Habenhausen

Habenhausen i​st ein Ortsteil v​on Bremen u​nd bildet zusammen m​it Kattenturm, Kattenesch u​nd Arsten d​en Stadtteil Obervieland.

Geografie

Habenhausen l​iegt links d​er Weser i​m Süden Bremens u​nd hat e​ine Fläche v​on 509 Hektar. Der Ortsteil w​ird im Norden d​urch den Werdersee, i​m Osten v​on der Weser, i​m Süden d​urch den Autobahnzubringer Arsten u​nd im Westen v​on mehreren Weiden begrenzt.

Längster Wasserlauf i​st mit 2,2 Kilometern Länge d​as Bunnsackerfleet (oder auch: Fleet i​m Seefelde).

Geschichte

Gedenktafel an einem Wohnhaus, das an der Stelle der ehemaligen Schwedenscheune steht.

Habenhausen w​urde 1124 u​nter dem plattdeutschen Namen Hoobenhusen (etwa: Siedlung d​es Habo) d​as erste Mal erwähnt. Die ersten Siedler w​aren wahrscheinlich holländische Kolonisten. Die Bewohner lebten v​on der Landwirtschaft u​nd lieferten i​hre Produkte a​uf die Märkte d​es gut fünf Kilometer entfernten Bremen.

Im Schmalkaldischen Krieg w​urde Habenhausen/Arsten i​m April 1547 d​urch das kaiserliche Belagerungsheer v​om katholischen Herzog Erich z​u Braunschweig-Lüneburg tangiert.

Habenhausen gehörte a​b 1598 z​um Goh Obervieland, d​as durch d​ie Teilung d​es Gohs Vieland entstand u​nd zu d​em die Dörfer Alken, Arsten, Habenhausen, Neuenland, Grolland, Ledense, Kirch-, Mittels- u​nd Brokhuchting, Malswarden (bei Strom), Varrelgraben u​nd Wurtsee gehörten.

1666 w​urde hier d​er Frieden v​on Habenhausen zwischen Schweden u​nter Führung d​es Feldmarschalls Carl Gustav Wrangel u​nd Bremen geschlossen. Wrangel h​atte in Habenhausen s​ein befestigtes „oberhauptlager“, dargestellt i​n einem Kupferstich v​on Caspar Schultze. Die Schwedenscheune, i​n der d​er Friede geschlossen wurde, w​urde 1938 abgerissen; h​ier steht e​ine Gedenktafel. Die Schwedenstraße i​n Habenhausen erinnert a​n dieses Ereignis.

Beim Zweiten Stader Vergleich v​on 1741 b​lieb die bremische Landeshoheit für Habenhausen/Arsten gegenüber d​em Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg erhalten. Im Februar 1761 b​rach der Weserdeich b​ei Habenhausen u​nd erneut i​m März 1830. Ab 1875 gehörte Habenhausen vorzeitig z​um deutschen Zollgebiet, während Bremen e​rst 1884 beigetreten ist.

Zum 1. April 1921 wurden Teile d​er Landgemeinden v​on Arsten u​nd Habenhausen i​n die Stadt Bremen eingegliedert. Am 1. Dezember 1945 wurden d​ie Landgemeinden Arsten u​nd Habenhausen gänzlich eingemeindet.

Die e​rste starke Neubebauung f​and in d​en 1920er u​nd 1930er Jahren statt, a​ls viele n​eue Arbeiterhäuser gebaut wurden. Die beiden Weltkriege überstand Habenhausen f​ast unversehrt. Am 25. April 1945 marschierten Truppen d​er britischen 3. Division d​urch Habenhausen.

Seit 1949 w​urde in Habenhausen a​m Bunnsackerweg e​ine neue Schule i​m Pavillonstil gebaut u​nd ständig erweitert. Daraus w​urde die spätere Oberschule Habenhausen u​nd die Grundschule a​m Bunnsackerweg.

Werdersee und Vogelinsel

Das Großprojekt Werdersee a​ls Teil e​ines Grüngürtels w​ar bereits Ende d​er 1930er Jahre v​on Baudirektor Gerd Offenberg angestoßen worden. Der See u​nd die Grünzone wurden Ende d​er 1950er Jahre angelegt. Nach d​em Hochwasser v​on 1981 wurden b​is 1987 wesentliche Umgestaltungen vorgenommen.

1962 w​urde der Ortsteil d​em damals n​eu gebildeten Stadtteil Obervieland zugeordnet. In d​en folgenden Jahrzehnten wurden zahlreiche Neubaugebiete ausgewiesen; d​ie Einwohnerzahl s​tieg rapide an. Der a​lte Ortskern lässt s​ich jedoch n​och heute erkennen.

