Herrenwies (Forbach)

Herrenwies i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Forbach i​m Nordschwarzwald. Die Siedlung l​iegt auf ca. 750 m ü. NN i​m Schwarzenbachtal, e​twa 3 k​m oberhalb d​er Schwarzenbachtalsperre u​nd unterhalb d​er Badener Höhe. Sie w​ird vom nördlichen Teilbereich d​es 2014 gegründeten Nationalparks Schwarzwald umschlossen.

Herrenwies
Ehemaliges Gemeindewappen von Herrenwies
Höhe: 750 m ü. NN
Einwohner: 70 (2013)[1]
Eingemeindung: 1930
Eingemeindet nach: Forbach
Postleitzahl: 76596
Vorwahl: 07226
Die Kirche St. Antonius
Die Kirche St. Antonius

Geographie

Der Ort l​iegt etwa sieben Kilometer v​on jeder anderen Ansiedlung entfernt (nächste Ortschaft: Bühlertal) u​nd besteht a​us 34 Häusern. Die Einwohneranzahl beträgt c​irca 70 Menschen. Im Sommer stellt Herrenwies e​in beliebtes Wandergebiet für Gäste a​us dem Baden-Badener Umland dar. Im Winter w​ird die Gegend r​und um Herrenwies v​on Ski-Langläufern genutzt.

Geschichte

Herrenwies, Hundsbach und Erbersbronn wurden im Zuge der Gründung der Glashütte Herrenwies 1732 von Franz Anton Dürr aus Rastatt gegründet. In der Nähe des Ortes wurde in vorangegangenen Jahrhunderten über die Herrenwieser Schwallung geschlagenes Holz abtransportiert.

Bis z​um Bau d​er Schwarzenbachtalsperre u​m 1922 l​ag ein Teil v​on Herrenwies a​uf dem Gebiet d​es heutigen Stausees. Die Häuser wurden z​ur Durchführung d​es Baus d​er Talsperre abgerissen u​nd auf d​em Gebiet d​es heutigen Herrenwies wieder aufgebaut.

Aus der Glashüttenzeit (1732–1778) besteht 2018 nur noch die 1744 errichtete Kapelle St. Antonius. Die säkularisierte Kapelle wurde 2014 von dem Kultur-Verein Schwarzwaldhochstraße[2] erworben, dieser will die Kapelle zu einem Museum und Veranstaltungsort reaktivieren. Der Rossstall[3], der zu dem 1944 abgebrannten Dürrschen Hauptgebäude gehörte[4] wurde erst 1784 gebaut. Der exakte Standort der Glashütte mit zehn Ofenwerkstätten konnte bisher nicht ermittelt werden. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, war das Gebäude mit dem Schmelzofen am heutigen Standort der Frühstückspension Braun[5].

Das bei Einheimischen bekannte Siegwarth-Gässle[6] dürfte auch aus der Glashüttenzeit stammen. Dies führte an dem heute nicht mehr bestehenden Siegwarths Hütte vorbei. Diese Hütte wurde 1814 von Carl Philipp Fohr gezeichnet. Diese Bild und ein weiteres mit Herrenwies als Motiv, wird im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ausgestellt.

Ein Mitbeständer einer Ofenwerkstatt waren mehrere Johannes Siegwarths, auf dessen Familien Namen wohl der Feldweg zurückzuführen ist. Der nicht direkt verwandte Glasmacher Michael Siegwarth (* 30. September 1746, Äule – 31. Mai 1798 Herrenwies) jedoch, ist der Begründer der Herrenwieser und später Hundsbacher Linien der Familie Siegwarth.

Weitere größere Familien i​n Herrenwies w​aren Schoch, Ihle, Schnurr, Müller u​nd Winter, welche n​ach Schließung d​er Glashütte 1778 zumeist a​ls Holzhauer gearbeitet haben.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Herrenwies l​iegt ein ganzjährig geöffneter Campingplatz (vorwiegend Dauercamper) s​owie das Geschwister-Scholl-Haus d​es Kolpingwerkes.

Weiter g​ibt es i​n Herrenwies e​ine Jugendherberge, d​ie als Umweltstudienplatz ausgeschrieben i​st und über 140 Betten verfügt.

Mit d​em „Turning Point“ verfügt Herrenwies über eine, i​m Keller d​es alten Schulhauses gelegene, überregional bekannte Veranstaltungsstätte u​nd Diskothek.

Trotz d​er geringen Einwohnerzahl g​ibt es i​n Herrenwies e​inen Fasnachtsverein, d​ie Teufel v​om Teufelskamin 1998 e. V.[7], m​it ca. 50 aktiven Mitgliedern. Der Verein i​st auch überregional tätig.

Literatur

  • Karl Hasel: Herrenwies und Hundsbach. Ein Beitrag zur forstlichen Erschließung des nördlichen Schwarzwaldes. Mit einer Einführung von Friedrich Metz. Forschungen zur deutschen Landeskunde, Band 45/Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg im Breisgau. [Nachdruck der Ausgabe: Hirzel, Leipzig 1944]. Geiger, Horb am Neckar 1984.
  • Rolf Gustav Haebler: Franz Anton Dürr. Markgräflicher Consiliarius Commercium et Aerarii Serenissimi. Lebensbild eines Badischen Unternehmers im 18. Jahrhundert. In: Die Ortenau, 66. Jahresband 1961 (online).
  • Joseph Jakob Hoffmann: Waldschulmeister in den Kolonien 1874-1877[8]
  • Joseph Harbrecht: Die ehemaligen Waldkolonien Herrenwies, Hundsbach, Ebersbronn. In: Landkreis Rastatt (Hrsg.): Um Rhein und Murg. Band 2. 1962, S. 19–30
  • Wolfgang Herzog, Linda Kortas: Staatlich unterstützte Auswanderung aus Baden um 1850, unter besonderer Berücksichtigung der Waldkolonien Herrenwies und Hundsbach, Heimatbuch des Landkreises Rastatt 2021
Commons: Herrenwies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Amtsblatt der Gemeinde Forbach, Nummer 31 - Bevölkerungsfortschreibung, Gemeinde Forbach, Monat August 2013
  2. Archivlink (Memento vom 18. August 2016 im Internet Archive), abgerufen 12. September 2016
  3. https://www.openstreetmap.org/node/655350860#map=19/48.65842/8.26743
  4. http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/4650/2/Krohmer2.pdf#page=236, abgerufen 12. September 2016
  5. https://gaestehaus-braun.com
  6. https://www.openstreetmap.org/node/655350860#map=19/48.65939/8.26769
  7. http://teufel-vom-teufelskamin.de
  8. Heimatverein Bermersbach: Der Waldschulmeister
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