Hein Petersen, vom Schiffsjungen zum Matrosen
Hein Petersen, vom Schiffsjungen zum Matrosen ist ein Dokumentarfilm mit Spielszenen, der 1917 vom Deutschen Militär zu propagandistischen Zwecken hergestellt wurde.[1]
Film | |
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Originaltitel | Hein Petersen, vom Schiffsjungen zum Matrosen |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1917 |
Länge | 20 Minuten |
Altersfreigabe | FSK ungeprüft |
Stab | |
Regie | unbekannt |
Drehbuch | unbekannt |
Produktion | Bild- und Filmamt (BUFA) (Berlin) |
Inhalt
Der Film beginnt damit, dass der junge Hein Petersen sich bei der Marine verpflichtet[2] und mit dem Zug bei der Schiffsjungensammelstelle, beim Preußischen Staatsbahnhof, in der Flensburger Innenstadt, ankommt. Am dortigen Hafen wartet ein Dampfer, der die neuen Schiffsjungen über die Förde nach Mürwik bringt, wo sich die Marineschule Mürwik[3] und die Torpedostation mit der SMS König Wilhelm[4] befindet.[5] An Bord des Wohnhulks SMS König Wilhelm wird Hein mit den anderen Anwärtern als Erstes in die Stammrolle aufgenommen. Danach erhält Hein seinen Matrosenanzug und wird zusammen mit einigen Kameraden fotografiert, womit er ein Bild für seine Eltern daheim bekommt. Die Ausbildung, zu der sportliche Übungen gehören, beginnt bald darauf. Die Schiffsjungen rudern zusammen in Mannschaftsbooten auf der Förde. Die erste Essensration besteht aus Suppe, welche in einem großen Kessel gekocht wird. Zum abendlichen Dienstende spielt eine Militärkapelle. Die Schiffsjungen werden gemustert und erhalten eine Hängematte, welche sie, wieder an Bord, sogleich in dessen Schiffsraum aufhängen. Hein hat sich wie die anderen Schiffsjungen zur Ruhe begeben und träumt davon, wie seine Familie ein Paket mit Lebensmitteln von ihm erreicht.
Hintergrund
Der Werbefilm zur Rekrutierung von Marinesoldaten wurde zum Ende des Ersten Weltkrieges auf Veranlassung der Schiffsjungen-Ausbildungs-Division in Flensburg-Mürwik vom Bild- und Filmamt (BUFA) produziert und sollte offenbar als Vorfilm eingesetzt werden.[6] Der Filmdreh fand offensichtlich vollständig in Flensburg statt. Selbst die Anfangsszenen, die gemäß der Handlung anderorts spielen sollen, wurden gut erkennbar, am Flensburger Hafen sowie beim Gutshaus Kielseng gedreht.[7] Mit der Zensurprüfung im Juli 1917 wurde der Film als „Jugendfrei“ eingestuft.[8] Der Marinefilm wurde offensichtlich nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz vorgeführt. Harry Graf Kessler notierte in einem Wochenbericht 1918 hinsichtlich des Films: „gefällt sehr gut und erregt lebhaftes Interesse.“[9][10] Kurz nach dem Krieg, im Jahr 1921, wurde der Film von der Ufa um fast die Hälfte gekürzt, mit neuen Zwischentiteln ausgestattet und als „Hein Petersen“ erneut ins Kino gebracht. Die Marine suchte neuen Nachwuchs für den Aufbau der neuen Reichsmarine.[11][12]
Die EU förderte 2012 bis 2014 im Rahmen des Projektes EFG1914, die Digitalisierung von Filmen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Im Rahmen dieser Förderung wurde auch der besagte Film digitalisiert und kostenfrei über das Internet-Portal European Film Gateway zugänglich gemacht.[1][13] Eine Klavierbegleitung, die offenbar in den Kinos ursprünglich erfolgte, wurde dabei nicht neu eingespielt.[11][14]
Weblinks
- Der abrufbare Film: Hein Petersen, vom Schiffsjungen zum Matrosen (1917)
- Filmdaten bei filmportal.de Ursprungsfassung und Gekürzte Fassung
Einzelnachweise
- filmportal.de: Hein Petersen, vom Schiffsjungen zum Matrosen (1917), abgerufen am: 6. Juli 2019.
- In diesem Zusammenhang schreibt Hein Petersen einen in Sütterlinschrift abgefassten Brief „an das Bezirkskommando in Berlin“, mit folgendem Wortlaut: „Mein sehnlichster Wunsch ist es schon immer zur See zu gehen und bitte ich deshalb mich als Schiffsjunge bei der Kaiserlichen Marine einzustellen. Ich möchte gern Deckoffizier werden. Mein Vater ist auch einverstanden. Hein Petersen“
- Im Film wurde direkt nach einer Aufnahme der Marineschule Mürwik, das Kollunder Ufer mit dem Hotel Bad Kollund, einer Kollunder Anlegebrücke sowie einer Kollunder Badestätte montiert (Minute 6:50). Vgl. Postkarte vom Hotel sowie weitere Postkarte vom Hotel und Postkarte von der Anlegebrücke sowie weitere Postkarte von der Anlegebrücke und Postkarte von der Badestätte.
- Beim schwarzen Schiff im Film handelt es sich um die SMS König Wilhelm. Vgl. Postkarte der SMS König Wilhelm sowie weitere Postkarte mit der außer Dienst gestellten SMS König Wilhelm (darunter Postkarte Seekadett oder Schiffsjunge auf dem Schulschiff S.M.S. Freya).
- Ebenfalls zu sehen ist der Kreuzer SMS Freya, der während des Ersten Weltkrieges als Schulschiff der Torpedostation diente.
- H/Soz/Kut. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften. Weltkrieg im Film der Weimarer Republik, abgerufen am: 6. Juli 2019.
- Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Bd. 2: Flensburg. Wachholtz, Neumünster 2001, ISBN 3-529-02521-6, S. 64.
- Filmdaten bei filmportal.de Ursprungsfassung, abgerufen am: 6. Juli 2019.
- Adrian Gerber: Zwischen Propaganda und Unterhaltung. Das Kino in der Schweiz zur Zeit des Ersten Weltkriegs, Marburg 2015, S. 403.
- Harry Graf Kessler, Wochenbericht, Bern, 9. Januar 1918, BArch, R 901, 71952.
- Zeughauskino. Deutsches Historisches Museum. Hein Petersen – Bilder aus dem Leben eines Schiffsjungen, abgerufen am: 6. Juli 2019.
- filmportal.de: Gelürzte Fassung: Hein Petersen (1921), abgerufen am: 6. Juli 2019.
- EFG1914: Ein Projekt zur Digitalisierung von Filmen zum Ersten Weltkrieg, abgerufen am: 6. Juli 2019.
- EFG. Hein Petersen, vom Schiffsjungen zum Matrosen, abgerufen am: 6. Juli 2019.