Ivan Rebroff
Ivan Rebroff (* 31. Juli 1931 als Hans Rolf Rippert in Berlin-Spandau; † 27. Februar 2008 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Sänger der Stimmlage Bass, der durch Einsatz seiner Falsettstimme einen Stimmumfang von mehr als vier Oktaven besaß.[1]
Leben
Rebroff wurde als Hans Rolf Rippert[2] im Berliner Bezirk Spandau als Sohn des Ingenieurs Paul Rippert (* 1897 in Liebenwerda) und dessen Ehefrau Luise Fenske (* 1896 in Bromberg) geboren. Er war der jüngere Bruder des späteren ZDF-Sportreporters Horst Rippert (1922–2013). Zu seinen Vorfahren gibt es verschiedene, nicht bestätigte Legenden, wonach die Mutter russischer, der Vater jüdisch-russischer Abstammung war.[3][4][5]
Rebroff wuchs in Belzig und in Halle (Saale) auf,[6] wo er Mitglied im Stadtsingechor war. Später lebte er abwechselnd in Zell-Weierbach, in einem kleinen Jagdschloss in der Nähe von Hunoldstal und auf der griechischen Insel Skopelos.
Rebroff studierte von 1951 bis 1959 als Fulbright-Stipendiat Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik Hamburg. Sein Gesangslehrer Adolf Detel formte ihn zu einem Interpreten osteuropäischen Liedguts. Im Jahr 1958 siegte Rebroff beim Deutschen Hochschulwettbewerb. Danach war er Sänger beim Schwarzmeer Kosaken-Chor[7] und im Ural Kosaken Chor.[8] Eine Mitgliedschaft beim Don Kosaken Chor Serge Jaroff ist trotz vielfacher dahingehender Angaben zumindest zweifelhaft.[9] 1960 gewann er beim 9. Internationalen Musikwettbewerb der ARD in München den 1. Preis.[10]
Bekannt wurde Rebroff durch die Rolle des Milchmanns Tevje im Musical Anatevka im Théâtre Marigny auf den Pariser Champs-Élysées, wo er über 1400 Vorstellungen gab. Anschließend wirkte er in verschiedenen Tourneeproduktionen und Spielfilmen mit, unter anderem in Der Barbier von Sevilla, Boris Godunow, Der Zigeunerbaron, Wiener Blut und Der Rosenkavalier. Dazu kamen Auftritte in zahlreichen Fernsehsendungen. Er gab Konzerte in Konzertsälen, Kirchen und bei Gala-Veranstaltungen, zuletzt im Dezember 2007 in der Wiener Votivkirche. In Anlehnung an Die drei Tenöre trat Rebroff bisweilen mit Gunther Emmerlich und Günter Wewel als Die drei Bässe auf.
1985 wurde Rebroff in Anerkennung seiner Leistungen für die Völkerverständigung zwischen Ost und West das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er war seit seinem 60. Lebensjahr außerdem Ehrenbürger der griechischen Insel Skopelos.
Rebroff erhielt weltweit insgesamt 49 Goldene Schallplatten und eine Platin-Schallplatte für 10 Millionen verkaufte Langspielplatten seit 1975.[11]
Pseudonym
Das Pseudonym Rebroff leitet sich von der russischen Übersetzung ребро (rebro) des deutschen Wortes Rippe ab. Ivan ist die russische Form von Johannes oder auch Hans. Passend zu diesem Pseudonym trug Rebroff einen mächtigen Vollbart und bei Veranstaltungen und auf offiziellen Fotos immer eine traditionelle russische Fellmütze und dazu passende Folklorekleidung. Diese Inszenierung und sein leichter Akzent ließen ihn stets wie einen „waschechten Russen“ erscheinen, wie ihn sich manche nach in Westdeutschland damals weit verbreiteten Klischees vorstellten.
