Hainhausen
Hainhausen ist heute der kleinste Stadtteil von Rodgau im südhessischen Landkreis Offenbach.
Hainhausen Stadt Rodgau | |
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Höhe: | 122 m ü. NHN |
Fläche: | 4,77 km²[1] |
Einwohner: | 4222 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 885 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 63110 |
Vorwahl: | 06106 |
Geographische Lage
Hainhausen liegt an der Rodau in der Rhein-Main-Ebene auf 122 m über NHN, rund sieben Kilometer westlich von Seligenstadt. Rodgau-Hainhausen wird unterteilt in Hainhausen Ost und Hainhausen West.
Geschichte
Mittelalter
1108 wird ein Haginhusen als Standort einer Wasserburg der Herren von Hagenhausen erstmals urkundlich erwähnt.[3] Die Zuordnung dieser Nennung zu Hainhausen ist allerdings fraglich.[1] Die nächste Erwähnung erfolgte 1122. Die Reste der Wasserburg Hainhausen sind als Bodendenkmal in einer Wiese nahe der Rodau an der heutigen Burgstraße erhalten. Das Geschlecht der Hagenhausener siedelte in den Taunus um und nannte sich seit dem nach ihrer dortigen Burg von Eppstein.
Hainhausen war unter eppsteinischer Herrschaft Teil des Amtes Steinheim. 1371 verpfändete Eberhard von Eppstein Hainhausen je zur Hälfte den Grafen von Katzenelnbogen und den Herren von Hanau. 1393 gelangte das Pfand insgesamt an die Herren von Cronberg. Kirchlich gehörte das Dorf als Filiale zu Weiskirchen.
Frühe Neuzeit
1425 verkaufte Gottfried von Eppstein das Dorf an das Kurfürstentum Mainz.
Seinen Tiefpunkt erlebte der Ort – ebenso wie seine Nachbargemeinden – im Dreißigjährigen Krieg, als auch die Pest unter der Bevölkerung wütete. Die letzten Überlebenden flehten den Pest-Patron St. Rochus um Hilfe an. Das Ende der tödlichen Epidemie wird noch heute alljährlich (am 16. August) mit einer Prozession gefeiert, deren Ziel ursprünglich die bereits 1692 geweihte Rochus-Kapelle war. Seit Ende des 19. Jahrhunderts dient die an anderer Stelle im Ortskern neu errichtete Rochus-Kirche als deren Endpunkt.
In den Jahren 1631–1634, während des Dreißigjährigen Kriegs, beschlagnahmte König Gustav II. Adolf das Amt als Kriegsbeute und stattete die nachgeborenen Hanauer Grafen Heinrich Ludwig von Hanau-Münzenberg und Jakob Johann von Hanau-Münzenberg, die mit ihm verbündet waren, damit aus.[4] Da beide Grafen schon bald starben und der Westfälische Friede auf das Normaljahr 1624 abstellte, kam Hainhausen wieder an Kurmainz, wo es bis 1803 verblieb, als es im Zuge der Säkularisation an das Großherzogtum Hessen fiel.
Neuzeit
Bis 1821 nahm das Amt Seligenstadt Verwaltung und Rechtsprechung in Hainhausen wahr. Mit der Verwaltungsreform im Großherzogtum Hessen in diesem Jahr wurden auch hier auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung getrennt.[5]
Für die Verwaltung wurden Landratsbezirke geschaffen und Hainhausen gehörte dann zu folgenden Verwaltungseinheiten[1]:
- 1821: Der Landratsbezirk Seligenstadt erhielt die Zuständigkeit für die Verwaltung unter anderem für das gleichzeitig aufgelöste Amt Seligenstadt.
- 1832: Kreis Offenbach
- 1848: Regierungsbezirk Darmstadt
- 1852: Kreis Offenbach
Die erstinstanzliche Rechtsprechung wurde von den Ämtern Landgerichten übertragen. Das Landgericht Steinheim übernahm im Bereich des Landratsbezirks Seligenstadt die zuvor durch das Amt wahrgenommenen Aufgaben der Rechtsprechung.[5] Der Sitz des Gerichts wurde zum 1. Juli 1835 nach Seligenstadt verlegt und die Bezeichnung in „Landgericht Seligenstadt“ geändert.[6] Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[7] So ersetzte das Amtsgericht Seligenstadt das Landgericht Seligenstadt.
