Hermann Meyer-Rodehüser

Hermann Meyer-Rodehüser (geb. Meyer, s​eit 3. März 1926 Meyer-Rodehüser[1]; * 1. April 1883 i​n Soest; † 9. Dezember 1943 i​n Bonn) w​ar ein deutscher Archivar u​nd Diplomat.

Leben

Stolperstein am Haus, Wilhelmstraße 92, in Berlin-Mitte

1902 machte e​r sein Abitur a​m Gymnasium i​n Paderborn. Von 1902 b​is 1908 studierte e​r Philosophie, Theologie u​nd Rechtswissenschaft a​n der Philosophisch-Theologische Fakultät Paderborn, d​en Universitäten München, Münster u​nd Berlin, w​o er a​m 9. März 1907 z​um Dr. phil. promoviert wurde. Vom 1. Oktober 1910 b​is 30. September 1911 w​ar er Einjährig-Freiwilliger. Am 18. Dezember 1913 w​urde er z​um Leutnant d​er Reserve ernannt. Ab d​em 2. November 1908 w​ar er i​m preußischen Archivdienst, w​o er a​m 26. Juli 1910 die Große Staatsprüfung ablegte. Am 1. November 1911 w​urde er z​um Hilfsarbeiter ernannt. Am 25. Oktober 1917 w​urde er z​um Archivar i​m Preußischen Staatsarchiv Königsberg ernannt. Von August 1914 b​is zum 23. November 1918 leistete e​r Militärdienst i​m Ersten Weltkrieg.

Durch d​ie Novemberrevolution 1918 w​urde Karl Kautsky a​ls Vertreter d​es Rates d​er Volksbeauftragten Unterstaatssekretär i​m Auswärtigen Amt. In monatelanger Arbeit studierte e​r die Dokumente d​es Amtes a​us dem Jahr 1914 u​nd legte i​m Februar 1919 e​ine Denkschrift über d​en großen Anteil d​er deutschen Regierung Bethmann Hollweg a​n der Kriegsschuld vor. Im Dezember 1918 t​rat Hermann Meyer seinen Dienst b​eim Auswärtigen Amt (AA) d​es Deutschen Reichs i​n Berlin an, w​o er b​is Frühjahr 1919 kommissarisch b​eim Beigeordneten Kautsky (Sammlung u​nd Herausgabe d​er Akten d​es AA z​um Kriegsausbruch) beschäftigt wurde.

Vom Frühjahr b​is 10. September 1919 w​urde er wieder i​m Preußischen Staatsarchiv Königsberg beschäftigt. Vom 10. September 1919 b​is 15. Januar 1920 w​urde er kommissarisch i​m Auswärtigen Amt beschäftigt. Ab d​em 1. Februar 1920 w​ar er m​it der Organisation d​es Hauptarchivs d​es Auswärtigen Amtes beauftragt. Ab d​em 2. August 1920 w​ar er d​er Abteilung I (Personal u​nd Verwaltung) organisatorisch zugewiesen.

Vom 1. Februar 1924 b​is 27. August 1926 leitete e​r das Politische Archiv d​es Auswärtigen Amts.

Am 9. Juni 1921 wurde er zum Oberregierungsrat ernannt. Ab dem 1. April 1922 war er zeitgleich Vertreter des Auswärtigen Amtes beim Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Vorgeschichte des Weltkriegs (PUA). Ab dem 23. Februar 1923 leitete er zeitgleich in der Abteilung II (West-, Süd- und Südosteuropa) das Referat Heiliger Stuhl.[2] Vom 17. April bis 2. Juni 1925 war er zugleich kommissarischer Leiter des Sonderreferates Deutschland, Innerdeutsche Angelegenheiten. Am 22. November 1923 wurde er zum Legationsrat Erster Klasse ernannt und am 16. Dezember 1924 wurde er zum Vortragenden Legationsrat ernannt. Am 28. März 1929 wurde er zum Botschaftsrat beim Heiligen Stuhl ernannt, wo er vom 12. April 1929 bis 20. Oktober 1931 beschäftigt wurde und am 9. Oktober 1929 zum Botschaftsrat ernannt wurde.[3] Am 9. Juli 1931 wurde er zum Generalkonsul in Marseille ernannt, wo er vom 2. November 1931 bis 2. November 1935 Exequatur hatte. Am 31. Juli 1935 wurde er in den einstweiligen Ruhestand und am 13. April 1937 in den Ruhestand versetzt.[4][5]

Am 5. November 2021 w​urde vor d​em ehemaligen deutschen Außenministerium, Berlin-Mitte, Wilhelmstraße 92, e​in Stolperstein für i​hn verlegt.

Familie

Seine Eltern waren römisch-katholisch: Elisabeth geb. Rodehüser und Johannes Meyer, ein Eisenbahnbeamter. Am 20. Juni 1927 heiratete er Elisabeth geb. Huesker (Vater: Carl Joseph Georg H., Textilfabrikant)

Werke

  • Textkritische Studien zu den Schriften von Lupold von Bebenburg. Diss. München 1908.
  • Lupold von Bebenburg. Studien zu seinen Schriften. Ein Beitrag zur Geschichte der staatsrechtlichen und kirchenpolitischen Ideen un der Publizistik im 14. Jahrhundert. Freiburg i. Br. 1909.
  • Das politische Schriftwesen im Deutschen Auswärtigen Dienst. Ein Leitfaden zum Verständnis diplomatischer Dokumente. Tübingen 1920.
  • Der Sieg der deutschen Sprache in den politischen Depeschen Preußens und des Reiches. Paderborn 1923 (Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Sozialwissenschaft der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland 40).
Commons: Hermann Meyer-Rodehüser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Keiper: Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945, Band 3 L–Z. Schöningh, Paderborn 2008, ISBN 978-3-506-71842-6, S. 247.
  2. Bernhard Stasiewski, Adolf Kardinal Bertram: Beiträge. Böhlau, 1992, S. 84.
  3. Sergio Pagano, Giovanni Coco, Marcel Chappin: I «fogli di udienza» del cardinale Eugenio Pacelli, segretario di stato: 1931. Archivio segreto vaticano, 2010, S. 766.
  4. Maria Keipert, Peter Grupp: Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes, 1871–1945, Band 3, L–R. 2000, S. 247 S. 248
  5. Reichsinstitut für Ältere Deutsche Geschichtskunde (Hrsg.): Deutsches Archiv für Geschichte des Mittelalters, Band 6. Böhlau, 1943, S. 327 „Dr. Hermann Meyer-Rodehüser ist durch eine schwere Erkrankung gehindert worden, seinen Vorsatz, mit der Untersuchung der Quellen des ‚Tractatus de iuribus regni et imperii‘ der Lupold von Bebenburg zu beginnen, hofft aber nun nach seiner Genesung, diese Arbeit langsam aufnehmen zu können.“
VorgängerAmtNachfolger
Leiter des Politischen Archivs des Auswärtigen Amts
1. Februar 1924 bis 27. August 1926
Johann Sass (1867–1951)
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