Rechtsstreit gegen die Molkerei Alois Müller
Rebroff klagte 1994 erfolgreich gegen die Molkerei Müller wegen der Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte. Die Molkerei hatte in einem Werbespot ein Double eingesetzt, da man Rebroff die verlangte Gage nicht zahlen wollte. Das Oberlandesgericht Karlsruhe gab Rebroff Recht und verurteilte Müller zur nachträglichen Zahlung von Lizenzgebühren in Höhe von 155.000 D-Mark.[12][13]
Diskografie
Studioalben
Jahr | Titel | Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[14] (Jahr, Titel, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen |
---|---|---|---|
DE | |||
1967 | Volksweisen aus dem alten Russland | DE14 Gold (28 Wo.)DE |
Verkäufe: + 250.000[15] |
1968 | Slawische Seele | DE11 (10 Wo.)DE |
mit Tatjana Iwanow, Dunja Rajter, & Balalaika-Ensemble Troika |
Volksweisen aus dem alten Russland 2. Folge | DE17 (12 Wo.)DE |
||
Na Sdarowje | DE17 (10 Wo.)DE |
||
1969 | Beim Klang der Balalaika | DE20 (12 Wo.)DE |
|
1970 | Russische Party | DE30 (2 Wo.)DE |
|
Kosaken müssen reiten | DE4 Gold (17 Wo.)DE |
Verkäufe: + 250.000[15] | |
1971 | Mein Russland, du bist schön | DE16 Gold (11 Wo.)DE |
Verkäufe: + 250.000[15] |
1972 | Starportrait | DE20 (8 Wo.)DE |
|
1980 | Zauber einer großen Stimme | DE20 (6 Wo.)DE |
Weitere Studioalben
- 1986: … und Friede auf Erden[16]
- 1986: Ich bete an die Macht der Liebe
- 1986: My Russian Homeland
- 1988: Zauber einer großen Stimme
- 1988: Ivan Rebroff: Seine größten Opernerfolge
- 1988: In Concert
- 1989: Perestroika
- 1989: Ave Maria: Festliche Abendmusik mit Ivan Rebroff
- 1991: Komm mit nach Hellas
- 1997: Weihnacht mit Ivan Rebroff
- 1997: Krönung einer großen Karriere
- 1998: Musikalische Edelsteine aus dem Land der leichten Muse
- 1998: Frühling in der Taiga
- 1999: Die schönste Stimme Russlands
- 1999: Und Friede auf Erden (And Peace on Earth)
- 1999: Kalinka
- 1999: From the World
- 2002: Meine Reise um die Welt
- 2004: Wenn ich einmal reich wär’
- 2005: Russische Weihnacht
- 2005: Golden Star
- 2005: Stimme Aus Gold
- 2005: Plaisir d’Amour
- 2008: Unvergänglich
- Wunschkonzert
- Meine russische Seele
- A Moscou
- Taiga Träume
- Erinnerungen an Russland
- Boris Godounov
- Johann Strauss, Die Fledermaus: Prinz Orlofsky, Leitung Carlos Kleiber, Deutsche Grammophon 1975
Livealben
- 1968: Live in Concert, Recitals 1968
Kompilationen
- 1994: Kalinka Malinka: Greatest Hits
- 1995: The Very Best of Ivan Rebroff, Vol.1
- 2001: Ivan Rebroff: Seine grössten Erfolge
- 2006: 75 Jahre
- 2008: Grosse Erfolge
Singles
Jahr | Titel Album |
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[14] (Jahr, Titel, Album, Platzierungen, Wochen, Auszeichnungen, Anmerkungen) |
Anmerkungen |
---|---|---|---|
DE | |||
1967 | Die Legende von den 12 Räubern | DE28 (8 Wo.)DE |
(Жили двенадцать разбойников) |
Weitere Singles
- Abendglocken (Вечерний звон)
- Dank sei Dir, Herr
- Das einsame Glöckchen (Однозвучно гремит колокольчик)