Am 1. Januar 1977 wurde Hainhausen im Rahmen der Gebietsreform in Hessen durch den Zusammenschluss von fünf bis dahin selbstständigen Gemeinden Teil der Großgemeinde Rodgau,[8] seit 1979 Stadt Rodgau.[9]
Historische Namensformen
In erhaltenen Urkunden wurde Hainhausen unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1]
- Haginhusen (1108) (?)
- Hainhausen (um 1122)
- Hagenhuse (1131)
- Hagenhusun (1145)
- Hagenhusen
- Hahenhusen (1189–1220)
- Hanhusen (1278)
- Henhusin (1371)
- Hyenhusen (1451)
- Heynhusen (1465)
- Haynhusen (1473)
Mühle
In der Frühen Neuzeit stand am östlichen Ortsrand eine Wassermühle an der Rodau. Eine Mühle in Hohenhusen, die in einem Lehensverzeichnis der Eppsteiner von 1189 genannt ist, lässt sich nicht zweifelsfrei dem Ort Hainhausen zuordnen.[10] Sicher nachgewiesen ist die Hainhäuser Mühle erst 1551. Damals wurden Haus und Mühle in der Türkensteuerliste mit 180 Gulden bewertet. Laut Salbuch des Amtes Steinheim aus dem Jahr 1567 musste der Müller aus Hainhausen eine Bede von drei Malter Korn abführen.[11]
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Hainhäuser Mühle in einem amtlichen Verzeichnis als Junkersmühle bezeichnet. Eine Beschwerde des Müllers hatte 1838 zur Folge. dass der Kreisrat dem Bürgermeister der Nachbargemeinde Weiskirchen vorschrieb, die Rodau einmal jährlich reinigen zu lassen. Die Mühle stellte zwischen 1866 und 1868 ihren Betrieb ein. Der letzte Müller, Joseph Zang, verkaufte sein Wassergefälle an die flussaufwärts gelegene Wintermühle in Jügesheim. Deren Betreiber ließ die Bachsohle tiefer legen, sodass er eine höhere Fall- und Fließenergie nutzen konnte.[11]
Mühlen- und Nebengebäude wurden 1998 abgerissen. Einige Bruchsteine sind in einer Einfriedungsmauer des Grundstücks an der Burgstraße erhalten.[11]
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen sind:[1]
• 1556: | 18 Familien |
• 1681: | 18 Haushalte, 101 Einwohner |
• 1961: | 291 evangelische (= 18,56 %), 1228 katholische (= 78,32 %) Einwohner |
Hainhausen: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2015 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1829 | 308 | |||
1834 | 341 | |||
1840 | 360 | |||
1846 | 376 | |||
1852 | 405 | |||
1858 | 389 | |||
1864 | 328 | |||
1871 | 344 | |||
1875 | 370 | |||
1885 | 370 | |||
1895 | 499 | |||
1905 | 608 | |||
1910 | 671 | |||
1925 | 676 | |||
1939 | 835 | |||
1946 | 1.071 | |||
1950 | 1.078 | |||
1956 | 1.150 | |||
1961 | 1.568 | |||
1967 | 1.989 | |||
1970 | 2.051 | |||
2015 | 3.781 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1] |
Wappen und Flagge
Wappen
Blasonierung: „In silbernem Schild eine rote Turmburg, belegt mit dem Eppstein’schen Schildchen (drei rote Sparren in Silber).“[12]
Das Wappen wurde der Gemeinde Hainhausen am 31. August 1954 durch den Hessischen Innenminister genehmigt. Gestaltet wurde es durch den Heraldiker Georg Massoth.
