Hans Holzwarth
Hans Theodor Holzwarth (* 20. August 1877 in Dornhan; † 21. August 1953 in Düsseldorf[1]) war ein deutscher Maschinenbau-Ingenieur. Bekannt wurde er als Erfinder der ersten voll funktionstüchtigen, zur Marktreife entwickelten Gasturbine.
Leben
Hans Holzwarth wurde 1877 in Dornhan bei Schramberg geboren. Sein Vater Albert Holzwarth war Schultheiß der Stadt Schramberg[2] und wurde später für seine Verdienste um die Industrialisierung der Stadt zum Ehrenbürger von Schramberg ernannt.
Nach der Schulzeit studierte Holzwarth Maschinenbau an der TH Stuttgart, wo er 1901 die Erste Staatsprüfung ablegte. Es folgte eine kurze berufliche Tätigkeit bei MAN, dann arbeitete Holzwarth von 1903 bis 1908 bei Hooven, Owens, Rentschler & Co (H.O.R.) in Hamilton, Ohio, USA. Für H.O.R. entwickelte er zunächst eine als Hamilton-Holzwarth-Turbine bekannt gewordene Dampfturbine[3][4][5] In die Zeit bei H.O.R. fiel aber auch der Beginn seiner Entwicklungsarbeit an einer "Verpuffungs-Gasturbine".[2][6]
Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war Holzwarth kurz freiberuflich tätig, um sich ganz der Weiterentwicklung und Vermarktung seiner Gasturbine zu widmen. Er wurde Angestellter der Maschinenfabrik Thyssen & Co. in Mülheim an der Ruhr, in deren Auftrag er (mit finanzieller Unterstützung seines Vetters Erhard Junghans, Miterbe und kaufmännischer Leiter der Uhrenfabrik Junghans) die ersten beiden funktionierenden Prototypen baute. Nach einer längeren Zusammenarbeit mit Brown, Boveri & Cie. (BBC) gründete Holzwarth 1927 in Mülheim schließlich seine eigene Firma, die Holzwarth-Gasturbinen GmbH.[2]
Die Holzwarth-Gasturbine
Die von Holzwarth ab 1905 entwickelte "Explosions"-Turbine unterscheidet sich grundlegend von heute gängigen Gasturbinen dadurch, dass die Verbrennung bei der Holzwarth-GT in einem durch Ventile abgeschlossenen Brennraum mit konstantem Volumen (isochor), diskontinuierlich getaktet, durch einen Magnetzünder gezündet abläuft. Holzwarth übernahm diese Funktionsweise vom Ottomotor. Da der Druckanstieg in der Brennkammer erst durch die Zündung des Gases entsteht, kam die Holzwarth-GT ohne Turbokompressor aus. Die eigentliche Expansionsturbine übernahm Holzwarth von den Dampfturbinen; es handelt sich um eine 2-stufige Curtis-Turbine.
Holzwarth-Turbinen wurden vor allem von BBC bis Ende der 1930er Jahre in größerer Zahl gebaut; später setzte sich die heute übliche Bauweise mit Turbokompressor, kontinuierlicher Verbrennung und offener Brennkammer durch.
Ehrungen
- 1927: Ehrendoktorwürde der TH Stuttgart.[8]
- 1952: Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
Einzelnachweise
- Hans Holzwarth, In: Internationales Biographisches Archiv. 42/1953, 5. Oktober 1953, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Neue Deutsche Biographie (siehe Literatur)
- H. Wilda: Steam Turbines - Development and Engineering: Their Theory and Construction. Watchmaker Publishing, 2003, ISBN 1-929148-26-7.
- Albert Bantlin: Amerikanische Dampfturbinen. Verlag A. Kröner, 1905, S. 28 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Patent US745496A: Turbine. Angemeldet am 22. Oktober 1903, veröffentlicht am 1. Dezember 1903, Anmelder: Hooven Owens Rentschler Company, Erfinder: Hans Holzwarth.
- Patent US783434A: Rotary combustion-engine. Angemeldet am 28. September 1903, veröffentlicht am 28. Februar 1905, Erfinder: Hans Holzwarth.
- Erste Holzwarth-Versuchs-Gasturbine, 1908. Deutsches Museum, abgerufen am 10. Februar 2011.
- Universitätsarchiv Stuttgart: Beständeübersicht (Memento vom 3. Juli 2007 im Internet Archive)
Literatur
- Manfred Busch: Die Holzwarth-Gasturbine. In: Stuttgarter technikgeschichtliche Vorträge. 1980/81, S. 161ff.
- Hans Holzwarth: Die Gasturbine – Theorie, Konstruktion und Betriebsergebnisse von zwei ausgeführten Maschinen. Oldenbourg Verlag, München 1911.
- Gustav Goldbeck: Holzwarth, Hans. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 581 (Digitalisat).