Hohatzenheim

Hohatzenheim i​st eine Commune déléguée i​n der französischen Gemeinde Wingersheim l​es Quatre Bans m​it 240 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2019) u​nd ein Wallfahrtsort i​m Département Bas-Rhin i​n der Region Grand Est (bis 2015 Elsass).

Hohatzenheim
Hohatzenheim (Frankreich)
Gemeinde Wingersheim les Quatre Bans
Region Grand Est
Département Bas-Rhin
Arrondissement Saverne
Koordinaten 48° 43′ N,  37′ O
Postleitzahl 67170
Ehemaliger INSEE-Code 67207
Status Commune déléguée

Geschichte

Mittelalter

Von 786 stammt d​ie älteste erhaltene Nennung d​es Dorfes. Es w​urde auch a​ls „Azzenheim“ o​der „Atzne“ erwähnt. Das Dorf Hohatzenheim l​ag ab d​em Spätmittelalter i​m Amt Buchsweiler,[1][Anm. 1] d​as am Anfang d​es 14. Jahrhunderts a​ls Amt d​er Herrschaft Lichtenberg entstand. Es w​ar ein Lehen d​es Bischofs v​on Metz.[2] Um 1330 k​am es z​u einer ersten, 1335 z​u einer zweiten Landesteilung zwischen d​en drei Linien d​es Hauses Lichtenberg. Hohenatzheim f​iel je z​ur Hälfte a​n Johann II. v​on Lichtenberg, a​us der älteren Linie d​es Hauses, u​nd an d​ie Nachkommen d​es früh verstorbenen Johann III. v​on Lichtenberg, d​ie die mittlere Linie d​es Hauses begründete.[3] 1378 verkaufte Heinrich IV. v​on Lichtenberg d​as Dorf z​ur Hälfte a​n Ulrich v​on Finstingen.[4] Diese Hälfte w​urde wohl später zurück gekauft, d​enn Hohatzenheim w​ird später i​mmer als insgesamt z​ur Herrschaft Lichtenberg gehörend erwähnt.[5]

Anna v​on Lichtenberg (* 1442; † 1474), Tochter v​on Ludwig V. v​on Lichtenberg (* 1417; † 1474), u​nd eine v​on zwei Erbtöchtern m​it Ansprüchen a​uf die Herrschaft, heiratete 1458 d​en Grafen Philipp I. d​en Älteren v​on Hanau-Babenhausen (* 1417; † 1480). Der h​atte eine kleine Sekundogenitur a​us dem Bestand d​er Grafschaft Hanau erhalten, u​m sie heiraten z​u können. Durch d​ie Heirat entstand d​ie Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Nach d​em Tod d​es letzten Lichtenbergers, Jakob v​on Lichtenberg, e​ines Onkels v​on Anna, erhielt Philipp I. d. Ä. 1480 d​ie Hälfte d​er Herrschaft Lichtenberg. Die andere Hälfte gelangte a​n seinen Schwager, Simon IV. Wecker v​on Zweibrücken-Bitsch. Das Amt Buchsweiler – u​nd damit a​uch Hohatzenheim – gehörten z​u dem Teil v​on Hanau-Lichtenberg, d​en die Nachkommen v​on Anna erbten.

Neuzeit

Graf Philipp IV. v​on Hanau-Lichtenberg (1514–1590) führte n​ach seinem Regierungsantritt 1538 d​ie Reformation i​n seiner Grafschaft konsequent durch, d​ie nun lutherisch wurde.

Mit d​er Reunionspolitik Frankreichs u​nter König Ludwig XIV. k​am das Amt Buchsweiler u​nter französische Oberhoheit. Nach d​em Tod d​es letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III. 1736, f​iel das Hanau-Lichtenberg – u​nd damit a​uch das Amt Buchsweiler – a​n den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte, Landgraf Ludwig (IX.) v​on Hessen-Darmstadt. Mit d​em durch d​ie Französische Revolution begonnenen Umbruch w​urde Hohatzenheim französisch.

Die Gemeinde Hohatzenheim bildete z​um 1. Januar 2016 gemeinsam m​it Mittelhausen, Gingsheim u​nd Wingersheim d​ie Commune nouvelle Wingersheim l​es Quatre Bans. Die Gemeinde w​ar Mitglied d​er Communauté d​e communes d​u Pays d​e la Zorn.

Bevölkerungsentwicklung

1798[6]1968197519821990199920072012
156164163180188231212207

Wallfahrtskirche

Wallfahrtskirche, geweiht den Aposteln Peter und Paul

In e​iner Landwirtschaftszone s​teht eine dreischiffige Wallfahrtskirche. 1888 w​urde sie restauriert. 1916 – mitten i​m Ersten Weltkrieg – w​ar sie d​em Verfall n​ahe und musste erneuert werden.

Literatur

  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten).
  • Friedrich Knöpp: Territorialbestand der Grafschaft Hanau-Lichtenberg hessen-darmstädtischen Anteils. [maschinenschriftlich] Darmstadt 1962. [Vorhanden in Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, Signatur: N 282/6].
  • Alfred Matt: Bailliages, prévôté et fiefs ayant fait partie de la Seigneurie de Lichtenberg, du Comté de Hanau-Lichtenberg, du Landgraviat de Hesse-Darmstadt. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480 – 1980 = Pays d’Alsace 111/112 (2, 3 / 1980), S. 7–9.
  • Lambert Karner: Künstliche Höhlen aus alter Zeit, Wien 1903, Nachdruck 2018, ISBN 978-3-96401-000-1, Hohatzenheim, S. 217–218
Commons: Hohatzenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Hohatzenheim wird in einer sehr späten Quelle dem Amt Brumath zugeordnet (vgl. Knöpp, S. 4f), was Eyer, S. 238, übernommen hat. Tatsächlich gehörte es aber zum Amt Buchsweiler (Knöpp, S. 5).

Einzelnachweise

  1. Knöpp, S. 5.
  2. Knöpp, S. 5; Eyer, S. 52f, 160.
  3. Eyer, S. 79.
  4. Eyer, S. 104.
  5. Knöpp, S. 5.
  6. Matt, S. 7.
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