami als Lieutenant Sam Bosley
- 1993–1994: Philip Jackson in Agatha Christie’s Poirot als Chief Inspector James Japp (2. Stimme)
- 1993–2000: Jim Byrnes in Highlander als Dawson
- 1997: Michael Berryman in Zwei Engel mit vier Fäusten als Quesada
- 2001–2002: George Wendt in Sabrina – Total Verhext! als Mike Shelby
- 2005–2010: Daniel Benzali in The Agency – Im Fadenkreuz der C.I.A. als Robert Quinn
Literatur
- Michael Matzigkeit, Sabine Brenner, Sabine Brenner-Wilczek, Thomas Lang, Hanna Seiffert, Günter Dybus: Joachim Höppner. In: Michael Matzigkeit, Sabine Brenner-Wilczek (Hrsg.): Hermann Harry Schmitz: der Dandy vom Rhein (= Dokumente zur Theatergeschichte). Band 15. Droste-Verlag, 2005, ISBN 978-3-7700-1217-6, S. 223.
Weblinks
- Literatur von und über Joachim Höppner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joachim Höppner in der Internet Movie Database (englisch)
- Joachim Höppner in der Deutschen Synchronkartei