Halimium
Halimium ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Zistrosengewächse (Cistaceae). Deutschsprachige Trivialnamen sind Steinrose, teilweise Felsenrose, Sonnenrose oder Sonnenteppich. Oft wird auch der Begriff Zistrose verwendet, da einige Experten Halimium allerdings unter Cistus subsumieren.
Halimium | ||||||||||||
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Halimium halimifolium | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Halimium | ||||||||||||
(Dunal) Spach |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Halimium-Arten sind meist immergrüne, stark verzweigte Sträucher oder Zwergsträucher mit Wuchshöhen von 40 bis 150[1] Zentimetern. Der Durchmesser größerer Sträucher kann bis zu 1 Meter betragen.
Die Laubblätter sind kreuzgegenständig angeordnet. Die einfachen Blattspreiten sind bei einer Länge von 1 bis 5 Zentimetern und einer Breite von 0,2 bis 3 Zentimetern linealisch oder ei-lanzettlich.
Generative Merkmale
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Blütenkronen haben einen Durchmesser von 1,5 bis 4 Zentimetern. Der Blütenstand ist rispig. Die Blütenkronblätter sind weiß , gelb oder gelb mit dunkelrötlichen Basalflecken. Fünf Kelchblätter. Die zwei äußeren sind sehr klein, die fünf Kronblätter sind breit und keilförmig. Der Fruchtknoten ist oberständig, die Griffel sind keulig. Die Kapseln sind ca. zentimergroß, eiförmig, 2-3 klappig und im bleibenden Kelch eingeschlossen.[2]
Ökologie
Einige Arten, wie Halimium halimifolium oder Halimium lasianthum, haben einen dunkelroten oder braunen basalen Fleck, von dem man annimmt, dass er Insekten zur Bestäubung anlockt.
Wie bei den Zistrosen gibt es Parasitismus durch Zistrosenwürger. So wächst beispielsweise der Gelbe Zistrosenwürger (Cytinus hypocistis (L.) L.) auf der Woll-Steinrose (Halimium lasanthium(Lam.) Greuter).[3]
Vorkommen
Die Halimium-Arten gedeihen im subtropisch-mediterranen Klima Europas, Nordafrikas und Kleinasiens. Das Zentrum der Artenvielfalt liegt im westlichen Mittelmeerraum, vor allem auf der Iberischen Halbinsel. Im Gegensatz zu den eng verwandten Cistus gibt es keine natürlichen Vorkommen auf den Kanarischen Inseln. Ihre Habitate sind sonnige Standorte auf sandigen Böden in Küstennähe, oft auch Dünen und Strände [1], Garique, Macchien, Korkeichenwälder[4] oder lichte Wälder der mediterranen Hartlaubzone.[5] Steinrosen können bestandsbildend sein.[2]
Systematik und botanische Geschichte
Taxonomie
Die Gattung Halimium wurde 1836 durch Édouard Sprach in den Annales des Sciences Naturelles Botanique, sér. 2, 6, S. 365 aufgestellt. Der Artikel über Halimium stammt vom französischen Botanik-Professor Michel Félix Dunal aus Montpellier.
Etymologie
Der Gattungsname Halimium, der vom altgriechischen Wort halimon stammt, („latinisiert“: halimon). Er bezeichnet die Strauchartige Melde (Atriplex halimus L.) Dunal hat diesen Sektionsnamen geschaffen, da eine charakteristischste Art: Halimium halimifolium (L.) Willk. bzw. "Cistus folio Halimi de Clusio" ein Blattform hat, die der strauchartigen Melde bzw. "halimon" ähnelt.[6]
Botanische Geschichte
Historisch wurden die Halimium-Arten meist unter Cistus eingeordnet. Der Cistus- und Halimium-Experte Robert G. Page meint, dass es keine gute Rechtfertigung für eine eigene Gattung Halimium gibt und beruft sich auf DNA-Studien von J.-P. Demoly[7]. Da aber diese Taxonomie noch nicht allgemein akzeptiert ist, verwendet er auf seiner Webseite weiterhin die Taxa Halimium und ×Halimiocistus.[8] Je nach „Sichtweise“ geht man von sieben bis zwölf Arten aus. Die Gattung Halimium ist eng mit der Gattung Cistus (Zistrosen) verwandt. Daher gibt es auch Gattungshybriden der beiden Gattungen Cistus und Halimium, die unter ×Halimiocistus geführt werden.
