Hardenbergsches Haus
Das Hardenbergsche Haus[1] (auch: Hardenberg’sches Palais[2] oder Hardenberg’sches Haus) in Hannover ist eine Villa, die von höchsten internationalen Persönlichkeiten bewohnt wurde.[3] Seit seinem Umbau im Jahre 2000 dient das Gebäude als Gästehaus[4] und für spezielle Feierlichkeiten und Tagungen.[5] Standort der denkmalgeschützten Villa[6] ist die Alte Herrenhäuser Straße 10[6] am Endpunkt der westlichen Graft-Allee des Großen Gartens im Stadtteil Herrenhausen.[1]
Geschichte
An der Stelle des Hardenbergschen Hauses hatte zuvor der kurfürstlich hannoversche Gartenkünstler Martin Charbonnier sein Wohnhaus. An dieser Stelle errichtete dann 1749 bis 1751 Johann Paul Heumann für den Leiter des Hofbau- und Gartenwesens, Friedrich Karl von Hardenberg,[1] eine neue „Hof-Bau- und Gartendirektors Offizialwohnung“,[6] zugleich mit „Überwinterungsräumen für frostempfindliche Pflanzen“.[1]
Als Anfang der zehnjährigen Fremdherrschaft,[7] der sogenannten Franzosenzeit, der französische General Édouard Adolphe Mortier am 5. Juni 1803 mit seinen Truppen in Hannover einzog, wählte der Befehlshaber das Hardenbergsche Haus zum eigenen Quartier.[8] Auch sein Nachfolger, der französische Kriegsminister und spätere König von Schweden und Norwegen, Jean Baptiste Jules Bernadotte, fand die ehemalige Dienstvilla des Gartendirektors offenbar „commod“ – er wohnte hier von 1803 bis 1804.[3]
Als 1866 das Königreich Hannover nach der Schlacht bei Langensalza endete, verlegten die Welfen ihr familiäres Welfenmuseum in das Hardenbergsche Haus[1] (siehe auch Fürstenhaus Herrenhausen-Museum).
Zur Zeit des Nationalsozialismus erwarb die Stadt Hannover das Gebäude und renovierte das Haus bis 1939, um hier das Standesamt einzurichten. Zeitgleich wurde der Garten verkleinert[1], um den Mittelabschnitt der Herrenhäuser Straße zu verlegen. Die historische Hauptstraße des alten Dorfes Herrenhausen wurde dann mitten im Zweiten Weltkrieg in Alte Herrenhäuser Straße umbenannt.[9]
Ab 1952 war das Hardenbergsche Haus Sitz des Heimatbundes von Hannovers Partnerstadt Glogau, während das Obergeschoss zeitweilig von Eduard Pestel bewohnt wurde.[1]
Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre bewohnte der Bildhauer Kurt Lehmann das Hardenbergsche Palais und empfing hier etwa Martin Buber, Alexander Calder, Werner Gilles, Alfred Hentzen, den Kunstmäzen Bernhard Sprengel, den Bühnenbildner Rudolf Schulz oder auch Kurt Ehrhardt.[2]
1998 erwarb die Sparkassen-Finanzgruppe das Gebäude und ließ es in den beiden Folgejahren durch die Architekten Schweger + Partner aufwändig sanieren und umbauen. Seit dem Jahr der Expo 2000 war nun das Gebäude für Tagungen, Empfänge und Feiern vorbereitet, zumal im selben Jahr die Landschaftsarchitekten Irene Lohaus und Peter Carl die Gartenanlagen neu gestaltet haben.[1] Dabei wurde auf der nördlichen Seite des Hauses ein neues Gartenparterre angelegt.[4]
Baubeschreibung und Ausstattung
Johann Paul Heumann errichtete das palaisartige, vom französischen Klassizismus beeinflusste Gebäude als massiven, spätbarocken Putzbau[1] auf hohem Sockel und mit Gliederung durch Werksteine.[4] Der symmetrische Bau unter hohen Walm-Mansarddach wird durch einen zweigeschossigen Mittelrisalit mit doppelläufiger Freitreppe betont.[6] Im Erdgeschoss waren ursprünglich Räumlichkeiten zur Repräsentation mit Freitreppen nach allen Seiten eingerichtet. Die Privaträume waren dagegen im Mansardgeschoss eingerichtet.[1]
Im Gartensaal finden sich Ölgemälde in den Wandvertäfelungen.[4]
Das Hardenbergsche Haus hält seit dem Umbau im Jahr 2000 eine Bibliothek zur Gartenkunst vor.[4]
Literatur
- Bernd Adam: Die Orangerie und die höfischen Bauten an der Alten Herrenhäuser Straße. In: Marieanne von König (Hrsg.): Die Königlichen Gärten in Herrenhausen, mit Fotos von Wolfgang Volz, mit Beiträgen von Bernd Adam, U. Boeck, G. Frühsorge, C. Meckseper, H. Palm, U. und H.-G. Preißel, H. Rettich, M. Rohde und Alheidis von Rohr, Göttingen: Wallstein-Verlag, 2006, ISBN 978-3-8353-0053-8 und 3-8353-0053-9, S. 103–108; hier: S. 106f.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Alte Herrenhäuser Straße. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 144ff.
- Helmut Knocke: Hardenbergsches Haus. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 270.
- Antje Havemann, Margit Schild: Hardenbergsches Haus. In: Hannover. Ein Begleiter zu neuer Landschaftsarchitektur, hrsg. von Garten + Landschaft in Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, unter Mitarbeit von Karin van Schwartzenberg und Silke Beck, in der Reihe Edition Garten + Landschaft, München: Callwey, 2006, ISBN 978-3-7667-1684-2 und ISBN 3-7667-1684-0, S. 24 u.ö.
Weblinks
- Wilken von Bothmer (Geschäftsführer): Hardenbergsches Haus. Feiern und Tagen in königlicher Lage auf hardenbergsches-haus.de der Herrenhausen Verwaltungs GmbH Gastronomie & Co.KG
- Sascha Grauwinkel (Geschäftsführer), Selma Braun (Stellvertr.): Hardenbergsche Haus auf schlosskueche-herrenhausen.de
- Kurzbeschreibung bei hannover.de (Memento vom 16. Januar 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- Helmut Knocke: Hardenbergsches Haus (siehe Literatur)
- Rudolf Lange: Ein Atelier in Herrenhausen. In: Kurt Lehmann / Ein Bildhauerleben. Verlag Th. Schäfer, Hannover 1995, ISBN 3-88746-344-7, S. 60.
- Klaus Mlynek: Bernadotte, Jean Baptiste Juls (= Karl XIV. Johann, König von Schweden und Norwegen). In: Stadtlexikon Hannover, S. 63f.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Alte Herrenhäuser Straße (siehe Literatur)
- Wilken von Bothmer (Geschäftsführer): Hardenbergsches Haus ... (siehe Weblinks)
- Gerd Weiß: Hardenbergsches Haus (Alte Herrenhäuser Straße 10) In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06203-7, S. 207., sowie Anlage Herrenhausen. In: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, S. 15f.
- Klaus Mlynek: Napoleonische Kriege. In: Stadtlexikon Hannover, S. 459f.
- Klaus Mlynek: MORTIER, Edouard Adolphe Casimir Joseph. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 260; online über Google-Bücher
- Helmut Zimmermann: Alte Herrenhäuser Straße. In: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 12