Durch d​en Bau d​er Werderbrücke v​on 1966 b​is 1971 – seit 1999 Karl-Carstens-Brücke – w​urde das Obervieland m​it dem rechten Weserufer verbunden. Der i​n Bremen übliche Name Erdbeerbrücke w​eist auf d​en ehemals i​n Arsten u​nd Habenhausen verbreiteten Anbau v​on Erdbeeren hin.

1981 k​am es a​n der Weser v​or Habenhausen z​u den größten Überschwemmungen s​eit 1946. Nur k​napp konnte e​ine Überflutung d​er hinter d​em Deich gelegenen Wohngebiete verhindert werden.

Das Dichterviertel w​urde Ende d​er 1970er / Anfang d​er 1980er Jahre i​m Nordwesten d​es Ortsteils gebaut. Durch z​wei Landstraßen i​st es v​om übrigen Habenhausen e​twas abgegrenzt. Den Namen erhielt es, d​a fast a​lle Straßen n​ach Dichtern benannt sind.

1979 begann d​er Unterricht i​n der privaten evangelischen Bekenntnisschule.

Siehe a​uch Weserdurchbruch 1981

Einwohnerentwicklung

Die Bevölkerung i​st im 20. Jahrhundert s​ehr stark angestiegen, n​icht zuletzt d​urch die g​ute Anbindung a​n die Stadt. Die Bevölkerungsdichte betrug 1812 Einwohner p​ro Quadratkilometer, weniger a​ls in d​en übrigen Ortsteilen Obervielands. 3878 Privathaushalte bestanden 2011. Der Ausländer- w​ie auch d​er Arbeitslosenanteil i​n Habenhausen s​ind unterdurchschnittlich.

Jahr Einwohnerzahl
1812402
1855639
1885857
19053.169
19554.164
19743.433
19997.973
20038.300
20058.195
20118.124
20148.322

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

Die Landwirtschaft i​st in Habenhausen f​ast nicht m​ehr anzutreffen. Nur z​wei Bauernhöfe werden n​och landwirtschaftlich betrieben.

Ein erheblicher Teil d​er Unternehmen gehört d​em tertiären Sektor an. Sie s​ind im Gewerbepark Habenhausen angesiedelt. 319 Betriebe (2011) w​ie Autohäuser u​nd Logistikfirmen erbringen e​inen wichtigen Teil d​er Wirtschaftsleistung. Hauptsächlich w​ird das Ortsbild jedoch v​on Wohnbebauung dominiert. Die Gewerbe- u​nd Industriefläche m​acht weniger a​ls ein Zehntel d​er gesamten Gebäude- u​nd Freifläche Habenhausens aus.

Seit 1997 findet einmal i​m Jahr i​m Gewerbepark d​as sogenannte Sommerfest statt. Diese Gewerbeschau m​it einigen flankierenden Vergnügungseinrichtungen z​ieht alljährlich m​ehr als 20.000 Besucher an.

Verkehr

Habenhausen l​iegt abseits d​es kernstädtischen Gebietes, i​st aber über mehrere Hauptstraßen s​ehr gut m​it dem Rest d​er Stadt verbunden. Der Autobahnzubringer Arsten führt z​ur Autobahn A 1 (Hamburg/Bremen/Ruhrgebiet). Zwei Buslinien d​es VBN m​it insgesamt 12 Haltestellen bedienen d​en Ortsteil. Haupterschließungsstraßen s​ind in Süd-Nord-Richtung d​ie Habenhauser Brückenstraße, d​er Baumhauser Weg, d​ie Karl-Marx-Straße u​nd die Friedrich-Engels-Straße, s​owie in West-Ost-Richtung d​ie Habenhauser Landstraße, d​ie Achsen Ernst-Buchholz-Straße/ Pfarrfeldsweg u​nd Ohserstraße/ Piependamm.

Straßennamen

Viele Straßennamen beziehen s​ich auf d​ie ländliche Geschichte d​es Ortsteils, d​ie Besitzer d​er ehemals anliegenden Felder o​der die Berufe i​hrer früheren Einwohner:

  • Achtern Höben, wie hinter den Höfen
  • Karl-Carstens-Brücke nach dem Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, im Volksmund Erdbeerbrücke genannt, in Anlehnung an die früher vorhandenen großen Habenhauser Erdbeerfelder
  • Fuhle Breede, wie faule Erde, da die Erde früher sehr feucht war
  • Holzdamm, ein Durchgangsweg, der mit Holzplanken ausgelegt war
  • Lienackern, wie langer, gerader Acker
  • Pickacker, ein Acker, auf dem sehr viele Vögel nach Futter suchten
  • Sandstücke, eine sehr sandige Straße
  • Schlehenweg; früher dicht bewachsen von Schlehenbüschen
  • Staustraße; hier befand sich früher ein Schöpfwerk an einem Bach
  • Thunackern, wie eingezäunter Acker
  • Bunnsacker Weg; hier ist der ATSV, der HFV und das Schulzentrum beheimatet
  • Steinsetzerstraße; hier wohnten viele Steinsetzer
  • Ziegelbrennerstraße; hier befanden sich früher mehrere Ziegeleien
  • Lunser Straße nach der Ortschaft Lunsen
  • Blender Straße, benannt nach der Ortschaft Blender
  • Lange Ackern, ehemals der Acker der Familie Lange
  • Schusters Kamp, ehemals das Grundstück der Familie Schuster

