Henrik Kauffmann
Henrik Kauffmann (eigentlich Henrik Louis Hans von Kauffmann; * 26. August 1888 in Frankfurt am Main; † 5. Juni 1963 in Skodsborg) war von 1939 bis 1958 dänischer Gesandter in den Vereinigten Staaten.
Leben
Nach der Besetzung Dänemarks durch Deutschland am 9. April 1940 erklärte er sich in Washington, D.C. zum unabhängigen diplomatischen Vertreter Dänemarks und gründete mit den Gouverneuren Eske Brun für Nordgrönland und Aksel Svane für Südgrönland eine Kommission, die mit bekannten amerikanisch-dänischen Mitgliedern besetzt war. Ziel war es, die dänischen Interessen in der kriegsbedingt vernachlässigten dänischen Kolonie Grönland zu wahren und für ein freies Dänemark einzutreten. Am 9. April 1941 unterzeichnete Kauffmann eigenmächtig mit Secretary of State Cordell Hull den Grönlandvertrag mit den USA ohne Konsultation des dänischen Außenministeriums. Dieser Vertrag gestattete dem amerikanischen Militär Stützpunkte auf Grönland, die für den amerikanischen Nachschub nach England von großer Bedeutung waren, und verstieß gegen die jahrzehntelange Neutralitätspolitik Dänemarks.[1] Der Vertrag wurde von den lokalen Behörden Grönlands anerkannt, aber von der dänischen Regierung für ungültig erklärt. Kauffmann ignorierte den dänischen Protest, da die Regierung im gewaltsam besetzten Dänemark derzeit die Interessen Dänemarks nicht vertreten könne.[2] Die dänische Regierung warf Kauffmann daraufhin Hochverrat vor, erwirkte einen Haftbefehl und berief ihn zurück. Kauffmann ignorierte beides und wurde darin vom dänischen Botschafter im Iran unterstützt, der daraufhin ebenfalls formell abgesetzt wurde.
Kauffmann konnte über einen Teil der Erlöse aus grönländischem Kryolith und das eingefrorene dänische Staatsvermögen in Amerika verfügen. Zur Rettung der Juden vor der geplanten Deportation in Dänemark, bot er 1943 der schwedischen Regierung finanzielle Garantien an, falls sie Flüchtlinge aus Dänemark aufnehmen würde. Da die schwedische Seite sich einen international erwünschten Imagegewinn versprach, nahm sie das Angebot nicht in Anspruch.[3]
Kauffmann wurde in Dänemark nach der Befreiung als Volksheld gefeiert und offiziell rehabilitiert. Als Minister ohne Geschäftsbereich vertrat er Dänemark auf der UN-Gründungskonferenz und blieb bis 1958 Gesandter in Washington.[4]
Kauffmann war verheiratet mit Charlotte MacDougall, der Tochter von Admiral William D. MacDougall. Am 5. Juni 1963 erlöste sie ihn von einem Krebsleiden und beging dann Suizid.[5]
Literatur
- Bo Lidegaard: I Kongens Navn. Henrik Kauffmann i dansk diplomati 1919–1958. Lindhardt og Ringhof, 2013, ISBN 978-87-1138-528-9 (nicht eingesehen)
- Bo Lidegaard: Defiant Diplomacy: Henrik Kauffmann, Denmark, and the United States in World War II and the Cold War, 1939-1958. Peter Lang, 2003. ISBN 978-0-8204-6819-8 (nicht eingesehen)
Weblinks
- Henrik Kauffmann im Dansk biografisk leksikon (dänisch)
Einzelnachweise
- Erik Beukel, Frede P. Jensen, Jens Elo Rytter: Phasing Out the Colonial Status of Greenland, 1945-54: A Historical Study. Museum Tusculanum Press 2010, ISBN 978-87-635-2587-9, S. 22 ff.
- The Danish Minister (Kauffmann) to the Secretary of State. 13. April 1941, abgerufen 29. November 2016
- Bo Lidegaard: Die Ausnahme: Oktober 1943: Wie die dänischen Juden mithilfe ihrer Mitbürger der Vernichtung entkamen. Karl Blessing 2013, ISBN 978-3-641-12132-7, S. 171 ff.
- Bo Lidegaard: Defiant Diplomacy rezensiert von Norbert Götz. pdf
- Mercy Slaying – Wife Cuts Danish Hero’s Throat, Then Kills Self. The Tuscaloosa News, abgerufen 28. November 2016