Hausen über Aar
Hausen über Aar ist ein Ortsteil der Gemeinde Aarbergen im Hessischen Rheingau-Taunus-Kreis und liegt im Aartal.
Hausen über Aar Gemeinde Aarbergen | |
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Höhe: | 179 m ü. NHN |
Fläche: | 3,85 km²[1] |
Einwohner: | 637 (30. Jun. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 165 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 65326 |
Vorwahl: | 06120 |
Hausen über Aar |
Geschichte
Hausen (historisch Orhusen in der Bedeutung von Oberhausen) wurde im Jahr 879 erstmals urkundlich erwähnt.[3] Der Namensteil Ober- bezieht sich dabei auf die frühere Existenz der im 16. Jahrhundert aufgelassenen Wüstung Niederhausen, sie sich zwischen Hausen und Rückershausen befand.
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten die bis dahin eigenständigen Gemeinden Daisbach, Hausen über Aar, Kettenbach, Michelbach, Panrod und Rückershausen am 31. Dezember 1970 freiwillig zur neuen Gemeinde Aarbergen.[4][5] Für jeden Ortsteil wurde durch die Hauptsatzung ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.
Der Zusatz „über Aar“
Hausen liegt nicht über, sondern an der Aar. Der Zusatz über Aar bedeutet daher so viel wie auf der anderen Seite der Aar gelegen. Denn der alte Ortskern des Dorfes befindet sich östlich der Aar. Der Zusatz bezieht sich wahrscheinlich auf den Blickwinkel von der früheren Niedergrafschaft Katzenelnbogen aus. Die Grafen von Katzenelnbogen bzw. ihre Nachfolger, die Landgrafen von Hessen, verfügten u. U. über abgabepflichtige Personen in Hausen, obwohl das Dorf nie selbst zum Territorium der Grafschaft gehörte.[6] Der Zusatz dient bis heute zur Unterscheidung der Siedlung von anderen Dörfern mit dem Namen Hausen in der Region und speziell im Altkreis Untertaunus. Denn Hausen ist der häufigste Ortsname in Deutschland (vgl. Hausen vor der Höhe und Hausen über Balduinstein).
Politik
Ortsvorsteher ist Richard Vietze (SPD).
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Vereine
Hausen zeichnet sich durch ein aktives Vereinsleben aus. Es existieren ein Männergesangsverein, ein Turn- und ein Schützenverein und eine Freiwillige Feuerwehr. Regional bekannt ist der Frauenchor CantAare Femina. Die Jugend organisierte sich bis zum Jahr 2010 in der Kerbegesellschaft. Darüber hinaus existierte früher ein Jugendraum. Dörfliche Veranstaltungen finden meist in der Turnhalle, einer Mehrzweckhalle mit Saal und Ausschankbereich, statt.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Maskenball im alten Saalbau (nicht regelmäßig)
- Familienabend des Vereinsrings (Frühjahr; Turnhalle)
- Osterfeuer der Feuerwehr (unregelmäßig am Samstag vor Ostern)
- Lindenfest der Feuerwehr (1. Mai)
- Fahr zur Aar (jeweils im Mai)
- Schoppefest (ehemals Häuser Kerb; am Wochenende vor dem letzten Dienstag im Oktober)
- Häuser Weihnachtsmarkt (meist am 4. Advent an der Turnhalle; früher im Ortskern an der Linde)
Bauwerke
Sehenswert sind die historische Aar-Brücke aus von 1863 und das Ehrenmal zur Mahnung an die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus von 1926 (1955 mit einer Tafel erweitert).[7][8] Hausen verfügt über einen hohen Waldanteil. In den Wäldern befinden sich zahlreiche Kulturrelikte und geomorphologische Besonderheiten, wie das jungholozäne Schluchtensystem Steimelsgraben mit dazugehörigem Schwemmfächer[9][10] auf der Westseite des Tals und mehrere, anhand von Feldrainen erkennbare Wüstungsfluren. In der Waldabteilung Struth auf der Ostseite wurde ein Rain in die vorrömische Eisenzeit datiert.[11]
Verkehr
Durch Hausen über Aar verläuft die aktuell mit Draisinen befahrene, denkmalgeschützte Aartalbahn und die Aarstraße (Bundesstraße 54). Die nächsten Bahnhöfe befindenden sich in Limburg (mit ICE-Anschluss in Limburg Süd), Diez und Wörsdorf. Die nächste Autobahnanschlussstelle ist in Bad Camberg.
Literatur
- H. Schön: Su schwetze mer in Hause. Häuser Dialekt-Wörterbuch. Aarbergen 1999, S. 57.
- C. Stolz: Die Flurnamen der Gemarkung Hausen über Aar. Aarbergen 1999, S. 60.
- W. Müller: De Middelpunkt vu de Welt. Niederzissen 2000.
- C. Stolz: Zur Genese jungholozäner Erosionsformen in der Gemarkung Hausen über Aar, westlicher Hintertaunus. Diplomarbeit. Geographie Univ. Mainz, 2002.
- W. Rau: Ortschronik der Gemeinde Hausen über Aar. Herausgegeben zur 1125-Jahrfeier. Aarbergen 2004.
- Literatur über Hausen über Aar In: Hessische Bibliographie[12]
Weblinks
- Ortsteil Hausen über Aar. In: Webauftritt. Gemeinde Aarbergen, archiviert vom Original am 12. März 2016 .
- Hausen über Aar, Rheingau-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 11. November 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Hausen über Aar. Ortsgeschichte, Infos. In: www.hausen-ueber-aar.de. Private Website, archiviert vom Original am 17. September 2019 .
Einzelnachweise
- Flächennutzungsplan. (PDF; 85,5 MB) In: Webauftritt. Gemeinde Aarbergen, S. 49 f, abgerufen im August 2020.
- Informationen über unsere Ortsteile. In: Webauftritt. Gemeinde Aarbergen, archiviert vom Original am 18. Oktober 2019; abgerufen im Oktober 2019.
- A. Bach: Die Siedlungsnamen des Taunusgebiets in ihrer Bedeutung für die Besiedlungsgeschichte. Bonn 1927, DNB 578788136.
- Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Aarbergen“, Untertaunuskreis vom 3. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 139, Punkt 159 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 377.
- W. Rau: Ortschronik der Gemeinde Hausen über Aar. Aarbergen 2004.
- W. Rau: Ortschronik der Gemeinde Hausen über Aar. Aarbergen 2004.
- Ehrenmal in Hausen im Internetauftritt der Gemeinde
- C. Stolz: Historisches Grabenreißen im Wassereinzugsgebiet der Aar zwischen Wiesbaden und Limburg. (= Geologische Abh. Hessen. Band 117). Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89531-819-1.
- C. Stolz: Steimelsgraben. In: Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen (Hrsg.): Kulturelle Entdeckungen Nassau. Schnell & Steiner, Regensburg 2012, ISBN 978-3-7954-2648-4.
- C. Stolz, S. Böhnke, J. Grunert: Reconstructing 2500 years of land use history on the Kemel Heath (Kemeler Heide), southern Rhenish Massif, Germany. In: E&G Quaternary Science Journal. 61 (2), 2012, S. 173–187. (PDF-Datei, 3 MB) (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!