Es stellt in heraldischer Stilisierung die ehemalige Wasserburg des Ortes da, des Stammsitzes der Herren von Eppstein. Deren Sparrenwappen wurde deshalb ebenfalls in das Wappen von Hainhausen aufgenommen. Die Farben Silber und Rot verweisen auf das Radwappen des Erzstifts Mainz, das 1425 durch Kauf in den Besitz des Ortes kam.[13]
Flagge
Am 28. März 1957 wurde der Gemeinde durch den Hessischen Innenminister eine Flagge genehmigt, die wie folgt beschrieben wird:
„Auf 8mal von Rot und Weiß längs geteiltem Flaggentuch das Gemeindewappen.“[14]
Sehenswürdigkeiten
Die Kirche St. Rochus wurde in den Jahren 1891–1893 erbaut. Sie beherbergt als kunsthistorisches Kleinod ein Vesperbild aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, das Maria und den vom Kreuz abgenommenen Jesus als Skulptur darstellt.
- St. Rochus-Kirche
- St. Rochus-Kirche
Verkehr
1896 erhielt Hainhausen mit der Rodgaubahn Anschluss an die Eisenbahn und einen Bahnhof. Seit Ende 2003 ist Hainhausen mit der S-Bahn-Linie S1 (Wiesbaden Hauptbahnhof–Ober-Roden) an das Netz der S-Bahn Rhein-Main angeschlossen.
Literatur
- Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains (= Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde. 29). S. 138 f., 158.
- Geschichts- und Kulturverein Hainhausen: 900 Jahre Hainhausen. Hainhausen 2008.
- Michael Hofmann: Die Eisenbahn in Offenbach und im Rodgau. DGEG Medien, Hövelhof 2004, ISBN 3-937189-08-4.
- Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 2. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 1995, ISBN 3-86134-228-6, S. 409.
- Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 290 f.
- Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform (= Darmstädter Archivschriften. 2). 1976, S. 106.
- Georg Schäfer u. a.: Kreis Offenbach = Teilband von: Rudolf Adamy: Die Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen. 1885, S. 66 f.
- Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. 68). 2000, S. 18 ff, 373 ff.
- Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Offenbach. Braunschweig/Wiesbaden 1987, S. 254ff.
- Werner Stolzenburg u. a.: 100 Jahre Rodgau-Bahn 1896–1996. Rodgau 1996.
- Literatur über Hainhausen In: Hessische Bibliographie[15]
Weblinks
- Stadtteil Hainhausen im Internetauftritt der Stadt Rodgau.
- Hainhausen, Landkreis Offenbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Hainhausen, Landkreis Offenbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahl Hainhausen-auf der Website der Stadt Rodgau. In: rodgau.de. Abgerufen am 16. Februar 2021.
- Geschichts- und Kulturverein Hainhausen e. V. Hainhausen: Rodgaus kleinster Stadtteil feiert ein großes Jubiläum . (Memento vom 5. Dezember 2009 im Internet Archive)
- Richard Wille: Hanau im Dreißigjährigen Krieg. Hanau 1886, S. 91, 593 f.
- Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
- Bekanntmachung, die Verlegung des Landgerichtssitzes von Steinheim nach Seligenstadt betreffend vom 12. Mai 1835. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 29 vom 21. Mai 1835, S. 277.
- §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
- Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Offenbach (GVBl. II 330-33) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 316–318, § 6 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 375.
- Martin Ott: Chronik von Hainhausen. In: Geschichts- und Kulturverein Hainhausen e. V. (Hrsg.): 900 Jahre Hainhausen. Rodgau 2008, S. 57 ff.
- Margarete Zilch, Arnold Haag: Mühlen an der mittleren Rodau. Hrsg.: Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen e. V. Rodgau 2008, S. 72.
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Hainhausen im Landkreis Offenbach/M., Regierungsbezirk Darmstadt vom 31. August 1954. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1954 Nr. 38, S. 895, Punkt 917 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,5 MB]).
- Klemens Stadler: Die Gemeindewappen des Landes Hessen. Neuausgabe des Sammelwerks Deutsche Ortswappen von Prof. Otto Hupp im Auftrage der HAG Aktiengesellschaft in Bremen, bearbeitet von Dr. Klemens Stadler, Zeichnungen von Max Reinhart (= Deutsche Wappen – Bundesrepublik Deutschland. Band 3). Angelsachsen-Verlag, Bremen 1967, S. 45.
- Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Hainhausen im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 28. März 1957. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1957 Nr. 15, S. 343, Punkt 355 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,7 MB]).
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!