Heinrich Schelhasse
Heinrich Franz Alex Schelhasse (* 3. Oktober 1896 in Bad Lippspringe; † 3. September 1977 in Paderborn) war ein deutscher expressionistischer Maler, der überwiegend in Berlin als Mosaik- und Glasmaler tätig war und für seine religiösen Darstellungen in Kirchen bekannt ist.
Leben
Schelhasse trat ab 1911 als Maler und Grafiker in Erscheinung. Seine Ausbildung erhielt er an der Kasseler Kunstakademie und gehörte der Kasseler Sezession um Arnold Bode an.[1] In den 1920er und 1930er Jahren war er im Berliner Raum tätig. Er lebte in dieser Zeit in der Mindener Straße in Berlin-Charlottenburg[1] und lehrte an der Preußischen Akademie der Künste. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verlor er seine Anstellung an der Akademie.[2] Außerdem wurden seine Arbeiten als Entartete Kunst diffamiert.[3]
In Zusammenarbeit mit dem Architekten Wilhelm Fahlbusch gestaltete er mehrere katholische Kirchen. Für die Kirche St. Michael in Berlin-Wannsee schuf er Mosaiken mit Engeldarstellungen für den Hochaltar, Teppichentwürfe und eine monumentale Adaption von Leonardo da Vincis Abendmahl. Für die 1934 konsekrierte St. Antonius-Kirche in Potsdam-Babelsberg malte er Triptycha für die beiden ursprünglichen Seitenaltäre. Für die St. Bonifatius-Kirche in Berlinchen in der Neumark schuf er Glasfenster und einen Kreuzweg,[1] andere Arbeiten entstanden für die katholische Kirche in Zossen und die Magdeburger St.-Sebastian-Kirche.[4]
Aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammen Arbeiten für das Erzbistum Paderborn, wo er seit 1945 lebte. So zierte seine Darstellung des Bistumspatrons Liborius als Frontispiz die Neuausgabe des Paderborner Gesangbuchs Sursum Corda von 1948.[5] Anfang der 1950er Jahre entstanden Entwürfe für Bleiglasfenster in mehreren Kirchen des Erzbistums.
Schelhasses expressionistische Kunst fand im Herbst 2012 nach Jahrzehnten weitgehender Nichtbeachtung im Rahmen der Ausstellung Genuss, Empfindung, Aufbegehren. im Hammer Gustav-Lübcke-Museum neue Aufmerksamkeit.[2]
- Teppichentwurf, St. Michael Berlin-Wannsee
- St. Michael Berlin-Wannsee Altarraum mit Teppich, Abendmahlsbild und Engelmosaiken am Tabernakel
- Engelmosaiken am Tabernakel, St. Michael Berlin-Wannsee
- Marientriptychon, Mittelteil am ehemaligen Seitenaltar in St. Antonius Potsdam-Babelsberg
- Marientriptychon, linker Flügel am ehemaligen Seitenaltar in St. Antonius Potsdam-Babelsberg
- Herz Jesu-Triptychon, Mittelteil am ehemaligen Seitenaltar in St. Antonius Potsdam-Babelsberg
Werke (Auswahl)
- Kabarettszene (1920), Aquarell, Gustav Lübcke-Museum Hamm
- Christusmonogramm mit Evangelistensymbolen (ca. 1927), Teppichentwurf, St. Michael, Berlin-Wannsee
- Engel (ca. 1927), Mosaik, St. Michael, Berlin-Wannsee
- Abendmahl (ca. 1927), Wandgemälde, St. Michael, Berlin-Wannsee
- Herz Jesu-Triptychon (1934), Gemälde, St. Antonius Potsdam-Babelsberg
- Marien-Triptychon (1934), Gemälde, St. Antonius Potsdam-Babelsberg
- Paderborn. An der Börnepader (vor 1940), Künstlerpostkarte
- St. Michael im Kampf mit dem Drachen (1951), Arnsberg-Neheim, Kath. Kirche St. Michael, Glasfenster auf der Orgelempore
- Segnender Christus, umgeben von den vier Evangelistensymbolen und Engeln. (1953), Schloß Neuhaus, Kath. Kirche St. Josef, Glasfenster auf der Orgelempore
In den Jahren 1932 bis 1942 war er als Zeichner von Konstruktionsplänen für die Reihen Volckmanns Baupläne flugfähiger Flugmodelle, Volckmanns Baupläne für Schiffsmodelle und Deutsche Schiffe im Modellbau tätig, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt wurden.[6]
Literatur
- Oscar Gehrig: Schelhasse, Heinrich. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 18.
- Schelhasse, Heinrich. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 4: Q–U. E. A. Seemann, Leipzig 1958.
Weblinks
- Schelhasse, Heinrich Franz Alex stadtmuseum.de
Einzelnachweise
- Schelhasse, Heinrich F.A. In: Dreßlers Kunsthandbuch Band: Bildende Kunst. Berlin 1930.
- Expressionismus-Schau im Gustav-Lübcke-Museum. In: Onlineausgabe. Westfälischer Anzeiger, 13. September 2012, abgerufen am 8. März 2016.
- Expressionismus: Heute »Genuss. Empfindung. Aufbegehren« in Hamm. (Nicht mehr online verfügbar.) Sonntags-Rundblick.de, archiviert vom Original am 9. März 2016; abgerufen am 8. März 2016.
- Oscar Gehrig: Schelhasse, Heinrich. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 18.
- Barbara Stambolis: Libori. Das Kirchen- und Volksfest in Paderborn. Waxmann, Münster / New York 1996, ISBN 3-89325-433-1, S. 166.
- Schelhasse, Heinrich Franz Alex. In: Proskriptionsliste – Auszusondernde Literatur. 1945 (Textarchiv – Internet Archive – Nr. 24686 bis 24700).
Schelhasse, Heinrich Franz Alex. In: Alliierte Zensur im Nachkriegsdeutschland. 1945, S. 543–544 (Textarchiv – Internet Archive – Nr. 24376 bis 24390).