Molekulargenetische Forschungsergebnisse der spanischen Botaniker Guzmán und Vargas[9] stellten 2009 die bisherige Taxonomie in Frage und zeigten auf, dass die Stellung von Halimium umbellatum anders sein könnte. Abgetrennt vom restlichen Zweig der Halimium-Arten befindet sich die Position von Halimium umbellatum zwischen der roten und der weiß-rötlichen Klade der Gattung Cistus. Doch andere Autoren folgten dieser Ansicht nicht.[10]
Arten
Botanische Arten und ihre Verbreitung
J.-P. Demoly sieht Halimium atlanticum als eine neue Art. Der Zistrosen- und Halimium-Experte Robert G. Page geht von nur sieben Arten (white-flowered: Halimium umbellatum, Halimium voldii / yellow-flowered Halimium atriplicifolium, Halimium calycinum, Halimium halimifolium, Halimium lasianthum, Halimium ocymoides) aus.
Es gibt etwa zwölf Arten mit etwa fünf Unterarten, die derzeit in zwei gelb-blütige und eine weiß-blütige Klade eingeordnet werden.:[11] In dem Standardwerk Flora Europae[12] sind 9 Arten verzeichnet. Hier wird H. calycinum als C. commutatum bezeichnet. Die drei Arten: H. atlanticum, H. lasiocalycinum und H. voldii fehlen.[13]
Klade 1 (gelb-blütig)
- Atlantische Steinrose (Halimium atlanticum (Humbert & Maire) Demoly), gelb-blütig mit roten Basalflecken: Dieser Endemit kommt nur im nördlichen Marokko vor.
- Kelch-Steinrose, Küsten-Steinrose (Halimium calycinum (L.) K.Koch), Synonyme: Halimium commutatum ((Pau) Byng&Christenh.)[4], Halimium libanotis f. luteum (Sauvage); gelb-blütig: Sie kommt in Marokko und auf der Iberischen Halbinsel vor. Die Synonym-Bezeichnung Halimium libanotis sorgt für Verwirrung, da einerseits das Artepitheton libanotis schon bei der Rosmarinblättrigen Zistrose Cistus libanotis verwendet wird, andererseits diese Art mit dem „falschen“ Namen Libanesischer Sonnenteppich angeboten wird. Da diese Art aus dem westlichen Mittelmeerraum stammt ist libanotis etymologisch nicht vom Libanon, sondern vom griechischen "libanotis" (=Rosmarin (Salvia rosmarinus)) oder dem griechischen "libanos" (=Weihrauch) abgeleitet.
Klade 2 (gelb-blütig)
- Gelbe Felsenrose (Halimium atriplicifolium (Lam.) Spach); gelb-blütig: Es gibt etwa zwei Unterarten deren Vorkommen das zentrale und das südliche Spanien, sowie Marokko ist:[14][15]
- Halimium atriplicifolium subsp. atriplicifolium: Sie kommt nur in Spanien vor.
- Halimium atriplicifolium subsp. macrocalycinus (Pau) Demoly: Sie kommt nur in Marokko vor.
- Gelbe Steinrose, Gelbe Zistrose[1], Halimiumblättrige Steinrose, Salzmeldenblättrige Steinrose (Halimium halimifolium (L.) Willk.), gelb-blütig mit roten Basalflecken: Die etwa zwei Unterarten sind in Südspanien, den Inseln im westlichen Mittelmeerraum und in Italien verbreitet:
- Halimium halimifolium subsp. halimifolium
- Halimium halimifolium subsp. multiflorum (Salzm. ex Dunal) Maire
- Woll-Steinrose, auch Falsche Sonnenrose, Lissabon-Sonnenrose (Halimium lasianthum (Lam.) Spach)[4][14] ; gelb-blütig mit roten Basalflecken: Die etwa drei Unterarten kommen in Marokko, Portugal sowie südlichen Spanien vor:
- Halimium lasianthum subsp. alyssoides (Lam.) Greuter; müsste nach neueren Erkenntnissen wieder eigene Art bilden: Halimium alyssoides
- Halimium lasianthum subsp. formosum (Curtis) Heyw. mit auffälligem dunkelroten Fleck[16]
- Halimium lasianthum (Lam.) Spach subsp. lasianthum
- Halimium lasiocalycinum (Boiss.& Reut.) Grosser ex Engl.; gelb-blütig mit roten Basalflecken
- Halimium lasiocalycinum subsp. lasiocalycinum
- Halimium lasiocalycinum subsp. rhiphaeum
- Basilikumblättrige Steinrose (Halimium ocymoides (Lam.) Willk.):[14]; gelb-blütig mit roten Basalflecken: Sie kommt nur im südlichen Portugal sowie südlichen Spanien vor.
