Heinrich Rathke (Zoologe)
Martin Heinrich Rathke (* 25. August 1793 in Danzig; † 3. September 1860 in Königsberg i. Pr.) war ein deutscher Anatom, Embryologe und Zoologe.
Leben
Rathke, Sohn des Schiffbauers Georg Heinrich Rathke und dessen Frau Catharina Elisabeth Streege, besuchte das Gymnasium in Danzig und studierte von 1814 bis 1818 Naturgeschichte und Medizin in Göttingen und Berlin. Anschließend ging er als praktischer Arzt zurück nach Danzig und wurde 1825 Chefarzt am städtischen Krankenhaus, ein Jahr später Kreisphysikus. 1825 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Von 1829 bis 1835 war er Professor für Physiologie und Pathologie an der Universität Dorpat.
1835 übernahm Rathke die Nachfolge von Karl Ernst von Baer als Professor für Anatomie und Zoologie an der Albertus-Universität Königsberg. 1852/53 war er Rektor der Albertina. Er setzte den Bau des anatomischen Instituts durch, das bis 1935 genutzt wurde. 1858 reformierte er das Physikum.[1]
Seit 1832 war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.[2] 1851 wurde er zum auswärtigen Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[3] 1855 wurde er zum Mitglied der Königlichen Gesellschaft ernannt, 1858 ernannte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften zum auswärtigen Mitglied.[4] 1860 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Académie des sciences aufgenommen.[5]
Rathke entdeckte die Kiemenbogen bei Embryonen von Säugetieren und Vögeln. Bei vergleichenden Studien zur Kiemenentwicklung fand er eine Ausstülpung im Dach der sich entwickelnden Mundhöhle. Diese heute als Rathke-Tasche bezeichnete Bildung ist Ausgangspunkt für die Entstehung des Hypophysenvorderlappens. Außerdem gilt Rathke als einer der Väter der Zoologie der Meerestiere. Er entdeckte das Lanzettfischchen als eigene Art und befasste sich mit Krebs- und Weichtieren.
Rathke war mit Martha Elmire Malonek verheiratet gewesen. Einer seiner Söhne war der Chemiker Bernhard Rathke.
Werke
Rathke schrieb über 125 Artikel, Monographien und Bücher.[6] Auswahl:
- Untersuchungen über die Bildung und Entwicklung des Flusskrebses. Leipzig 1829.
- Abhandlungen zur Bildungs- und Entwicklungs-Geschichte der Menschen und der Thiere. 2 Bände. F. C. W. Vogel, Leipzig 1832–1833.
- Über die Entstehung der Glandula pituitaria. In: Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin. Berlin 1838, S. 482–485.
- Entwicklungsgeschichte der Natter. Königsberg 1839.
- Bemerkungen über den Bau des Amphioxus lanceolatus, eines Fisches aus der Ordnung der Cyclostomas. Königsberg 1841.
- Über die Entwicklung der Schildkröten. Braunschweig 1848.
- Untersuchungen über die Entwicklung und den Körperbau der Krokodile. Braunschweig 1866.
- Entwicklungsgeschichte der Wirbeltiere. Leipzig 1861.
Siehe auch
Literatur
- Gustav Zaddach: Heinrich Rathke. Eine Gedächtnisrede, gehalten an der Königl. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg am 21. Dezember 1860. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Band 6, Königsberg 1860, S. 271–312 (mit Verzeichnis der wissenschaftlichen Publikationen H. Rathkes).
- Ludwig Stieda: Rathke, Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 352–355.
- Volker Hess: Rathke, Martin. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 180 f. (Digitalisat).
- Heike Menz: Martin Heinrich Rathke (1793–1860). Ein Embryologe des 19. Jahrhunderts. (= Acta Biohistorica. 7). Marburg 2000, ISBN 3-925347-59-3.
- Max Braun: Zur Erinnerung an Heinrich Rathke. In: Zoologische Annalen (Würzburg). Band 3, 1910, S. 284–335.
Weblinks
- Literatur von und über Heinrich Rathke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Heinrich Rathke in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Eintrag bei Who named it
Einzelnachweise
- Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1.
- Korrespondierendes Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724: Ратке, Мартин Генрих. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 19. Dezember 2021 (russisch).
- Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 197.
- Prof. Dr. Martin Heinrich Rathke, Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe R. Académie des sciences, abgerufen am 20. Februar 2020 (französisch).
- Ein Verzeichnis seiner Schriften wurde angegeben von Gustav Zaddach: Heinrich Rathke. Eine Gedächtnisrede, gehalten an der Königl. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg am 21. Dezember 1860. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Band 6, Königsberg 1860, S. 271–312.