Ginette Neveu
Ginette Neveu (* 11. August 1919 in Paris; † 28. Oktober 1949 auf den Azoren bei einem Flugzeugabsturz) war eine französische Violinistin.
Den ersten Violinunterricht erhielt sie als Fünfjährige von ihrer Mutter, 1930 trat sie in die Violinklasse von Jules Boucherit am Pariser Konservatorium ein, wurde auch bei Nadia Boulanger und George Enescu ausgebildet[1] und bekam bereits acht Monate später das Abschlussdiplom mit einem ersten Preis verliehen. Von 1931 bis 1935 war sie Schülerin von Carl Flesch in Baden-Baden.
1935 gewann sie den ersten Preis im Henryk-Wieniawski-Wettbewerb in Warschau (vor David Oistrach). Von da an entwickelte sich ihre Karriere stetig weiter, spätestens seit dem Ende der 1930er Jahre befand sie sich endgültig auf dem Weg in die Weltspitze.
Sie war auf dem Weg zu einer Konzertreise in die USA, als sie beim Flugzeugabsturz am Monte Redondo zusammen mit ihrem Bruder, dem Pianisten Jean-Paul Neveu, umkam.[2] Als ihre Leiche gefunden wurde, hielt sie ihre Stradivari-Violine in den Armen. Das Instrument war zerbrochen, jedoch nicht verbrannt.[3]
Diskografie
- L. v. Beethoven, Violinkonzert op. 61. Sinfonieorchester des SWR, Hans Rosbaud (25. Sep. 1949)
- J. Brahms, Violinkonzert op. 77. Sinfonieorchester des NDR, Hans Schmidt-Isserstedt (3. Mai 1948)
- Chausson, Poème op. 25. Philharmonia Orchestra, Charles Münch (2. Jan. 1949)
- Ravel, Tzigane (für Violine & Orchester). Philharmonic Orchester, Charles Münch (2. Jan. 1949)
Die obigen vier Werke erschienen auf Platten, deren Urheberrechte nicht geklärt sind. Es handelt sich hier um ein Double-Album aus den USA.
Über den E M I - Auslands Sonderdienst erschien eine 4-LP-Box die alle Studio-Aufnahmen von ihr enthalten, auch ihr Bruder ist als Klavierpartner dabei. Diese Zusammenstellung wurde durch deren Eltern ermöglicht. Darin sind auch
- J. Sibelius, Violinkonzert op. 47. Philharmonia Orchestra, Walter Süsskind (Nov. 1945) und
- Brahms, Violinkonzert op. 77. Philharmonia Orchestra, Issay Dobrowen, (Aug. 1946)
Am 25. April 1948 entstand im Kurhaus von Baden-Baden eine Aufnahme des Violinkonzerts von Brahms mit dem Orchestre National de la Radiodiffusion Télévision Française unter der Leitung von Roger Desormière.[1]
Literatur
- Volker Timmermann: Ginette Neveu (1919–1949). Ginette Neveu – Karriere zwischen Wettbewerbssiegen und Unfalltod. In: Carolin Stahrenberg, Susanne Rode-Breymann (Hrsg.): „... mein Wunsch ist es, Spuren zu hinterlassen ...“. Rezeptions- und Berufsgeschichte von Geigerinnen. Hannover 2011, ISBN 978-3-86525193-0, S. 94–117.
Weblinks
- Wolfgang Peter, Rika Wettstein: Ginette Neveu (1919–1949). In: bad-bad.de. 5. Juni 2018 .
- Jürgen Speckmann, Luise F. Pusch: Ginette Neveu. In: FemBio. Frauen-Biographieforschung (mit Literaturangaben und Zitaten). 31. März 2012
Einzelnachweise
- Sternstunden: Ginette Neveu spielt Brahms. Sendung vom 8. April 2021 in der Reihe Historische Aufnahmen des Deutschlandfunks, gehört in der Ansage am 12. April 2021
- THE AZORES: These Are the Paths. In: TIME, 7. November 1949, Seite 1
- Donald Brook: Violinists of To-Day. Read Books, 2007, ISBN 1-4067-7480-4, Zitat: „When her body was found it was observed that her Stradivarius—her most precious possession—was clutched tightly in her arms. The violin, though broken, had not been burned.“