Holzmarkt 3 (Hannover)
Holzmarkt 3 lautet die Adresse eines denkmalgeschützten,[1] aus dem 17. Jahrhundert stammenden Fachwerkhauses in der Altstadt von Hannover.[2]
Geschichte und Beschreibung
Das gut zwei Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg um das Jahr 1660 errichtete Gebäude am Holzmarkt Ecke Kramerstraße mit seinen vier vorkragenden Geschossen wurde mit seinem Giebelerker,[2] dem Zwerchhaus,[3] zur Holzmarktseite ausgerichtet. An der Fassade blieben die Balkenköpfe unverkleidet sichtbar, während die Füllhölzer gleich profiliert über abwechselnden Fußknaggen eingesetzt wurden.[2]
Zu dem Grundstück der Immobilie gehörte ursprünglich auch das Nachbargrundstück in der Kramerstraße.[2] Mit dem Eigentum war jahrhundertelang auch die noch aus dem Mittelalter stammende Braugerechtsame verbunden.[4]
Zur Zeit des Königreichs Hannover wurde das Ladengeschäft im Erdgeschoss des Hauses um das Jahr 1830 neu ausgestattet.[2] Als kurze Zeit später nach dem Ende der Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover durch den Einzug von König Ernst August Hannover im Jahr 1837 wieder zur Residenzstadt geworden war,[5] wurde der Eigentümer des Hauses am Holzmarkt mit der damaligen Billetnummer 1043[4] G. W. Merklin zum Hof-Materialisten und zum Tee- und Kolonialwarenhändler „Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen“ erhoben,[6] des späteren Königs Georg V.[7]
Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs war das Ladengeschäft G. W. Mercklin am Holzmarkt 3 auf den Inhaber Ernst Sengstadt übergegangen, während im Jahr 1888 die Kaufmanns-Witwe Dorette Merklin gemeinsam mit Hermann Merklin das Haus Weinstraße 12 bewohnte, während die unternehmerischen Aktivitäten der Familie sich seit 1870 und 1871 durch den Bankier Gustav Mercklin,[8] zugleich Geschäftsführer des Hannoverschen Künstlervereins,[9] und seinen Teilhaber Christian Heinrich Friedrich Schumacher auf das Bankhaus Mercklin & Schumacher im nahegelegenen Hause Burgstraße 40 konzentrierten.[8]
Noch gegen Ende der Weimarer Republik berichtete der Denkmalpfleger Arnold Nöldeke, dass sich die Ladenausstattung aus der Zeit um 1830 noch teilweise erhalten habe.[2]
Zur Zeit des Nationalsozialismus hatten hier im Hause Holzmarkt 3 Max Moses Heinemann (Jahrgang 1872) und Rosa Heinemann, geborene Friedmann (Jahrgang 1875) ihren letzten freiwilligen Wohnsitz, bevor sie beide 1939 in die Niederlande flohen. Dort wurden sie während des Zweiten Weltkrieges von den Nazis zunächst im Durchgangslager Westerbork interniert, bevor sie von dort aus deportiert und schließlich im KZ Auschwitz ermordet wurden.[10]
Weblinks
Einzelnachweise
- Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig: Holzmarkt. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 1, Band 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 60; sowie Mitte im Addendum zu Teil 2, Band 10.2: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 3ff.
- Arnold Nöldeke: Am Holzmarkt 3, in ders.: Die Kunstdenkmale der Stadt Hannover, Teil 1 und 2: Denkmäler des "alten" Stadtgebietes Hannover. In: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1, Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 504; Digitalisat über archive.org
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Holzmarkt 2, 3, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 152
- Vergleiche das Adreßbuch der königlichen Residenzstadt Hannover (ABH) für das Jahr 1843, Abteilung II: Hauseigentümer und Inquillien, S. 101, Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB)
- Klaus Mlynek: Ernst August, König von Hannover. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 111.
- Vergleiche beispielsweise das ABH für 1843, Zweite Abteilung, Abteilung II: Alphabetisches Hauptverzeichnis, S. 219; Digitalisat der GWLB
- Klaus Mlynek: Georg V., König von Hannover. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 210.
- Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden, Abteilung I, 3: Alphabetisches Verzeichniß der Behörden und Anstalten, der Einwohner und Handels-Firmen, S. 602; Digitalisat der GWLB
- Henning Rischbieter: Wie die wilhelminischen Bourgeois tafelten, in ders.: Hannoversches Lesebuch, oder: Was in und über Hannover geschrieben, gedruckt und gelesen wurde, Band 2: 1850 - 1950, 1. Auflage, Velber: Friedrich Verlag, 1988, (2. Auflage Hannover: Schlütersche, 1991, ISBN 3-87706-359-4), S. 122; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vergleiche beispielsweise die Inschrift der beiden Stolperstein vor dem Haus Holzmarkt 3