Heliskiing
Heliskiing, auch Heliboarding, bezeichnet eine Art des Skifahrens bzw. Snowboardens. Dabei lassen sich Skifahrer mit einem Helikopter auf einen schneebedeckten Berg fliegen und fahren von dort unter Führung erfahrener Heli-Guides durch unberührten Tiefschnee abwärts. Diese Art des Skifahrens wird auch als Powdern bezeichnet (englisch für „Pulver aufwirbeln“). Der Hubschrauber begleitet die Abfahrtsläufer.
Einführung
Angefangen mit dem Heliskiing hat der Österreicher Hans Gmoser in den 1960er Jahren in Kanada.[1] Die spezielle Anfahrt und die brisanten Abfahrten entstanden aus der Idee, statt herkömmlicher Skitouren exklusiven Gästen ein besonderes Skierlebnis zu bieten. Zur Durchführung geeignet sind Länder und Landschaften, die über hohe und schneesichere Berge verfügen, deshalb sind Kanada, die Schweiz, Österreich, Italien und Australien/Neuseeland die Bereiche, in denen sich das Heliskiing stark entwickelt hat.
Ziele der Heliski-Fahrer sind Naturerlebnisse, Nervenkitzel, sportliche Anstrengungen und Glücksmomente.
Durchführung/Sicherheit
Der Skifahrer/Snowboarder darf nur in Begleitung eines erfahrenen Führers (eines Heliguides) seine Touren machen. Dieser ist im Normalfall Bergführer, aber immer als Heliguide zertifiziert. Dem Heliskiing geht eine gewissenhafte, obligatorische Sicherheitsschulung voraus. Der Hubschrauber bleibt in Funkkontakt mit dem Heliski-Guide über den Läufern und kann sie für weitere Abfahrten wieder hoch fliegen.
Wegen der möglichen Lawinengefahr wird in den ausgewählten Bergregionen täglich mit modernen Geräten und in enger Zusammenarbeit mit den Wetterstationen die Schnee- und Lawinenlage geprüft. Außerdem ist das Mitführen der Lawinen-Sicherheitsausrüstung (Piepser, Schaufel u. Ä.) Pflicht. Die Veranstalter tragen jedoch nicht das Risiko, sondern verlagern dies mit einer Haftungsverzichtserklärung auf die Heliskiing-Teilnehmer.
Meist kommen Hubschrauber des Typs Bell 205 und Bell 212 zum Einsatz. Diese zuverlässigen Maschinen werden von erfahrenen Piloten im Sichtflug eingesetzt und befördern bis zu elf Skifahrer plus Heliguide und Pilot. Ebenso werden exklusive Heliprogramme mit kleineren Hubschraubern (max. vier bis fünf Gäste) angeboten – sogenannte Privatprogramme. Instrumentenflug ist wegen der Verhältnisse im Gebirge nicht möglich. Dagegen ist Heliskiing bei weitem nicht in dem Maß vom Wetter abhängig, wie zu vermuten wäre. Selbst bei Schneefall kann unter Normalbedingungen wenigstens bis zur Baumgrenze geflogen werden.
Um am Heliskiing teilnehmen zu können, sollten Skifahrer gute Kondition und Technik vorweisen können. Erfahrung im Tiefschneefahren ist hilfreich, aber nicht zwingend Voraussetzung. In der Heliski-Industrie werden für verschiedene Erfahrungslevel Programme angeboten.
Dass trotz aller Sicherheitsvorkehrungen Unfälle nicht ausgeschlossen werden können, beweist der tragische Tod des Münchner Brauereiunternehmers Jannik Inselkammer, der im März 2014 beim Heliskiing in Kanada von einer Lawine erfasst wurde.[2]
Kanada
Heliskiing ist vor allem in schneereichen und zum Teil schwer zugänglichen Gebieten im Westen von Kanada verbreitet. Mittlerweile bieten ca. 30 Helifirmen dort Heliskiing-Programme an. Hauptregionen sind die westlichen Rocky Mountains (Revelstoke, Blue River) sowie die nördlichen Küstenregionen British Columbias.
Russland und Mittelasien
Eine weitere Heliskiing-Region ist der Kaukasus; neben dem georgischen Gudauri ist dies insbesondere im Wintersportort Sotschi populär, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2014.
Auch im Tienschan-Gebirge in den zentralasiatischen Ländern Usbekistan und Kirgistan wird Heliskiing organisiert.
Alpen
Angesichts des Fluglärms und wegen des Naturschutzes steht Heliskiing in Europa in der Kritik und wird in den Alpen aufgrund von Verboten oder hoher Auflagen nur wenig angeboten. Im Februar 2019 hat Air Zermatt zusammen mit Hertz ein Heliskiing-Angebot lanciert. Das Angebot beinhaltet unter anderem die Miete eines Luxus-SUV von Hertz für 24 Stunden und einen Flug mit einem Helikopter von Air Zermatt vom Flugplatz Raron in eines der umliegenden Skigebiete. Mountain Wilderness kritisiert das Angebot als «geradezu symbolisch für die Ignoranz gegenüber den Umweltproblemen unserer Zeit» und forderte Ende Januar 2019 das Angebot einzustellen.[3]
In der Schweiz ist das Anfliegen von genau definierten Gebirgslandeplätzen möglich. Jede Landung über 1100 Metern außerhalb dieser abschließend genannten Plätze ist verboten. Das Parlament befasst sich im Sommer 2011 mit der Revision dieser Auflistung. Im Jahr 2007 gab es in der Schweiz 42 Gebirgslandeplätze, wobei die Hälfte dieser Plätze in oder am Rande von Schutzgebieten liegen, 6 davon sogar im UNESCO-Weltnaturerbe Jungfrau-Aletsch.[4]
In Österreich ist Heliskiing lediglich in Vorarlberg erlaubt und auch dort nur an zwei Orten im Lechquellengebirge möglich: vom Gipfel des Mehlsacks und vom oberen Ende des Schneetällis unterhalb der Orgelspitze.[5]
In Italien hat sich das Heliskiing im Aostatal besonders etabliert.
Neuseeland und Australien
In Neuseeland wird in der Umgebung von Queenstown oder Christchurch Heliskiing angeboten. Auch die Bergregionen Aoraki/Mount Cook Mackenzie und Methven dienen als Ausgangspunkt von Heliskiing-Touren.
Alternative Catskiing
Die Teilnehmer werden mit Pistenraupen, die um Sitzgelegenheiten erweitert wurden, zum Startpunkt der Tour transportiert. Vor allem in den USA und in Kanada wird Catskiing als Alternative des Heliskiing genutzt.[6]
Weblinks
Einzelnachweise
- Geschichte des Heliskiing. Abgerufen am 2. Januar 2018 (deutsch).
- OB Ude entsetzt über Tod von Inselkammer. Auf: www.tz.de; abgerufen am 26. März 2014.
- Stefan Häne: Mit SUV und Helikopter direkt auf die Skipiste. In: bernerzeitung.ch. 12. Februar 2019, abgerufen am 13. Februar 2019.
- Bundesamt für Zivilluftfahrt (Hrsg.): Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL). Teil III B6a – Gebirgslandeplätze. 27. Juni 2007, S. 4 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: online).
- ORF: Heliskiing in Österreich. Abgerufen am 18. Dezember 2011.
- CATSKIING – Mit der Raupe in die unendliche weiße Ski-Wildnis. Abgerufen am 5. März 2018 (deutsch).