Heinrich Gotthelf Schaufuß
Heinrich Gotthelf Schaufuß (* 21. Oktober 1760 in Chemnitz; † 19. Mai 1838 in Meißen) war ein bekannter Porzellanmaler der Meißner Manufaktur und unterrichtete an der ansässigen Zeichenschule. Sein künstlerisches Talent und seine Verdienste an der Zeichenschule wurden mit dem Titel „Sächsischer Hofmaler“ geehrt.
Leben
Jugend und Elternhaus
Heinrich Gotthelf Schaufuß wurde am 21. Oktober 1760 als Sohn von Christian Wilhelm Schaufuß, Gold- und Silberarbeiter, und dessen Ehefrau Juliana Sophia in Chemnitz geboren.[1] Er hatte drei Geschwister: Christina Wilhelmina, Christian Friedrich und Christian August. Sein Großvater, Friedrich Wilhelm Schaufuß, war ein wohlhabender, bekannter sächsischer Jurist. Die Mutter war die Tochter des Churfürstlichen Sächsischen Fischotter-Fängers Michael Roschers.
Schon als Kind war er künstlerisch hochtalentiert. Er besuchte in Chemnitz das Gymnasium und im Kunstunterricht zeichnete er besonders gern Porträts seiner Mitschüler. Sein Maltalent übertraf das seiner Lehrer bei weitem. Von dem italienischen Maler Raffael und seinen ausgewogenen Bildern ( Porträts) war er besonders begeistert.
Ausbildung
Er studierte an der Kunstakademie in Dresden u. a. bei Schenau (Johann Eleazar Zeissig).[2] 1764 wurde die „Allgemeine Kunst-Akademie“ gegründet, Generaldirektor war Christian Ludwig von Hagedorn, der in Personalunion für die Königliche Zeichenschule Meißen zuständig war.
Familie
In Meißen war Heinrich Gotthelf Schaufuß verheiratet. Über die Familie Schaufuß ist relativ wenig bekannt, sie lebte nach traditionellen Wertvorstellungen der damaligen Zeit. Er lebte in Meißen unweit von seiner Arbeitsstätte, der Albrechtsburg, wo damals die Manufaktur angesiedelt war. Im zweiten Stock befand sich sein Arbeitsplatz, direkt am Fenster mit Sicht auf die Elbe. Der Raum war mit prachtvollen Gemälden ausgestattet. Als kurfürstlicher sächsischer Hofmaler war er eine geachtete Persönlichkeit. Sein ruhiges Wesen stand im Gegensatz zu seiner Gattin, die ein strenges Regiment in der Familie führte. Schaufuß hatte wenig Kontakt zu anderen bedeutenden Künstlern seiner Zeit, er galt als eigensinnig. Künstlerische Erfahrungen sammelte er ausschließlich im sächsischen Raum.
Berufliche Tätigkeit
Ab 1781 war er als Figurenmaler/Porträtmaler an der Königlichen Porzellanmanufaktur tätig. Seine ausgezeichneten Leistungen wurden mit dem Titel „Sächsischer Hofmaler“ gewürdigt. Danach war er mit Ludwig Richter, Karl Samuel Scheinert Lehrer an der Königlichen Zeichenschule zu Meißen, welche eine Außenstelle der Kunstakademie (Dresden) war. Diese Schule unterrichtete 200 Schüler auf höchstem künstlerischem Niveau. Alle drei Lehrer erhielten mit 200 Talern an der künstlerischen Einrichtung das gleiche Jahresgehalt. Richter und Schaufuß waren auch für bürokratische Aufgaben im Schulbetrieb verantwortlich.
Schaufuß und Richter hatten konträre künstlerische Ambitionen; Schaufuß als fleißiger, renommierter Kopist für die Meißner Manufaktur und Richter als kreativer Künstler mit idealistischen Ideen und hervorragendem Talent insbesondere in der Landschaftsmalerei. An der Zeichenschule in Meißen war von 1828 bis 1835 Schaufuß erster Zeichenmeister und Richter dritter Zeichenmeister[3], was Richters Sichtweise über Schaufuß in seinen Lebenserinnerungen[4] verstehen lässt.
