Hohennauen
Hohennauen ist ein Ortsteil der Gemeinde Seeblick im Landkreis Havelland in Brandenburg.
Hohennauen Gemeinde Seeblick | |
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Höhe: | 28 m ü. NHN |
Fläche: | 31,24 km² |
Einwohner: | 605 (31. Dez. 2006)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 19 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 2001 |
Postleitzahl: | 14715 |
Vorwahl: | 033872 |
Der Ortsteil liegt nordwestlich am Hohennauener-Ferchesarer See, wo sich auch das ehemalige Schloss befindet.
Ein Großteil des auch nach dem Ortsteil benannten Hohennauener-Ferchesarer See gehört zum Ortsteil. Weiters sind die Hohennauener Wasserstraße, die den See westwärts mit der Havel verbindet, obwohl sie zum allergrößten Teil außerhalb des Ortsteils liegt, und – ein Teil von ihr – der Hohenauener Kanal nach dem Ortsteil benannt. Der See gehört zu etwa 3/4 seiner Länge und Fläche samt schmaler Uferstreifen zum Ortsteil Hohennauen.
Geschichte
Östlich des Dorfes Elslaake befindet sich der Burgwall Hohennauen-Witzke, der Überrest eines slawischen Burgwalls aus dem 7. bis 9. Jahrhundert. Von der einstigen Anlage sind noch der ehemaligen Wall und Burggraben erkennbar. In der Vorburgsiedlung konnten Keramiken gesichert werden.[2]
2007 wurden in Hohennauen Teile eines slawischen Gräberfeldes aus dem 11. und 12. Jahrhundert erschlossen. Die Skelette wurden von der Anthropologin Bettina Jungklaus untersucht. Die untersuchten 23 Bestatteten wiesen eine für diese Zeit durchschnittliche Körpergröße auf (Frauen 1,53 m, Männer 1,66 m). Die Krankheitsbelastung war sehr hoch. Vorrangig waren Erkrankungen an den Zähnen und Kieferknochen nachzuweisen, häufig kamen auch degenerative Veränderungen der Gelenke und Wirbel vor. Das weist auf Beschäftigung in der Landwirtschaft und eine vorwiegend fleischlose Kost hin. Zwei Kinder wiesen Anzeichen von Mangelernährung auf und bei drei Erwachsenen fanden sich verheilte Knochenbrüche.[3][4]
Hohennauen wurde erstmals 1386 urkundlich erwähnt und ist ein typisches Straßendorf. Häufig wechselten die Besitzer des Ortes, bis 1350 waren es die Markgrafen von Brandenburg, ihnen folgten die Grafen von Lindow und bis 1386 die Bischöfe von Brandenburg. Danach waren die Familien von Stechow und Friesack Gutsherren. 1401 traten die Besitzer der Burg, die Familie Zicker, der magdeburgischen Invasion entgegen und unternahmen in der Folgezeit selbst Einfälle in das benachbarte Erzbistum. Nach 1414 war der Besitz dem Landesherren unterworfen. 1432 verpfändeten die Hohenzollern die Burg an die Familie von Rohr.
Seit 1486 war die Familie von der Hagen Eigentümer von Hohennauen. Ab 1510 beginnt ihre durchgehende genealogische Stammfolge auf ihren Anteilen im Ort.[5] Das Rittergut wurde im 17. Jahrhundert in vier Teile gegliedert. Einen Teil besaß ab 1692 Johann Gottfried von Rauchhaupt. Die anderen Teile waren unter den von der Hagen vereinigt. Ab 1692 bzw. 1731 bestanden zwei Herrensitze.
Das erstmals 1879 amtlich publizierte Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer für die Provinz Brandenburg gibt für Hohennauen Anteil I und IV der Kleist von Bornstedt gesamt 1713 ha an. Anteil II und III Hohennauen der von der Hagen wurde mit 1482 ha geführt.[6]
Die Burg war bereits nach dem Dreißigjährigen Krieg völlig verfallen. Auf den Grundmauern baute Johann Gottfried von Rauchhaupt um 1700 ein Herrenhaus als Fachwerkgebäude. Dieser Bau wurde später ergänzt und bildet nun den Westflügel. Das Schloss wurde unter der Herrschaft des Hans Ehrenreich von Bornstedt, der die Enkelin des Herrn von Rauchhaupt geheiratet hatte, 1778 erheblich umgestaltet und später teilweise verputzt. Der Bau wurde 1928 stark verändert und erhielt den Mittelrisalit. Bis in die Gegenwart diente das Gebäude als Schule. 1781 bzw. 1802 wurde das Gut mit Wassersuppe, Witzke, Schönholz und Elslake majorisiert und ging Ende des 18. Jahrhunderts von der Familie von Bornstedt auf die von Kleist über, die es bis 1945 besaßen.
