Heimdallarchaeota
„Candidatus Heimdallarchaeota“, oder einfach „Heimdallarchaeota“ (auch „Heimdallarchaeia“), ist ein 2017 vorgeschlagenes Phylum innerhalb des Superphylums der Asgard-Archaeen. Der Vorschlag basiert auf Metagenomanalysen von Proben, die aus marinen Sedimenten gewonnen wurden. Die „Heimdallarchaeota“ sind von großer Bedeutung für die Evolution der Eukaryoten, da sie nach phylogenetischen Analysen zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung unter den Archaeen die den Eukaryoten nächstgelegene Gruppe waren. Dies bedeutet, dass offenbar ein mit „Heimdallarchaeota“ verwandtes Archaeon an der Entstehung der ersten eukaryotischen Zelle beteiligt sein könnte.[2]
Heimdallarchaeota | ||||||||||
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Systematik | ||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
Heimdallarchaeota | ||||||||||
Zaremba-Niedzwiedzka et al. 2017[1] |
Die untersuchten Proben wurden von zwei Standorten – beim Schwarzen Raucher Lokis Schloss (englisch Loki's castle, auf dem Mittelozeanischen Rücken zwischen Grönland und Spitzbergen, 73,55° N, 8,15° O ) und der Aarhus Bugt (deutsch Aarhusbucht, englisch Aarhus Bay, Ostjütland) – aus einer Reihe von sieben verschiedenen geographischen Standorten gewonnen. Diese wurden einer umfassenden Analyse archaealer Genomsequenzen (Contigs) unterzogen. Die Häufigkeit dieser Art von Archaeen war dort allerdings viel geringer als die der verwandten Lokiarchaeota. Die Analysen ergaben, dass die Mitglieder dieser Klade sich ausreichend von den übrigen Archaeen unterscheiden, um ein neues Phylum der Supergruppe Asgard innerhalb (Proteoarchaeota) zu bilden, zusammen mit den Lokiarchaeota und anderen. Die Asgard-Archaeen besitzen viele Gene, die für zuvor nur bei Eukaryoten gefundene Proteine kodieren.[2]
Die Metagenomanalysen der „Heimdallarchaeota“ lassen einen Stoffwechsel mit aeroben Wegen vermuten, der ihnen wahrscheinlich eine mikrooxygene Nische (mit sehr geringer Sauerstoffkonzentration) zuweist, einzigartig für Archaeen.[3]
Etymologie
Der Begriff „Heimdallarchaeota“ leitet sich von der mythologischen Figur Heimdall ab, in Analogie zu den zuvor gefundenen nahestehenden Phyla Lokiarchaeota und „Thorarchaeota“. Diese Namen (sowie der des diese Gruppen umfassenden Superphylums Asgard) sind inspiriert von der Nordischen Mythologie.
Weblinks
- NCBI: "Candidatus Heimdallarchaeota" Zaremba-Niedzwiedzka et al. 2017 (phylum), graphisch: Candidatus Heimdallarchaeota, auf: Lifemap, NCBI Version
- LPSN: Phylum "Candidatus Heimdallarchaeota"
Einzelnachweise
- NCBI: "Candidatus Heimdallarchaeota" Zaremba-Niedzwiedzka et al. 2017 (phylum), graphisch: Candidatus Heimdallarchaeota, auf: Lifemap, NCBI Version
- K. Zaremba-Niedzwiedzka, E. F. Caceres, J. H. Saw, D. Bäckström, L. Juzokaite, E. Vancaester, K. W. Seitz, K. Anantharaman, P. Starnawski, K. U. Kjeldsen, M. B. Stott: Asgard archaea illuminate the origin of eukaryotic cellular complexity, in: Nature, Band 541, Nr. 7637, 19. Januar 2017, S. 353, doi:10.1038/nature21031, PMID 28077874
- Paul-Adrian Bulzu, Adrian-Ştefan Andrei, Michaela M. Salcher, Maliheh Mehrshad, Keiichi Inoue, Hideki Kandori, Oded Beja, Rohit Ghai, Horia L. Banciu: Casting light on Asgardarchaeota metabolism in a sunlit microoxic niche, in: Nat Microbiol 4, 1. April 2019, S. 1129–1137, doi:10.1038/s41564-019-0404-y