Helmsdorf (Zwickau)
Helmsdorf war ein Dorf im damaligen Kreis Zwickau-Land, Bezirk Karl-Marx-Stadt in Sachsen. Im Jahr 1958 wurde der Ort zwangsausgesiedelt und anschließend fast vollständig abgerissen (devastiert). Danach errichtete die Wismut ein Becken für Rückstande aus der Uranproduktion. Aus diesem entstanden die industrielle Absetzanlagen (IAA) Helmsdorf und Dänkritz.
Die Flur von Helmsdorf gehört heute zum Stadtteil Oberrothenbach im Nordwesten der Stadt Zwickau im Landkreis Zwickau (Freistaat Sachsen).
Lage
Helmsdorf lag nordwestlich von Zwickau, zwischen den heute zu Zwickau gehörigen Orten Hartmannsdorf im Westen und Oberrothenbach im Osten. Die devastierte Ortslage befindet sich heute im Bereich der Industriellen Absetzanlage Helmsdorf, deren Renaturierung, welche nach 1990 saniert wurde.
Geschichte
Helmsdorf wurde im Jahr 1421 als „Helwigistorff“ erwähnt. Der Ort gehörte im Gegensatz zum schönburgischen Nachbarort Oberrothenbach bis 1856 zum kursächsischen bzw. königlich-sächsischen Amt Zwickau.[1] Die Grundherrschaft über den Ort war zwischen den Rittergütern Mittelmosel und Niedermosel geteilt. Kirchlich war Helmsdorf ebenfalls nach Mosel gepfarrt.[2] Im Jahr 1856 kam Helmsdorf zum Gerichtsamt Zwickau und 1875 zur Amtshauptmannschaft Zwickau.[3] Um 1925 hatte Helmsdorf noch 155 Einwohner.
Am 1. April 1938 wurde Helmsdorf in den östlichen Nachbarort Oberrothenbach eingemeindet.[4] 1952 wurde Helmsdorf als Ortsteil von Oberrothenbach dem Kreis Zwickau-Land im Bezirk Chemnitz (1953 in Bezirk Karl-Marx-Stadt umbenannt) zugeordnet.
Ab Ende der 1940er Jahre wurden im östlich gelegenen Nachbarort Crossen durch die SAG Wismut in einem hier ansässigen Großbetrieb Uranerze für die UdSSR aufbereitet. Die um 1890 angelegte Kiesgrube von Helmsdorf, die vor 1945 als Kriegsgefangenenlager genutzt wurde, war zur Ablagerung von Uranschlamm aus Crossen vorgesehen. Nachdem im Jahr 1956 die Tätigkeit der SDAG Wismut in Helmsdorf begann, wurde der Ort bis 1958 zwangsausgesiedelt und anschließend abgerissen. Auf dem Gelände entstand die Industrielle Absetzanlage (IAA) Helmsdorf, in die über einen Schlauchförderer die flüssigen Prozessabfälle der Erzaufbereitung Crossen gepumpt und abgelagert wurden. In Crossen wurden zwischen 1951 und 1989 insgesamt aus 74,7 Millionen Tonnen Erz etwa 77.000 Tonnen Uran produziert, das als Kriegsreparation in die Sowjetunion geliefert wurde.
Ein radioaktiver Unfall kleineren Ausmaßes ereignete sich am 7. April 1961. Nachdem ein für den Wasserrücklauf bestimmtes, in der IAA Helmsdorf vertikal verlaufendes Rohr, im unteren Teil gebrochen war, brach es durch Überdruck auch an der Außenseite des Dammes. Dadurch flossen große Mengen des radioaktiven Schlammes durch den Nachbarort Oberrothenbach hindurch in die Zwickauer Mulde. Da der Schaden nicht sofort behoben werden konnte, hielt dieser Zustand mehrere Tage an. Nur der engen Tallage war es letztendlich zu verdanken, dass Wohnhäuser nicht kontaminiert wurden.
Im Jahr 1989 wurde die Uranaufbereitungsanlage in Crossen stillgelegt[5] und Ende der 1990er-Jahre vollständig abgerissen. Das Sanierungsprogramm inbegriffen der Absetzanlage Helmsdorf soll bis 2018 abgeschlossen sein. Den Abriss von Helmsdorf überlebten nur wenige Gebäude im Osten des Orts, u. a. die ehemalige Schule. Diese wurde mit Oberrothenbach am 1. Januar 1999 nach Zwickau eingemeindet.[6]
Weblinks
- Helmsdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Beschreibung der IAA Helmsdorf
- Beschreibung von Oberhohndorf und Helmsdorf
Einzelnachweise
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 64 f.
- Webseite des Kirchspiels Zwickau Nord
- Die Amtshauptmannschaft Zwickau im Gemeindeverzeichnis 1900
- Helmsdorf auf gov.genealogy.net
- Die Uranaufbereitungsanlage in Crossen auf www.atommuellreport.de
- Oberrothenbach auf gov.genealogy.net