Die ebenfalls im Ort ansässige Familie von der Hagen, die bis dahin in einem einfachen Fachwerkgebäude gewohnt hatten, errichteten im Jahre 1792 am nördlichen Ende des Gutsparkes ein kleines Schloss. Der einfache zweigeschossige Putzbau von elf Achsen besitzt ein Walmdach. Im Inneren findet sich eine Eichenholztreppe mit ovalem Auge. Nach 1945 wurde der Bau als Kinderheim genutzt.
Seit dem 31. Dezember 2001 gehört der vormals eigenständige Ort zur Gemeinde Seeblick.[7]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die Dorfkirche Hohennauen ist ein spätromanischer Backsteinbau aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der obere Teil wurde allerdings im 16. Jahrhundert erneuert. Sehenswert sind der reiche geschnitzte Altaraufsatz und die Kanzel von 1610. Die Taufe aus Sandstein stammt aus dem Jahre 1603 und gehörte zum Vorgängerbau. Daneben finden sich Sandstein- und Holzepitaphe der Familie von der Hagen und Rauchhaupt-Bornstedt aus den Jahren 1759 bzw. 1708. Unter der Patronatsloge steht der um 1769 entstandene prunkvolle Sandsteinsarkophag der Katharina Hedwig von der Hagen mit Allianzwappen und Inschriften.
- Im Ort ist der SV Hohennauen e. V. ansässig. Im Verein gibt es mehrere Sektionen, wie zum Beispiel Fußball, Volleyball oder Billard.
Persönlichkeiten
- Karl Wilhelm Heinrich von Kleist (1836–1917), preußischer General
- Werner Wolter (* 1926), Kreistags- und Volkskammerabgeordneter der DBD, LPG-Vorsitzender in Hohennauen
Einzelnachweise
- Gemeinde- und Ortsteilverzeichnis. In: geobasis-bb.de. Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg, abgerufen am 12. November 2017.
- Slawische Burganlagen in Brandenburg A – M (119). Hohennauen. 2. Burgwall Hohennauen – Witzke. slawenburgen.npage.de. Eingesehen am 5. März 2018.
- Projekt Hohennauen, spätslawisches Gräberfeld. In: anthropologie-jungklaus.de. Abgerufen am 4. Juni 2017.
- Bettina Jungklaus, Heike Kennecke: Die slawischen Körpergräberfelder von Bredow und Hohennauen, Lkr. Havelland – archäologische und anthropologische Aspekte. In: Felix Paul Biermann, Thomas Kersting, Anne Klammt (Hrsg.): Der Wandel um 1000: Beiträge der Sektion zur Slawischen Frühgeschichte der 18. Jahrestagung des Mittel- und Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Greifswald, 23. bis 27. März 2009. Verlag Beier & Beran, Langenweißbach 2011, ISBN 978-3-941171-45-9, S. 269–294.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1904. Fünfter Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, von der Hagen. Stamm A. Justus Perthes, Gotha 2. November 1903, S. 296–300 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 10. November 2021]).
- P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 92–93, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de [abgerufen am 10. November 2021]).
- Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.2001 Übersicht vom 1. Juli 2007 auf der Webseite des Statistischen Bundesamtes destatis.de (Excel-Datei). Abgerufen am 29. März 2021.
Literatur
- Georg Piltz, Peter Garbe: Schlösser und Gärten in der Mark Brandenburg. Seemann, Leipzig 1987, ISBN 3-363-00063-4, S. 155, 197.
- Udo Geiseler und Monika Loddenkemper: Hohennauen. In: Peter Michael Hahn und Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. S. 263–267; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883); Berlin: Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann 2000; 2 Bde., 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.; ISBN 978-3-875-84024-7