Hannoverscher Schwimmverein von 1892
Der Hannoversche Schwimmverein von 1892 e. V. (HSV von 1892) ist der älteste auf den Schwimmsport ausgerichtete Verein der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Der für Männer und Frauen offene eingetragene Verein bietet neben Leistungssport auch Freizeitsport an.[1] Neben Schwimmen wird auch Wasserball und Sporttauchen angeboten.[2]
Name | Hannoverscher Schwimmverein von 1892 |
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Gegründet | 1892 |
Gründungsort | Hannover |
Vereinssitz | Thymianweg 26 30926 Seelze |
Vorsitzender | Holger Teichel (1. Vorsitzender) Annelies Graue (2. Vorsitzende) |
Homepage | hsv1892.de |
Geschichte
Der heutige Verein wurde ursprünglich zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs im Jahr 1892 als „1. Hannoverscher Schwimmer Club“ gegründet – und sah zunächst die Beteiligung ausschließlich durch Männer vor. Doch schon wenige Jahre nach der Vereinsgründung öffnete sich der „Club“ im Jahr 1896 auch für Frauen.[1]
Bei der Eröffnung des Goseriedebades im Jahr 1905 veranstaltete der Verein gemeinsam mit den beiden anderen hannoverschen Schwimmvereinen Schwimmclub Delphin von 1898[3] und dem 1895 gegründeten[1] Schwimmverein Neptun ein „Schwimmfest“. Zwar wurde der Schwimmsport seinerzeit in den Sommermonaten noch im Freien ausgeübt – „und zwar in einem bei Wülfel gelegenen Teich“ – doch in der kalten Jahreszeit waren die drei Hallen des Goseriedebades für die Schwimmvereine unentbehrlich.[3]
1907 war der 1. Hannoverscher Schwimmer Club Ausrichter der ebenfalls in Wülfel veranstalteten deutschen Schwimmmeisterschaften 1907.[1]
Bei den Olympischen Sommerspielen 1912 in Stockholm gewann das Vereinsmitglied Paul Günther die Goldmedaille im Kunstspringen und wurde damit erster Olympiasieger aus Niedersachsen. Zwei Schwimmerinnen des Vereins, Grete Rosenberg und Hermine Stindt errangen ebenfalls in Stockholm die Silbermedaille über 4 × 100 Meter Freistil.[1]
1913 schloss sich der 1. Hannoversche Schwimmer Club[1] mit dem Schwimm-Club Delphin von 1898 und dem Schwimmverein Delphin zusammen.[1]
Nach dem Ersten Weltkrieg fusionierte der Club 1919 mit dem Schwimmverein Neptun zu dem noch heute genutzten Namen unter der Kurzbezeichnung HSV von 1892 e.V.[1]
Erfolgreichste Sportlerin des HSV war Grete Rosenberg, die von 1913 bis 1922 acht Mal in Folge deutsche Meisterin über 100 Meter Kraulen wurde.[1]
Ebenfalls zur Zeit der Weimarer Republik richtete der HSV in dem neu errichteten Lister Bad die deutschen Schwimmmeisterschaften des Jahres 1927 aus.[1]
Nach der Machtergreifung und während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Verein im Zuge der Gleichschaltung auch Hannoverscher Schwimm-Verein oder schlicht Schwimm-Verein genannt, aber auch Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen. Hannoverscher Schwimm-Verein (H-S-V).[4] Im Jahr der Reichspogromnacht konnte der HSV 1938 sein eigenes Schwimmbad inklusive Vereinsheim in Herrenhausen als HSV-Bad eröffnen.[1]
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen Mitglieder des HSV erfolgreich an den deutschen Schwimmmeisterschaften 1949 in Peine teil, ähnlich wie im Folgejahr 1950 bei den deutschen Hallen-Schwimmmeisterschaften in Kassel.[1]
1980 gab der Schwimmverein die Nutzung des vereinseigenen HSV-Bades auf,[1] nachdem der Westschnellweg noch 1966 nur teilweise ausgebaut war.[5] In der Folge wurde das HSV-Bad zu einer alternativen Eventlocation namens Musiktheater Bad umfunktioniert. Zur Ausübung des Leistungs- wie auch Breitensports nutzt der Verein seit 1980 verschiedene Bäder in Hannover wie das Stadionbad am Maschsee oder das Fössebad. Hinzu kommt in den Sommermonaten das 1925 errichtete Volksbad Limmer.[1]
Persönlichkeiten
- Johann Gedrat (1883–1915), Turnlehrer, leitete von 1901 bis 1903 als Vorsitzender den später im HSV von 1892 aufgegangenen Schwimmsportverein Neptun von 1895.[6]
- Paul Günther[1] (1882–1945), Wasserspringer und Olympiasieger 1912
- Grete Rosenberg[1] (1896–1979), Schwimmerin, Olympiazweite 1912
- Hermine Stindt[7] (1888–1974), Schwimmerin, Olympiazweite 1912
Literatur
- Hundert Jahre Hannoverscher Schwimmverein von 1892 e.V., 1992[1]
- Wolfgang Philipps: Über Wasser – unter Wasser. 125 Jahre Hannoverscher Schwimm-Verein von 1892, Hildesheim: Arete Verlag, 2017, ISBN 978-3-942468-87-9 und ISBN 3-942468-87-5; Inhaltsverzeichnis
- Wolfgang Philipps: „There was a hard struggle between Miss Fletcher and Fräulein Rosenberg“. Ein Beitrag zur niedersächsischen Schwimmsport-Geschichte. In: Jahrbuch des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte, Bd. 20/21 (2017/2018), S. 183–209
Weblinks
Einzelnachweise
- Karl-Heinz Grotjahn M. A.: Hannoverscher Schwimmverein (HSV) v. 1892. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 265f.
- Vergleiche die Startseite des Vereins
- Klaus Dieckmann, Thomas Schmidt: Das Goseriedebad. Ein hannoversches Hallenbad der Jugendstilzeit. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 45 (1991), S. 1–85; hier: S. 72; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vergleiche die Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 26. Juli 2018
- Vergleiche ein Zeitungsfoto vom Juni 1966 von Wilhelm Hauschild, in Linda Tonn: Aus der Stadt / HAZ-Serie "Hannover vor 50 Jahren" "Kind ins Leben zurückgerufen", Artikel auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 22. Juli 2016, zuletzt abgerufen am 26. Juli 2018
- Dirk Böttcher: Gedrat, Johann. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 126; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vergleiche die Legendentafel am Straßenschild des Hermine-Stindt-Weges