Nach Auflösung der Schule 1835 arbeitete Schaufuß sporadisch an der Porzellan-Manufaktur, bis er 1838 verstarb. Nur der zweite Zeichenmeister Karl Samuel Scheinert wurde weiterbeschäftigt.[5]
Leistungen
In der Zeitung für die „Elegante Welt“ vom 15. November 1816 wird berichtet, dass der Hofmaler und Zeichenmeister Schaufuß nach den Vorzeichnungen des Kunstprofessors Schubert zwei hervorragende Vasen für einen Kunden in England fertigte.[6] In der Allgemeinen Zeitung meldete man am 22. August 1816 die Herstellung von vier großen, kelchförmigen Vasen, an denen der Zeichenmeister Schaufuß die antiken Motive Neptuns und der Minerva gezeichnet hatte. Nachdem diese Arbeiten im königlichen Porzellanmagazin im Brühlschen Palais präsentiert wurden, waren die Besucher der Ausstellung begeistert über diese hohe künstlerische Qualität der Arbeit.[7] Darüber hinaus erhielt Schaufuß die "Große Goldene Verdienstmedaille der Meißner Manufaktur".[8]
Werke (Auswahl)
Hervorragende Kopien von: Raffael (Sixtinische Madonna), Domenichino, Guido Reni, Pompeo Batoni, C. Lotti, van Dyck, Gerard Dou und Anton Raphael Mengs sowie von Christian Wilhelm Ernst Dietrich, Francois Perrier und Giovanni Antonio Pellegrini. Seine Werke wurden 1798, 1811, 1816, 1818, 1828 und 1830 in Dresden ausgestellt.
Bekannte Werke des Kopisten (Auswahl):
- Partie todtes Wildpret nach einem unbekannten Meister
- Romeo und Julie
- Polyxena am Grabe des Achilles
- Orest und Pylades
- Maria mit dem schlafenden Jesusknaben
- Anbetung der Könige
- Grablegung Christi durch Joseph von Arimathia
- Bacchus und Ariadne am Meeresufer
- Ein römischer Feldherr vor den Konsuln
- Die Flucht nach Ägypten
Weiterhin:
- Zeichnungen antiker Medaillons und Motive
- Diverse Miniporträts auf Pfeifenköpfen
- Bemalte Tassen
- Tierdarstellungen
Literatur
- Hermann Arthur Lier: Schaufuß, Heinrich Gotthelf. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 30, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 637 f.
- Ludwig Richter: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers. Berlin 1923 (Digitalisat)
- Paul Reinhard: Die Stadt Meissen, ihre Geschichte, Merkwürdigkeiten und malerische Umgegend. Goedsche Verlag, Meissen 1829, S. 31
- Dr. Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Lithographen, Formschneider, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter etc. Band 9, München 1845, S. 153 (Online)
- Verzeichnis der am Augustustage den 3. August 1821 in der Königlich Sächsischen Akademie der Künste zu Dresden öffentlich ausgestellten Kunstwerke, Seite 3
- Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste: Vermischte Nachrichten. Dresden 1780, Seite 307
- Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste: Über die Dresdner Gemäldeausstellung vom Jahre 1781., Seite 36
- Bärbel Kovalevski: Georg Friedrich Kersting als Malervorsteher an der Königlich-Sächsischen Porzellanmanufaktur Meissen von 1818 bis 1847, Kapitel 6, Seite 66, in: Zeitschrift Mitteilungsblatt / Keramik-Freunde der Schweiz, Mitteilungsblatt Nr. 108, Dezember 1994 (doi:10.5169/seals-395181)
- Thomas Schaufuß: Spuren bekannter und unbekannter Schaufüße: Eine Zeitreise durch mehrere Jahrhunderte. Cardamina Verlag, November 2014, ISBN 978-3-8642420-14
- Privatarchiv: Thomas Schaufuß
Einzelnachweise
- Taufbuch St. Jakobi Chemnitz 1759-1783, Seite 35, Nr. 110; unter 10. Oktober 1760.
- Kunstakademie Dresden – Studentenordnung 1778-2012, Immatrikulationen im Bereich der bildenden Kunst (Archiv).
- Königlich Sächsischer Hof-, Civil- und Militär-Staat im Jahre 1828. Leipzig, Weidmannische Buchhandlung G. Reimer, Seite 236.
- Ludwig Richter: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers. Berlin 1923.
- Sächsisches Staatsarchiv Dresden, Ministerium des Innern, Nr. 17258, Statuten für die Königlich Sächsische Akademie der Bildenden Künste 19. Dezember 1835.
- Zeitung „Für die elegante Welt Berlin“ vom 15. November 1816.
- Allgemeine Zeitung München vom 22. August 1816, Seite 410.
- Ernst Lange: Die Königliche Porzellan-Manufaktur und deren "Verwandte". Geschichtlicher Überblick, mit Berücksichtigung der örtlichen Beziehungen. Meißen 1911, Seite 86.