Jean-Nicolas-Elisabeth Berchtold
Jean-Nicolas-Elisabeth Berchtold (* 4. Dezember 1789 in Freiburg im Üechtland; † 27. September 1860 ebenda) war ein Schweizer Politiker und Staatskanzler des Kantons Freiburg.
Leben
Katholisch, von Freiburg, seine Eltern waren Joseph-Antoine Berchtold, Schulmeister, und Marie-Catherine geb. Dupond. Die Familie Berchtold gehörte zur gewöhnlichen Bürgerschaft der Stadt, die durch die privilegierte Bürgerschaft, die 1627–1798 und 1814–1830 eine Oligarchie bildet, von der Macht ferngehalten wurde. Er heiratete in erster Ehe Angélique de Beaupré, die er in Polen kennengelernt hatte, und in zweiter Ehe Rose-Marie Dupont, Tochter des Joseph-Nicolas-Emmanuel Dupont, Hutmachers und Gemeinderats der Stadt Freiburg.
Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael reiste Berchtold als Student und Hauslehrer durch Europa und hielt sich in Deutschland, Italien, Russland und dem künftigen Polen auf. An der Universität Landshut (Bayern) promovierte er 1819 zum Doktor der Medizin und erhielt im gleichen Jahr vom Freiburger Staatsrat ein Patent als Arzt und Chirurg. 1835 kehrte er endgültig nach Freiburg zurück und unterrichtete eine Zeitlang Grammatik und Geschichte an der Mittelschule. Von 1836 bis 1847 war er als Arzt des Freiburger Bürgerspitals tätig. Zugleich arbeitete er als Schreiber des Erziehungsrats (1838) und anschliessend des Gesundheitsrats (1844).
Berchtold war ein antiklerikaler Radikaler der harten Richtung, der Julien Schaller nahestand. 1846 und 1847–1855 sass er im Grossen Rat. Obwohl er am radikalen Putsch vom Januar 1847 nicht direkt teilgenommen hatte, wurde er verhaftet, konnte jedoch nach sechsmonatiger Haft fliehen. Nach der Machtübernahme der Radikalen übte Berchtold verschiedene Ämter aus: Abgeordneter im Grossen Rat (1847–1855), Staatskanzler (1847–1852) und Ständerat (1853/54). Er war der erste Kanzler, der dieses Amt unter dem Direktorialsystem ausübte. Ein paar Monate vor dem Fall des Regimes distanzierte er sich 1856 von den Radikalen.
Berchtold gehörte dem liberalen «Cercle littéraire et de commerce de Fribourg» an und war von 1848 bis 1860 Mitglied der Schulherrenkammer der Stadt Freiburg. Als eifriger Historiker war er 1840 eines der drei Gründungsmitglieder der Société d’histoire du canton de Fribourg und veröffentlicht mehrere Untersuchungen in den Archives de la Société d’histoire. Er verfasste eine parteiische Histoire du canton de Fribourg in drei Bänden, für die er viel Material aus den handschriftlichen Notizen des Chorherrn Fontaine übernahm. Des Weiteren war er Mitarbeiter zahlreicher Zeitungen, darunter L’Emulation und Le Confédéré.
Literatur
Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg im Üechtland 2012, ISBN 978-2-88355-153-4
Weblinks
- Marianne Terrapon-Schweizer und AA: Berchtold, Jean Nicolas Elisabeth. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Publikationen von und über Jean-Nicolas-Elisabeth Berchtold im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek