Hermann von der Forst
Hermann von der Forst (* 8. November 1892 in Bad Driburg; † 29. Mai 1968 in Melle) war ein deutscher Unternehmer, Kommunalpolitiker (NSDAP) und Förderer lokaler kultureller Einrichtungen in Melle, Regierungsbezirk Osnabrück (bis zu dessen Auflösung 1978), Landkreis Osnabrück, Niedersachsen[1].
Leben
Hermann von der Forst wurde als Sohn des Bürgermeisters am 8. November 1892 in Bad Driburg geboren. Seine Vorfahren stammten aus einer gutbürgerlichen katholischen Familie. Seine Großväter waren Amtmann und Rentmeister[2].
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Paderborn, das Forst wegen schlechter schulischer Leistungen vorzeitig ohne Abitur verließ, absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Als junger Soldat der deutschen Armee kämpfte er im Ersten Weltkrieg in der Schlacht an der Somme und der Schlacht um Verdun und wurde 1919 als hochdekorierter Leutnant der Reserve, mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet, aus der Armee entlassen.
1920 heiratete Forst Erna Herold, Tochter des wohlhabenden Inhabers der Treibriemenfabrik Herold in Westerhausen (heute Westland Gummiwerke), Kreis Melle, die während der Weltwirtschaftskrise 1932 in Konkurs ging. Er konvertierte zur evangelisch-lutherischen Kirche und wurde Vater von drei Kindern.
Im Jahre 1932 trat Forst der NSDAP bei, der er bis 1945 angehörte. Bereits zuvor war er sowohl der Deutschnationalen Volkspartei (DVNP) als auch der SA (1932) beigetreten, die er 1934 im Rang eines Sturmbannführers verließ. Kurz nach der NS-Machtergreifung ernannte ihn die Stadt Melle 1933, auf Initiative des NSDAP-Kreisleiters Helmut Seidel, zum Bürgermeister, indem sie den vorherigen Bürgermeister, Hans Gerhard (1931–1933), der als NS-Gegner galt, absetzte. 1935 stieg Forst zum Landrat des Landkreises Melle auf, er wurde allerdings 1943, vermutlich wegen Auflösung seiner Dienststelle, in den Wartestand versetzt.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Forst, nach der Okkupation Frankreichs durch die Deutsche Wehrmacht, in die Militärverwaltung Frankreichs abkommandiert. Dort wurde er allerdings kurz danach wegen Ungehorsams und Devisenvergehen verurteilt und abgesetzt. Zu seiner Rehabilitation beantragte er Frontbewährung, worauf ihn die Wehrmacht als einfachen Soldaten an die Ostfront versetzte, wo er sich abermals bewährte und erneut dekoriert sowie zum Leutnant befördert wurde.
Nach Kriegsende wurde Forst von der britischen Besatzungsmacht interniert und in einem mehrjährigen Entnazifizierungsprozess zunächst als wesentlicher Förderer und Nutznießer des NS-Regimes eingestuft, später aber aufgrund zahlreicher guter Leumundszeugnisse Meller Bürger als sogenannter ‚Mitläufer‘ entnazifiziert. In der Nachkriegszeit betätigte Forst sich u. a. als Spirituosenverkäufer.
Die Honoratioren der Stadt Melle nahmen Forst, dessen freundliche und gesellige Art allseits geschätzt wurde, wieder in den Kreis der Ihren auf, z. B. als Ehrenmitglied des Schützenvereins und des Kreisreiterverbandes. Am 29. Mai 1968 verstarb Forst in Melle, geehrt von den Meller Bürgern durch zahlreiche Traueranzeigen in der lokalen Presse.
Literatur
- Plaß, Uwe: Ein Meller Landrat mit zweifelhafter Karriere. Meller Kreisblatt, 3. Mai 2018. Heimatverein-Melle, „Aus alten Zeitungsbänden“, Meller Kreisblatt vom 24. Februar 2011.
Einzelnachweise
- Landesarchiv Niedersachsen, Zweigstelle Osnabrück, Entnazifizierungsakte, von der Forst, Hermann, Geburtsdatum: 8. November 1892, NLA OS Rep 980, Nr. 33591
- siehe hier und im Folgenden: Plaß, Uwe: „Ein Meller Landrat mit zweifelhafter Karriere“. Meller Kreisblatt, 3. Mai 2018