Klade 3 (weiß-blütig)
- Dolden-Steinrose (Halimium umbellatum (L.) Spach); weiß-blütig: Teilweise wird diese, molekulargenetisch mit den anderen Halimium-Arten nicht direkt verwandte Art auch als Cistus umbellatus L. geführt. Die etwa drei Unterarten bzw. Varietäten kommen im nordwestlichen Afrika und auf der Iberischen Halbinsel vor:
- Gewöhnliche Dolden-Steinrose (Halimium umbellatum subsp. umbellatum (L.) Spach)
- Quirlige Dolden-Steinrose (Halimium umbellatum var. verticillatum Willk.)
- Klebrige Dolden-Steinrose (Halimium umbellatum subsp. viscosum (Willk.) O.Bolòs & Vigo)
- Halimium verticillatum (Brot.) Sennen; weiß-blütig: (je nach Sichtweise eine eigene Art oder Unterart von Halimium umbellatum)
- Halimium viscosum (Willk.) P.Silva; weiß-blütig: (je nach „Sichtweise“ eine eigene Art oder Unterart von Halimium umbellatum)
- Volds Steinrose (Halimium voldii Kit Tan, Perdetz. & Raus); weiß-blütig: (je nach „Sichtweise“ eine eigene Art oder Unterart von Halimium umbellatum, Syn.: Halimium umbellatum subsp. micranthus Demoly): Sie kommt in Griechenland vor.
Naturhybriden und hybride Zuchtarten
- Halimium ×pauanum Font Quer (= Halimium halimifolium × Halimium lasianthum)
- Halimium ×santae Demoly (Naturhybride aus Halimium halimifolium × Halimium ocymoides)
- Halimium ×tardiflorens (= Halimium atriplicifolius × Halimium halimifolium)
- Halimium ×coutinhoi Mendonça & Carv.: Naturhybride im nördlichen Portugal
außerdem gibt es Hybriden mit Zistrosenarten bzw. -hybriden (Cistus) der sogenannten Nothogattung xHalimiocistus wie xHalimiocistus sahucii (=Halimium umbellatum x Cistus salviifolius), xHalimiocistus ×ingwersenii (=Halimium umbellatum x Cistus inflatus) oder xHalimiocistus wintonensis ´Merrist Wood Cream´ (=Halimium lasianthum´`Formosum` x Cistus salviifolius).
Verwendung
Mehrere Sorten Halimium-Arten und deren Hybriden werden als Zierpflanzen verwendet, vor allem in Steingärten. Beliebt sind prämierte Zuchtformen wie Halimium ocymoides ‘Susan’ mit hellgelben Blüten und einem rotbraunen Basalfleck (Royal Horticultural Society's Award of Garden Merit)[17] Außerdem wird die Gelbe Steinrose (Halimium halimifolium) in der algerischen Volksmedizin zur Behandlung von Magen-Darm-Schmerzen eingesetzt.[18]
Quellen
- Robert G. Page: The Cistus & Halimium Website. Robert G. Page, abgerufen am 23. November 2021 (englisch).
- Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Kosmos-Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora, 1994, Stuttgart, Franckh-Kosmos, ISBN 3-440-06223-6.
Einzelnachweise
- David, Burnie: Mediterrane Wildpflanzen - Über 500 Pflanzenarten des Mittelmeerraums. In: DK Naturbibliothek. Dorling Kindersley, London / New York / Melbourne / München / Delhi 2007, ISBN 978-3-8310-1014-1, S. 150.
- Ewald Kajan: Pflanzen auf Mallorca und auf anderen Inseln der Balearen. IHW-Verlag, Eching 1998, ISBN 3-930167-29-8, S. 114.
- Ana RitaSilvaabManuelAyusoaCarlaPereiraaMaria InêsDiasaMarinaKostićcRicardo C.CalhelhaaMarinaSokovićcPablo A.GarcíabIsabel C.F.R.FerreiraaLillianBarrosa: Evaluation of parasite and host phenolic composition and bioactivities − The Practical Case of Cytinus hypocistis (L.) L. and Halimium lasianthum (Lam.) Greuter. In: ScienceDirect. ScienceDirect, Februar 2022, abgerufen am 9. Februar 2022 (englisch).
- Herbert Reisigl, Edeltraud Danesch, Othmar Danesch: Mittelmeerflora. Parkland, Stuttgart 1992, ISBN 3-88059-626-3, S. 64.
- Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder, Kosmos-Atlas Mittelmeer- und Kanarenflora, 1994, Stuttgart, Franckh-Kosmos, ISBN 3-440-06223-6.
- Datenblatt Halimium bei Flora Vascular.
- J.-P. Demoly: Notes taxonomiques, chorologiques et nouveautés nomenclaturales pour le genre Cistus L. élargi, incluant Halimium (Dunal) Spach (Cistaceae). In: Acta Bot. Gallica, Band 153, Issue 3, 2006, S. 309-323.
- Schreiben von Robert G. Page an mhrobben vom 26. November 2021: "There is no good justification to maintain its separation from the genus Cistus. This is proved by evidence from DNA studies. The re-unification of the two genera has been validly published by my friend Jean-Pierre Demoly and I mention this on my website, but this taxonomy has not yet been accepted widely, so I continue to use the names Halimium and x Halimiocistus for the plants on my website for the benefit of most users."
- Beatriz Guzmán, Pablo Vargas: Historical biography and character evolution of Cistaceae (Malvales) based on analysis of plastid rbcl and trnL-trnL-trnF sequences. 21. Januar 2009 (englisch, csic.es [PDF]).
- Laure Civeyrel, Julie Leclercq, Jean-Pierre Demoly, Yannick Agnan, Nicolas Quèbre, Céline Pélissier, Thierry Otto: Molecular systematics, character evolution, and pollen morphology of Cistus and Halimium (Cistaceae). In: Plant Systematics and Evolution, Volume 295, Issue 1, 2011, S. 23−54. DOI:10.1007/s00606-011-0458-7
- Historical biogeography and character evolution of Cistaceae (Malvales) based on analysis of plastid rbcL and trnL-trnF sequences. Beatriz Guzman, Pablo Vargas. Real Jardı́n Botan Botánico – CSIC, Plaza de Murillo 2, 28014-Madrid, Spain in: Sciene Direct "Organisms, Diversity & Evolution 9 (2009)" Seite 83–99 nico – CSIC, Plaza de Murillo 2, 28014-Madrid, Spain Received 22 October 2008; accepted 21 January 2009 Webseite: https://doczz.net/doc/3644098/guzmán-and-vargas
- Volume 2 , Reprint 1981 , S. 282-284
- T.G: Tutin, V.H. Heywood, N.A. Burges, D.M. Moore, D.H. Valentine, S.M. Walters, D.A. Webb: CXII. CISTEACEAE - 2. Halimium (Dunal) Spach. In: T.G: Tutin, V.H. Heywood, N.A. Burges, D.M. Moore, D.H. Valentine, S.M. Walters, D.A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Rosaceae to Umbelliferae. 3. Auflage. Volume 2 - Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1981, ISBN 978-0-521-06662-4, S. 284–285.
- Graham, Payne: Garden Plants For Mediterranean Climates. The Crowood Press, Ramsbury 2019, ISBN 978-1-86126-895-2, S. 113.
- Oleg Polunin, Anthony Huxley: Blumen am Mittelmeer. 5. Auflage. BLV, München 1981, ISBN 3-405-10818-7, S. 161.
- Andreas Bärtels: Pflanzen des Mittelmeerraumes. In: Ulmer Naturführer. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3287-7, S. 114.
- Halimium 'Susan'. bei Royal Horticultural Society.
- Kerbab Khawla, Francesca Sansone, Lahcene Zaiter, Tiziana Esposito: Halimium halimifolium: From the Chemical and Functional Characterization to a Nutraceutical Ingredient Design. 2019. DOI:10.1055/a-0953-6007 (https://www.researchgate.net/publication/334157723_Halimium_halimifolium_From_the_Chemical_and_Functional_Characterization_to_a_Nutraceutical_Ingredient_Design)
Weblinks
- Thomas Meyer, Michael Hassler: Datenblatt Halimium (Zistrose) mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Mittelmeer- und Alpenflora.
- The Cistus & Halimium Website.
Weiterführende Literatur
- Pierre André Pourret: Projet d`une histoire générale de la famille des Cistes. 1783.
- Robert Sweet: Cistineae - the natural order of Cistus or Rock-Rose. James Ridgway, London 1825–1830.
- Pierre Mackay Dansereau: Monographie du genre Cistus L. Thèse Sciences Genève. Institut de botanique systématique de l'Université, Genf 1939.
- Moritz Willkomm: Grundzüge der Pflanzenverbreitung auf der iberischen Halbinsel. In: A. Engler, O. Drude (Hrsg.): Die Vegetation der Erde. W.Engelmann, Leipzig 1896.