- The Legend of the Twelve Robbers (Жили двенадцать разбойников)
- Eine weiße Birke
- Havah Nagila
- Ich bete an die Macht der Liebe (Коль славен)
- Im tiefen Keller
- Kalinka
- Katjuscha
- Mit der Troika in die große Stadt
- Moskauer Nächte (Подмосковные вечера)
- O Isis und Osiris
- Schwarze Augen (Очи черные)
- Stenka Rasin (Стенька Разин)
- Wenn ich einmal reich wär (aus dem Musical Anatevka)
- Wolgalied (aus der Operette Der Zarewitsch)
- Wolgaschlepper
Videoalben
- 1968: Live in Concert (DVD)
Hörspiele
- 1973: Elmar Podlech: Sechs Kapitel aus dem revolutionären Leben des Richard Wagner (als Tischutschak) – Regie: Jörg Franz (HR)
Weblinks
- ehemalige offizielle Website von Ivan Rebroff (Memento vom 23. Juli 2011 im Internet Archive)
- Ivan Rebroff in der Internet Movie Database (englisch)
- Ivan Rebroff bei Discogs
- Werke von und über Ivan Rebroff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- www.Ivan-Rebroff.com
Einzelnachweise
- The Guinness Book of Records 1993.
- Matthias Bardong (Hrsg.): Das Lexikon des deutschen Schlagers. 2. Auflage. Schott, Mainz 1993, ISBN 3-7957-8208-2, S. 264–265.
- Ivan Rebroff Biografie. In: musicforum.de. 23. Januar 2020, abgerufen am 7. Juli 2020 (deutsch).
- Ivan Rebroff gestorben: Die russische Seele nach Deutschland gebracht. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 7. Juli 2020]).
- Sänger Ivan Rebroff ist tot. In: stern.de. 28. Februar 2008, abgerufen am 7. Juli 2020.
- Berühmte Schüler in den Franckeschen Stiftungen Rippert, Hans (Ivan Rebroff).
- Chronik, die Geschichte einer Legende. Schwarzmeer Kosaken-Chor, abgerufen am 6. Juli 2020.
- „Ural Kosaken Chor“: Die Jahre nach dem Krieg von 1951–1972 (Memento vom 11. Februar 2009 im Internet Archive); Der Chor der Gegenwart seit 1984 (Memento vom 9. Februar 2009 im Internet Archive)
- offizielle Website von Ivan Rebroff: Biographie.
- „Obwohl die Goldmedaille für die Sänger beim 9. Internationalen Musikwettbewerb nach Deutschland fiel, wurde sie für eine östliche Stimme vergeben: Iwan Rebroff, der sich am Kammermusikabend als betont sensibler Liedersänger dreier Michelangelo-Lieder von Hugo Wolf legitimierte, ist ein Heldenbariton mit schönem Material, dessen Wirkung in den lyrischen Piano-Momenten wie in den Forte-Ausbrüchen gleich eindrucksvoll sind.“ In: Abendzeitung, München, 22. September 1960.
- Ivan Rebroff ist tot. In: Süddeutsche Zeitung, 28. Februar 2008.
- Peter Weiss: Aus gegebener Veranlassung nochmals: Zur Höhe des Schmerzensgeldes gem. § 15 Abs. 2 AGG. (PDF; 481 kB) In: Zeitschrift für Arbeits- und Antidiskriminierungsrecht. Nr. 1/2009, S. 6.
- Müller-Milch muß an Rebroff zahlen. In: Lebensmittel Zeitung, 6. Februar 1998.
- Chartquellen: DE
- Günter Ehnert: Hit Bilanz – Deutsche Chart LP’s 1962–1986. Hrsg.: Taurus Press. 1. Auflage. Verlag populärer Musik-Literatur, Hamburg 1994, ISBN 978-3-922542-29-2, S. 296.
- Ivan Rebroff – … Und Friede Auf Erden, Discog, 2 CD, Elisar Records