Gutshaus Groß Machnow
Das Gutshaus Groß Machnow (offizielle Bezeichnung in der Denkmalliste Gutshaus mit Wirtschaftsgebäuden und Park) ist ein Gutshaus in Groß Machnow, einem Ortsteil der Gemeinde Rangsdorf im Landkreis Teltow-Fläming im Land Brandenburg.
Lage
Die Bundesstraße 96 führt als zentrale Verbindungsachse in Nord-Süd-Richtung durch den Ort. Dort spannt die östlich verlaufende Dorfstraße einen Anger auf. Östlich dieser Fläche steht die Dorfkirche Groß Machnow, westlich der Gutshof.
Geschichte
Nach 1807 wurden große Teile der Herrschaft Wusterhausens neu verpachtet. Das benachbarte Pramsdorf und das Gut Groß Machnow kamen so in den Besitz des Jean Simeon Coste, einer vermutlich 1685 eingewanderten Hugenottenfamilie. Er ließ im Jahr 1815 in Gutshaus im klassizistischen Stil der Gilly-Schule errichten. Seine Erben verkauften das Gut einschließlich Pramsdorf für 140.000 Taler an den Gutsbesitzer Hermann Ludwig Berend. Über weitere Besitzer gelangte das Gut in den Besitz der Familie von Schierstedt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Bauwerk von der sowjetischen Verwaltung zur Versorgung von Soldaten genutzt. Im Jahr 1950 wurde es vom VEG Groß Machnow übernommen. Der Mittelteil des Wohnhauses stürzte nach dem Zweiten Weltkrieg ein, wurde aber 1956 wiederaufgebaut. Im Jahr 1972 wurde die Pflanzenproduktion des VEG mit den umliegenden LPGs vereint und als Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) betrieben. Aus der KAP entstand im Jahr 1978 die LPG Groß Machnow. Die Wirtschaftsgebäude wurden von dem VEG Siethen genutzt, bis die KAP Groß Machnow im Jahr 1975 das Gutshaus und den Park übernahmen. Der Vorsitzende der KAP, Hans-Joachim Kölling, setzte sich für eine Sanierung der Gebäude ein. Es entstanden ein Kulturzentrum mit Gaststätte und Café; im Obergeschoss zog ein Standesamt ein. Im Jahr 1987 brachte der Maler Ronald Paris im ovalen Gartensaal des Gebäudes ein Deckengemälde an, das einen Bauernkarneval darstellen soll.
Nach der Wende wurde das Anwesen von der im November 1991 gegründeten Agrargenossenschaft Groß Machnow e. G. weitergeführt. Sie betrieb im Gutshaus ein Restaurant Salve, das 1992/1993 schloss, nachdem die BVS die Rückgabe des Gutshauses einforderte. Nach einigen Jahren des Leerstandes erwarb die Prinz Hohenlohe Jagstberg & Banghard GmbH das Gelände und ließ die Gutsscheune im November 2001 abreißen. Unter den neuen Eigentümern wurde das Wirtschaftsgebäude im Jahr 2006 umgebaut und die Grundschule Rangsdorf zog ein. Nach weiteren Sanierungsarbeiten in den Jahren 2010 und 2011 nutzt die Grundschule den Saal des Gutshauses als Aula. Weitere Räume werden von der Gemeinde als Bibliothek, Schulkantine und Standesamt genutzt. Geplant ist, den rund 2,7 ha großen Gutspark wiederherzustellen.
Baubeschreibung
Das Bauwerk ist ein auf einem hohen Sockel errichteter, eingeschossiger, neunachsiger Bau aus Mauersteinen, die anschließend verputzt wurden. Hiltrud und Carsten Preuß beschreiben es in ihrem Werk Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming als ein „typisch märkisches Gutshaus“. Im Souterrain befinden sich kleine, querrechteckige Fenster. Darüber sind mehrere Gesimse sowie im Erdgeschoss hochrechteckige Fenster, die mit einer Putzquaderung verziert wurden. An der Hofseite ist eine Freitreppe, die zu einer Pforte führt. Sie wird von zwei Pilastern umrahmt, darüber ist der goldene Schriftzug „SALVE“ (sei gesund, seid gesund) angebracht. Die beiden äußeren Achsen des Bauwerks wurden leicht nach vorne gezogen. An der Gartenseite wurde dieses Stilelement nicht genutzt. Hier befindet sich aber ebenfalls mittig eine Freitreppe mit einer Pforte, darüber ein Mittelrisalit mit einem Thermenfenster. Das Bauwerk trägt ein Krüppelwalmdach mit Fledermausgauben. Im Erdgeschoss befindet sich ein ovaler Gartensaal, um den sich weitere Räume gruppieren. Der Saal ist mit einem Deckengemälde von Ronald Paris aus dem Jahr 1987 verziert. Im Untergeschoss waren die Wirtschaftsräume sowie eine Küche untergebracht; im Obergeschoss vermutlich Wohnungen der Bediensteten.
Dem Gutshaus gegenüber steht ein Uhrenturm aus dem Jahr 1885. Der dreigeschossige Putzbau trägt ein Arkadengeschoss mit Zeltdach. Die umliegenden u-förmig platzierten Wirtschaftsgebäude wurden ausweislich einiger dendrochronologischen Untersuchungen teilweise schon im frühen 18. Jahrhundert errichtet. Einige wurden jedoch 1956 verändert, andere neu errichtet. Im östlichen Teil befand sich zu einer früheren Zeit eine Försterwohnung, ein Pferdestall, eine Wagenremise sowie Schnitterunterkünfte. An den westlichen Teil schließt sich ein Wohngebäude an, dessen Hölzer teilweise bereits im 17. Jahrhundert geschlagen wurden. Westlich des Uhrenturms befand sich eine Brennerei.
Literatur
- Hiltrud und Carsten Preuß: Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming. Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte, 1. Auflage, 29. November 2011, ISBN 978-3-86732-100-6, S. 244
- Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09105160 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg