Hans Rollwagen (Politiker, 1868)

Johann Gottlob „Hans“ Rollwagen (* 21. April 1868 i​n Schleusingen; † 28. September 1912 i​n Musau, Tirol, Österreich) w​ar ein deutscher Verleger u​nd bayerischer Politiker d​er SPD. Von 1905 b​is 1912 w​ar er Mitglied d​er Kammer d​er Abgeordneten i​m Bayerischen Landtag.[1] Er g​ilt als d​er bedeutendste Repräsentant d​er schwäbischen Arbeiterbewegung n​ach der Jahrhundertwende.

Hans Rollwagen (vor 1912)
Gedächtnisurne für Hans Rollwagen und seine Ehefrau

Leben und politische Karriere

Grabstätte von Hans und Emilie Rollwagen auf dem Protestantischen Friedhof Augsburg

Hans Rollwagen w​urde im Frühjahr 1868 a​ls ältester Sohn d​es Weißgerbers Friedrich Gottlob Rollwagen (1843–1897) u​nd dessen Ehefrau Regina Elisabetha Albertus (1846–1926) i​n Schleusingen i​m Landkreis Hildburghausen i​m fränkisch geprägten südlichen Thüringen geboren. Nach d​em Besuch d​er Volks- u​nd Realschule absolvierte e​r von 1882 b​is 1886 i​n Nördlingen e​ine Lehre a​ls Schriftsetzer.[1] Ab 1892 w​ar er i​m erlernten Beruf zunächst b​ei den Augsburger Neuesten Nachrichten u​nd ab 1895 a​ls Korrektor b​ei der Augsburger Abendzeitung tätig. Im Jahr 1898 w​urde er Teilhaber d​er Augsburger Buchdruckerei Reinecke & Co. u​nd im Jahr 1900 Leiter d​er Buchdruckerei E. Rollwagen. Im selben Jahr gründete e​r die sozialdemokratische Augsburger Volkszeitung (ab 1905 Schwäbische Volkszeitung), a​ls deren Chefredakteur e​r fungierte.

Ab 1906 war Rollwagen Erster Vorsitzender der Augsburger SPD und gehörte ab 1908 dem Augsburger Stadtrat an. Im Jahr 1905 zog er als erster Augsburger Sozialdemokrat und einer von zwölf Vertretern der SPD in die Abgeordnetenkammer des 34. Bayerischen Landtags (1905–1907) ein. Dort gehörte er verschiedenen Ausschüssen an, darunter der Ausschuss für Gegenstände der Finanzen und Staatsschuld, der Ausschuss zur Beratung von Anträgen, die Verbesserung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Königreiche Bayern betreffend und der Ausschuss zur Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Abänderung der bayerischen Heimat- und Armengesetzgebung. Auch bei den beiden folgenden Wahlen in den Jahren 1907 (35. Landtag, 1907–1911) und 1912 (36. Landtag, 1912–1918) errang Rollwagen wieder Landtagsmandate.[1]

Hans Rollwagen w​urde nur 44 Jahre alt. Er h​atte die Augsburger Gruppe d​er Umweltorganisation Naturfreunde gegründet[2] u​nd verbrachte s​eine Freizeit bevorzugt i​n den Tannheimer Bergen. Am 28. September 1912 verunglückte e​r bei e​iner Bergtour a​m Gipfel d​es Schartschrofen i​n Musau (Tirol) tödlich.[3] Dort w​urde im Jahr 1916 e​ine Gedenktafel für i​hn angebracht.

Die Urne m​it seiner Asche w​urde am 6. Oktober 1912 a​uf dem Protestantischen Friedhof i​n Augsburg beigesetzt. Berichten zufolge folgte e​in Trauerzug m​it 15.000 Menschen seiner Urne a​uf dem Weg v​om Augsburger Hauptbahnhof z​um Friedhof.[4] Dort befindet s​ich bis h​eute sein Grab m​it einer Widmung d​er SPD.

Im Augsburger Stadtteil Pfersee-Süd w​urde 1982 d​ie Hans-Rollwagen-Straße n​ach ihm benannt.[5]

Familie

Hans Rollwagen w​ar seit 1892 m​it Emilie Marie Meyer (1867–1925) verheiratet. Der einzige Sohn d​es Ehepaares w​ar der SPD-Politiker u​nd ehemalige Oberbürgermeister v​on Bayreuth, Hans Rollwagen (1892–1992).

Ehrungen

  • Hans-Rollwagen-Straße in Augsburg-Pfersee
  • Grabmal auf dem Protestantischen Friedhof Augsburg mit Widmung der SPD

Literatur

  • Hans Otto Rollwagen: Hans Rollwagen und die Schwäbische Volkszeitung in Augsburg. In: Hartmut Mehringer (Hrsg.): Von der Klassenbewegung zur Volkspartei: Wegmarken der bayerischen Sozialdemokratie 1892–1992 (= Schriftenreihe der Georg-von-Vollmar-Akademie). Saur, München 1992, ISBN 3-598-22024-3, S. 8292.
  • Hans Otto Rollwagen: Aus dem Leben meines Großvaters Hans Rollwagen. In: Forscherkreis der Rehlen-Sippe Regensburg (Hrsg.): Die Rehlen-Sippe. Familienberichte aus Vergangenheit und Gegenwart. Band 52. Regensburg 1989.
  • Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867–1933. 1995, S. 343.

Einzelnachweise

  1. Hans Rollwagen in der Parlamentsdatenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte in der Bavariathek
  2. Landtagsabgeordneter Gen. Rollwagen abgestürzt. In: Der Naturfreund. 1912, S. 284 (online).
  3. Friedrich Emil Hirn: Hans Rollwagen †. Worte des Gedenkens zur Erinnerung an einen Unvergeßlichen. In: Der Naturfreund. 1912, S. 299, 300 (online).
  4. 100. Todestag Hans Rollwagen. In: spd-augsburg.de. 25. September 2012, abgerufen am 27. September 2021 (mit historischen Fotos).
  5. Informationen zur Stadtgeschichte. Straßennamen von A–Z. In: buergerhaus-pfersee.de. Bürgerhaus Pfersee, abgerufen am 27. September 2021.
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