HAWA Vampyr
HAWA H 1 „Vampyr“ war ein deutsches Segelflugzeug. Es wurde von Arthur Martens, Friedrich Hentzen und Walter Blume – allesamt ehemalige Weltkriegspiloten und zu der Zeit Studenten des Flugtechnischen Instituts der Technischen Hochschule Hannover – im Rahmen der neugegründeten Akaflieg Hannover konstruiert und von der Hannoverschen Waggonfabrik unter der Leitung von Hermann Dorner gebaut. Der Entwurf stammt von Georg Madelung.[2]
Vampyr | |
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Typ: | Segelflugzeug |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | HAWA |
Erstflug: | 23. August 1921[1] |
Stückzahl: | 1 |
Konstruktion
Der Vampyr gilt als Urahn der modernen Segelflugzeuge, da er erstmals Konstruktionsmerkmale in einem Flugzeug verband, die jahrzehntelang den Entwurf von Leistungssegelflugzeugen prägten. Ein möglichst geringer Luftwiderstand war die oberste Maßgabe bei der Auslegung des Flugzeugs. Im Unterschied zu den damals noch üblichen Doppeldecker- und Bootskonstruktionen hatte der Vampyr einen geschlossenen Rumpf. Die Tragfläche war bis auf zwei kleine Hilfsstreben unverstrebt. Wegweisend war die erstmals eingesetzte einholmige Bauweise des Tragflügels mit sperrholzbeplankter Torsionsnase (s. Bredtsche Formel) und Querrudern als Steuerflächen, die auch bei Motorflugzeugen übernommen wurde.[3][4]
Nutzung
1921 nahm er erstmals beim II. Rhön-Wettbewerb auf der Wasserkuppe teil. Arthur Martens legte bei einem Flug 3580 Meter in 5 Minuten und 33 Sekunden zurück. Am 5. September gelang ihm ein Rekordflug von 7,5 km in 15 Minuten und 40 Sekunden. Insgesamt sicherten sich die Hannoveraner Preisgelder in einer Höhe von 21.000 Reichsmark.[3]
Ein Jahr später wurde der Vampyr beim gleichen Wettbewerb mit verändertem Tragwerk eingesetzt und stellte am 18. August 1922 mit einer Stunde und 6 Minuten Flugzeit, 8,9 km Flugstrecke und 108 m Überhöhung drei neue Weltrekorde auf und vollzog damit den Übergang vom Gleit- zum Segelflug. Einen Tag später erhöhte Friedrich Hentzen die Flugzeit mit dem Vampyr auf 2 Stunden 10 Minuten, am 21. August sogar auf 3 Stunden 6 Minuten bei 350 m Überhöhung.
Eine von Arthur Martens verfeinerte Weiterentwicklung war der Strolch, der von ihm beim IV. Rhön-Wettbewerb 1923 geflogen wurde.
Verbleib
Der Vampyr wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und lag im Keller des Deutschen Museums in München. Cordes, ein ehemaliger Direktor der Drägerwerke, übernahm die Initiative zur Restaurierung des Flugzeuges. Der Rumpf wurde im Deutschen Museum restauriert, die Tragfläche, von der nur noch der Holm sowie Beschläge und Fragmente der Rippen vorhanden waren, in der Landesverbands-Werkstatt des DAeC SH in Rendsburg-Schachtholm. Die Tragfläche wurde dem Deutschen Museum 1966 anlässlich des Deutschen Luftfahrertags wieder übergeben. Der Vampyr ist derzeit wegen des Umbaus des Deutschen Museums eingelagert, wird aber ab Dezember 2021 wieder zu sehen sein, dann allerdings nicht mehr im Erdgeschoss der Luftfahrthalle, sondern auf der Galerie im 1. Obergeschoss.
Ein nicht flugfähiger Nachbau kann im Deutschen Segelflugmuseum auf der Wasserkuppe besichtigt werden.
Technische Daten
Kenngröße | Daten |
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Besatzung | 1 |
Länge | 5,54 m |
Spannweite | 12,6 m |
Flügelfläche | 16,0 m² |
Flügelstreckung | 10,8 |
Tragflächenbelastung | 13,1 kg/m² |
Tragflächenprofil | Gö 482 |
Gleitzahl | 16 |
Geringstes Sinken | 0,77 m/s |
Nutzlast | ca. 80 kg |
Leermasse | ca. 130 kg |
Startmasse | 210 kg |
Siehe auch
Literatur
- Wolf Hirth (Hrsg.): Handbuch des Segelfliegens. 7. Auflage. Franckh’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1957.
- Peter F. Selinger: Segelflugzeug-Geschichten. Die Gleit- und Segelflugzeuge des Deutschen Segelflugmuseums mit Modellflug auf der Wasserkuppe. Stiftung Deutsches Segelflugmuseum Wasserkuppe mit Modellflug, Gersfeld/Rhön 2004, ISBN 3-00-011649-4.
Weblinks
- Vampyr "Hannover". (Nicht mehr online verfügbar.) Stiftung Deutsches Segelflugmuseum mit Modellflug, archiviert vom Original am 3. März 2016; abgerufen am 18. April 2019.
- Akaflieg Hannover Vampyr im Deutschen Museum
Einzelnachweise
- Markus Klemmer: Vom Lederfußball-Fahrwerk zum nachrüstbaren Sicherheits-Cockpit: 100 Jahre Akademische Fliegergruppe an der Universität Hannover e.V. im Lichte der Segelfliegerei in Deutschland. Selbstverlag, 2021, ISBN 978-3-00-070197-9, S. 63 f.
- Frank-Dieter Lemke, Rolf Jacob: Die akademischen Fliegergruppen in Deutschland bis 1945. Teil 2, in: Flieger Revue Extra Nr. 32, 2011, S. 60.
- Dietmar Geistmann: Die Segelflugzeuge und Motorsegler in Deutschland. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02739-8, S. 20.
- Günter Brinkmann, Hans Zacher: Die Evolution der Segelflugzeuge. 1. Auflage. Bernard & Graefe, Bonn 1992, ISBN 978-3-7637-6104-3, S. 32.