Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung

Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF) w​ar die Bezeichnung d​es am 16. August 1951 gegründeten ersten Auslandsnachrichtendienstes d​er Deutschen Demokratischen Republik. Aufgrund d​es Übertritts d​es IWF-Abteilungsleiters Gotthold Kraus a​m 4. April 1953 i​n den Westen u​nd der daraus folgenden Aktion Vulkan w​urde es enttarnt u​nd als Hauptverwaltung XV i​n das Staatssekretariat für Staatssicherheit (SfS) eingegliedert (intern v​on nun a​n auch a​ls Außenpolitischer Nachrichtendienst (APN) bezeichnet).[1] 1956 w​urde daraus d​ie Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) gebildet.

Geschichte

Das Institut für wirtschaftswissenschaftliche Forschung w​urde am 16. August 1951 gegründet.[2] Seine Hauptaufgaben w​aren die Spionage g​egen die Bundesrepublik Deutschland u​nd die Überwachung d​er dort stationierten Besatzungstruppen d​er Alliierten Frankreich, Vereinigtes Königreich u​nd der USA. Aufgrund d​es Übertritts d​es IWF-Abteilungsleiters Gotthold Krauss a​m 4. April 1953 i​n den Westen u​nd der daraus folgenden Strafverfolgungsmaßnahmen d​er „Aktion Vulkan“ i​n der Bundesrepublik Deutschland w​urde das Institut 1953 enttarnt u​nd auch i​n deren Folge a​ls Hauptabteilung XV i​n das Staatssekretariat für Staatssicherheit (SfS) eingegliedert. Daraus g​ing 1956 d​ie Hauptverwaltung Aufklärung (HV A, manchmal a​uch nur DDR-Aufklärung genannt) hervor. Einen personellen Grundstock d​es IWF bildete d​as Agentennetz d​es SED-Westapparates.[3] Auf d​iese Weise k​amen professionelle Spione d​er kommunistischen Untergrundsarbeit i​n den Nachrichtendienst, w​ie z. B. Richard Stahlmann u​nd später Paul Laufer.

Leiter des IWF

Literatur

  • Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9.
  • Dieter Krüger, Armin Wagner (Hrsg.): Konspiration als Beruf. Deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg. Ch. Links Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-86153-287-5.
  • Gerhard Werle, Petra Schäfter, Ivo Thiemrodt: Strafjustiz und DDR-Unrecht. Band 4, 1. Teilband: Spionage. de Gruyter Verlag, 2004, ISBN 3-89949-080-0.
  • Helmut Müller-Enbergs: Die Nachrichtendienstschule. Der I. Kursus der Schule des Instituts für wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF) (= hefte zur ddr-geschichte 107). Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2006.
  • Helmut Müller-Enbergs: Das Institut für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung und die Anfänge der DDR-Spionage. Strukturelle und personelle Weichenstellungen 1951 bis 1956 (= hefte zur ddr-geschichte 122). Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2010.
  • Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Hrsg.): Hauptverwaltung A (HV A). Aufgaben – Strukturen – Quellen (= Anatomie der Staatssicherheit – MfS-Handbuch). Berlin 2013 (Online; PDF; 3,2 MB; darin Einzelkapitel 2: Institut für Wirtschafts-wissenschaftliche Forschung (1951–1953), S. 23–32).
  • documentArchiv.de Abkürzungsverzeichnis für Institutionen in der SBZ und DDR
  • Helmut Müller-Enbergs: Institut für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF). In: Roger Engelmann, Bernd Florath, Walter Süß u. a. (Hrsg.): Das MfS-Lexikon – Begriffe, Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR. 3. aktualisierte Auflage. Ch. Links Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-86153-900-1 (Online-Version auf bstu.de).

Einzelnachweise

  1. Helmut Müller-Enbergs: Die Nachrichtendienstschule. Der I. Kursus der Schule des Instituts für wirtschaftswissenschaftliche Forschung (IWF) (= hefte zur ddr-geschichte 107). Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin 2006, S. 5 Fn. 1. In einer weiteren Publikation (Das Institut für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung und die Anfänge der DDR-Spionage. Strukturelle und personelle Weichenstellungen 1951 bis 1956) weist Müller-Enbergs darauf hin, dass das IWF nicht als Außenpolitischer Nachrichtendienst (APN) dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR unterstand, wie vielfach angenommen werde. Die Bezeichnung Außenpolitischer Nachrichtendienst sei erst ab Herbst 1953 bis September 1956 nachweisbar (S. 7).
  2. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (Hrsg.): Hauptverwaltung A (HV A). Aufgaben – Strukturen – Quellen (= Anatomie der Staatssicherheit – MfS-Handbuch). Berlin 2013 (Online; PDF; 3,2 MB; darin Einzelkapitel 2: Institut für Wirtschaftswissenschaftliche Forschung (1951–1953), S. 23–32, hier S. 24. Dort auch anders: 1. September 1951).
  3. Jens Gieseke: Die hauptamtlichen Mitarbeiter der Staatssicherheit: Personalstruktur und Lebenswelt 1950–1989/90 (= Analysen und Dokumente. Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Band 20. Herausgegeben von der Abteilung Bildung und Forschung). Ch. Links Verlag, 2010, ISBN 978-3-86284-026-7, S. 71 (Google eBook, abgerufen am 12. Februar 2014).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.