Jamborit
Jamborit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ni2+,Ni3+,Co,Fe2+,Fe3+)(OH)2(OH,S,H2O) und entwickelt meist durchscheinend grüne, nadelige bis faserige Kristalle und Pseudomorphosen nach Millerit.
Jamborit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1971-037 |
Chemische Formel | (Ni2+,Ni3+,Co,Fe2+,Fe3+)(OH)2(OH,S,H2O) |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.FL.05 (8. Auflage: IV/F.04) 06.03.08.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | hexagonal |
Kristallklasse; Symbol | nicht definiert |
Gitterparameter | a = 3,07 Å; c = 23,3 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 3[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | nicht definiert |
Dichte (g/cm3) | 2,67 |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Farbe | grün |
Strichfarbe | nicht definiert |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Bitte ergänzen |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nω = 1,607 nε = 1,602[2] |
Doppelbrechung | δ = 0,005[2] |
Optischer Charakter | einachsig negativ |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | wasserunlöslich; schwach löslich in kalter Salzsäure |
Etymologie und Geschichte
Entdeckt wurde Jamborit 1971 an drei verschiedenen Fundorten in der norditalienischen Region Emilia-Romagna: Ca' dei Ladri (Silla) in Gaggio Montano und am Monte Acuto Ragazza in Grizzana Morandi (Metropolitanstadt Bologna) sowie Sasso delle Lucine in Montese. Diese gelten auch als Typlokalität.
Wissenschaftlich beschrieben wurde das Mineral durch N. Morandi und G. Darlio, die das Mineral nach dem kanadischen Mineralogen John Leslie Jambor (1936–2008) benannten und ihre Ergebnisse der International Mineralogical Association (IMA) zur Prüfung einreichten. Diese erkannte das Mineral noch im selben Jahr unter der internen Eingangsnummer IMA 1971-037 als eigenständig an.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Jamborit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Hydroxide und oxidische Hydrate“, wo er zusammen mit Brandholzit und Bottinoit die unbenannte Gruppe IV/F.04 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Jamborit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die allein gestellte Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese Abteilung ist zudem präziser unterteilt nach der An- oder Abwesenheit von Kristallwasser bzw. Hydroxidionen (OH) und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seines Aufbaus in der Unterabteilung der „Hydroxide mit H2O ± (OH); Lagen kantenverknüpfter Oktaeder“ zu finden ist, wo es zusammen mit Fougèrit, Iowait, Meixnerit, Muskoxit und Woodallit die unbenannte Gruppe 4.FL.05 bildet.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Jamborit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“ ein. Hier ist er einziges Mitglied der unbenannten Gruppe 06.03.08 innerhalb der Unterabteilung „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit (OH)3- oder (OH)6-Gruppen“ zu finden.
Kristallstruktur
Jamborit kristallisiert hexagonal in bisher nicht definierter Raumgruppe mit den Gitterparametern a = 3,07 Å und c = 23,3 Å sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Eigenschaften
Jamborit ist unlöslich in Wasser und nur schwach löslich in kalter Salzsäure.
Bildung und Fundorte
Jamborit bildet sich sekundär durch Umwandlung von Millerit unter hydrothermalen Bedingungen. Begleitminerale sind neben Millerit unter anderem noch Calcit, Dolomit und Quarz (in Italien) sowie Gaspéit, Glaukosphärit und Mcguinnessit (in Japan).
Weltweit konnte Jamborit bisher (Stand: 2010) an rund 20 Fundorten nachgewiesen werden. In Italien fand sich das Mineral außer an seinen Typlokalitäten in der Region Emilia-Romagna noch bei Groppallo (Provinz Piacenza) sowie in der „S'Acqua is Prunas Mine“ bei Gonnosfanadiga (Provinz Medio Campidano, Sardinien) und an mehreren Fundpunkten in der Toskana.
Weitere Fundorte sind die „Nakauri Mine“ bei Shinshiro in Japan, die „Palhal Mine“ bei Albergaria-a-Velha in Portugal, die „Nueva Virginia Mine“ bei Lanzuela (Aragonien) und „Eugenia Mine“ (Katalonien) in Spanien, die „Bryn-yr-Afr Mine“ und die Grube „Coed Ely“ in Wales (Großbritannien) sowie Harrodsburg (Indiana) und Halls Gap (Kentucky) in den USA.[2]
Siehe auch
Weblinks
- Mineralienatlas:Jamborit (Wiki)
- N. Morandi, G. Darlio: Jamborite: A New Nickel Hydroxide Mineral From the Northern Apennines, Italy. In: American Mineralogist, Volume 58, pages 835–839, 1973 (englisch, PDF 602,8 kB)
- Handbook of Mineralogy – Jamborite (englisch, PDF 65,2 kB)