Ho-Chi-Minh-Pfad
Der Ho-Chi-Minh-Pfad (von den Amerikanern benutzte Bezeichnung, Vietnamesisch: Đường mòn Hồ Chí Minh) oder strategische Versorgungsroute Truong-Son (von der Vietnamesischen Volksarmee benutzte Bezeichnung, Vietnamesisch Tuyến vận tải chiến lược Trường sơn[1]), war ein während des Indochinakriegs und des Vietnamkriegs genutztes logistisches Netz aus Straßen und anderen Verkehrswegen, das von Nordvietnam über Laos und Kambodscha nach Südvietnam führte. Die westliche Bezeichnung Ho-Chi-Minh-Pfad leitet sich vom nordvietnamesischen Präsidenten Hồ Chí Minh ab. Die in Vietnam verwendete Bezeichnung bezieht sich auf die Truong-Son-Gebirgskette im östlichen Indochina, durch die der Versorgungsweg verlief.
Geschichte
Bereits im Indochinakrieg wurde der Verkehrsweg durch Laos benutzt, um die logistische Unterstützung des Südens durch den Norden zu gewährleisten. Zu diesem Zweck wurden die Straßen über den Nape-Pass und den Mu-Gia-Pass ausgebaut. Während des Vietnamkriegs wurden die Straßen weiter verbessert und konnten auch mit Lastkraftwagen befahren werden. Die beiden zuvor genannten Pässe wurden schnell zu Zielen von amerikanischen Bombardierungen.
Die parallel zum Vietnamkrieg auf laotischem Boden durchgeführte Geheimmission Operation Barrel Roll bombardierte den Nape-Pass sehr stark, sodass der Mu-Gia-Pass zum Haupteinstiegspunkt in den Ho-Chi-Minh-Pfad wurde. Trotz zahlreicher verheerender Luftangriffe durch US-Kampfflugzeuge während der Operation Rolling Thunder konnte der Verkehr auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad nicht zum Erliegen gebracht werden. Viele Straßen konnten von Lastkraftwagen befahren werden, einige Abschnitte waren aber nur kleine Fuß- und Radwege, sodass das Material umgeladen werden musste und in Depots zwischengelagert wurde. Zerstörte Abschnitte wurden schnellstmöglich repariert, damit der Verkehr durch die Bombardierungen möglichst nur kurz unterbrochen wurde. Im Juni 1965 kam der Lkw-Verkehr über den Mu-Gia-Pass zum Erliegen, nachdem die US-Luftwaffe mit täglichen Luftangriffen die Straße unbenutzbar gemacht hatte. Zuvor wurde geschätzt, dass täglich 200 bis 350 t Material auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad transportiert wurde.[2]
Im März 1966 fuhren die Lastkraftwagen wieder und es wurde geschätzt, dass 75 % des gesamten Verkehrs nach Laos über den Mu-Gia-Pass abgewickelt wurde.[3] Ab diesem Jahr setzte die Vietnamesische Volksarmee den sowjetischen Lastwagentyp ZIL-157 ein, dessen Transportkapazität mit drei Tonnen um 50 % höher war als die der bisher verwendeten LKW. Die beförderte Gütermenge wurde vom CIA auf 70 bis 90 t täglich geschätzt.[4]
Weil die Nachbarländer Laos und Kambodscha offiziell neutral zum Konflikt in Vietnam waren, konnten die Vereinigten Staaten den Ho-Chi-Minh-Pfad nicht mit Bodentruppen angreifen. Nachdem Washington im März 1968 die Bombardierung Nordvietnams gestoppt hatte, legten die Militärkolonnen längere Strecken in Nordvietnam zurück und benutzten erst den im Vergleich zu den zuvor genutzten Pässen weiter südlich liegenden Ban-Karai-Pass, um nach Laos zu kommen. Die USA starteten am 11. November 1968 die Geheimmission Operation Commando Hunt, bei der mithilfe von Bombardierungen des neutralen Laos, vor allem auf dem Bolaven-Plateau, versucht wurde, das Straßennetz zu zerstören. Die Amerikaner entdeckten eine besonders empfindliche Stelle der Nachschublinie bei Ban Lobôy, wo Furten durch den Bangfai-Fluss angelegt waren. Die Stelle gilt als der am stärksten bombardierte Ort der Welt.[5] Das Vorhaben scheiterte und es gelang nicht, die Transporte im größeren Maße zu behindern oder gar komplett zu stoppen: der Pfad war weitverzweigt, von der Vegetation verdeckt und beschädigte Abschnitte waren leicht zu umgehen. Um die Wege des Ho-Chi-Minh-Pfades bei Luftoperationen erkennen zu können, wurden die entsprechenden Regionen zur Entlaubung der Vegetation aus der Luft mit Agent Orange besprüht.
Siehe auch
Literatur
- Peter E. Davies: Ho Chi Minh Trail 1964-73: Steel Tiger, Barrel Roll, and the secret air wars in Vietnam and Laos. Osprey, London 2020, ISBN 978-1-4728-4253-4.
- Hellmut Kapfenberger: Ho-Chi-Minh-Pfad. Die Geschichte der legendären Nachschubtrasse. Verlag Wiljo Heinen, Berlin und Böklund 2019, ISBN 978-3-95514-039-7.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Strategische Versorgungsroute Truong-Son – Ho-Chi-Minh-Pfad – die Einzigartigkeit des Krieges des vietnamesischen Volkes. 19. Mai 2014 .
- CIA (Hrsg.): Interdiction of Communist Infiltration Routes in Vietnam. Intelligence Memorandum. (ttu.edu [PDF]).
- Jacob Van Staaveren: Interdiction in Southern Laos 1960-1968. Center for Air Force History, 1993, ISBN 978-1-4102-2060-8, S. 135–137.
- CIA (Hrsg.): Buildup of Vietnamese Communist Forces continues after resumption of air attacks. Intelligence Memorandum. 21. Februar 1966, Supply Routes in Laos (ttu.edu [PDF]).
- Ho Chi Minh Trail Before and Now Photos. In: Explore Indochina. Abgerufen am 10. November 2018 (englisch): „One crossing point, called Ban Laboy, is reckoned to be the most heavily bombed place on the planet.“
- Hellmut Kapfenberger: »Ho-Chi-Minh-Pfad«. Verlag Wiljo Heinen, abgerufen am 10. Mai 2019.