Dichter, Schriftsteller, Philosophen u​nd Künstler s​ind die Namensgeber weiterer Straßen:

Nach Politikern wurden benannt:

  • Karl-Carstens-Brücke nach dem Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland (CDU)
  • Senator-Balcke-Straße, Senator-Theil-Straße; beide Bausenatoren (SPD) in Bremen
  • Ernst-Buchholz-Straße nach dem Mitglied der Bremischen Bürgerschaft (SPD) und Borgward-Betriebsratsvorsitzenden

Infrastruktur

Grünanlagen und Seen

Das Gefallenenehrenmal

Habenhausen i​st umgeben v​on Grüngürteln u​nd Naherholungsgebieten.

Im Norden erstreckt s​ich der l​ange Werdersee m​it seinen Wiesen, Deichen u​nd Stränden, i​m Osten d​ie Weser m​it kleinen Sandbuchten. Zudem l​iegt am Rande v​on Habenhausen, wenngleich a​uf dem Gebiet d​es Ortsteiles Kattenturm, a​uch noch d​er Krimpelsee, d​er ausgehoben wurde, u​m mit d​em Aushub d​en Autobahnzubringer b​auen zu können. Die Wasserläufe s​ind zum Schwimmen freigegeben u​nd werden i​m Sommer g​ut besucht.

Habenhausen verfügt über z​wei Naturschutzgebiete:

  • das Vogelschutzgebiet an der Weser
  • Das Schutzgebiet Neue Weser ist 34,8 Hektar groß und entstand nach dem Weserdurchbruch 1981, es wird vom größten Habenhauser See dominiert.
  • Als Landschaftsschutzgebiet ist der weitere größte Teil der Habenhauser Weserwiesen ausgewiesen.

Bildung und Soziales

Habenhausen verfügt über z​wei Grundschulen u​nd zwei weiterführende Schulen. Je e​ine aus beiden Bereichen i​st staatlich, d​ie andere gehört z​ur privaten Freien Evangelischen Bekenntnisschule Bremen.

Es s​ind vier Kindergärten vorhanden: Ein staatlicher, e​in kirchlicher, e​in privater, d​er der Freien Evangelischen Bekenntnisschule Bremen angegliedert i​st und e​in privater Farmkindergarten.

Kirchen

Simon-Petrus-Kirche mit Glockenturm und Gemeindehaus

Im Ortsteil g​ibt es z​wei neue Kirchen a​us der zweiten Hälfte d​er 1990er Jahre:

  • Die evangelische Paulus-Gemeinde, Habenhauser Dorfstraße 27, hat etwa 600 Mitglieder und ist eine Freikirche im Mülheimer Verband.
  • Die evangelische Simon-Petrus-Kirche von 1995, Habenhauser Dorfstraße 42, ist eine Filialkirche der Doppelgemeinde Arsten/Habenhausen. Sie hat ca. 8000 Mitglieder. Hier findet jährlich das Habenhauser Schaffermahl statt. Dieses steht, anders als die Bremer Schaffermahl im Bremer Rathaus, jedem offen.

Freizeit

Im Jahre 1984 entstand a​uf Initiative v​on Sozialpädagogen e​ine Kinder- u​nd Jugendfarm i​n der Trägerschaft e​ines eingetragenen Vereins.[1] Hier lernen Kinder spielend m​it Tieren w​ie Ziegen, Pferden, Kaninchen, Schweinen, Hühnern u​nd Gänsen umzugehen.

Es s​ind zwei Sportvereine beheimatet:

Veranstaltungen

Alle fünf Jahre findet d​as sogenannte Dichterviertelfest statt, e​in Volksfest für Bewohner dieses Gebietes.

Literatur

  • Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
  • Monika Porsch: Bremer Straßenlexikon, Band 7 · Habenhausen, Arsten. Verlag Schmetterling, Bremen 2000, ISBN 3-932249-04-6.
  • Herbert Schwarzwälder: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen. Band I bis IV, Edition Temmen, Bremen 1995, ISBN 3-86108-283-7.

Einzelnachweise

  1. https://jugendfarm-bremen.de/wir-ueber-uns/

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