Gewöhnliche Mahonie
Die Gewöhnliche Mahonie oder Stechdornblättrige Mahonie (Mahonia aquifolium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Mahonien (Mahonia) innerhalb der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae). Sie kommt ursprünglich aus dem westlichen Nordamerika und ist in Europa verwildert anzutreffen. Sie wird als Ziergehölz in Parks und Gärten verwendet.
Gewöhnliche Mahonie | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Mahonia aquifolium | ||||||||||||
(Pursh)Nutt. |
Beschreibung und Ökologie
Vegetative Merkmale
Die Gewöhnliche Mahonie wächst als selbstständig aufrechter, vielstämmiger, unbewehrter, immergrüner Strauch und erreicht Wuchshöhen von bis etwa 1,8 Metern.
Die lederharten, bis 30 Zentimeter langen Laubblätter sind unpaarig gefiedert. Die Blättchen sind bis 8 Zentimeter lang und sitzen zu 5 bis 13 auf der Blattspindel. Sie sind oberseits glänzend dunkelgrün, unterseits heller gefärbt, ihr Rand ist zum Teil stark gewellt und jederseits mit 10 bis 20 Stachelzähnen besetzt. Die Laubblätter sind im Winter manchmal tief bronzerot gefärbt.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von März bis Juni. Die aufrechten, dichten, bis zu 8 Zentimeter hohen, traubigen Blütenstände stehen zu dritt bis viert zusammen.
Die duftenden, zwittrigen Blüten sind dreizählig, gelb und manchmal rot überlaufen. Die sechs Kronblätter sind goldgelb. Wie auch bei anderen Berberitzengewächsen kann man bei der Gewöhnlichen Mahonie den seltenen Mechanismus von reizbaren Staubblättern studieren, die etwa bei Berührung durch ein Insekt explosionsartig in Richtung Narbe schnellen und somit ihren Blütenstaub am Besucher festheften.
Die Früchte reifen ab August. Die bei Reife purpurschwarzen, bläulich bereiften Beeren sind gut erbsengroß, kugelig und enthalten zwei bis fünf Samen. Die Samen sind rotbraun. Die Beeren sind essbar und schmecken stark sauer; sie haben einen dunkelroten Saft.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[1]
Vermehrung
Die Vermehrung erfolgt hauptsächlich vegetativ durch unterirdische Ausläufer, Stecklinge oder durch Tierverbreitung der Samen.
Ähnlichkeit mit anderen Pflanzenarten
Die Mahonie wird wegen der äußeren Ähnlichkeit gelegentlich mit der Europäischen Stechpalme (Ilex aquifolium) verwechselt. Laien halten Mahonien nicht selten für Lorbeer.
Verbreitung
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Gewöhnlichen Mahonie reicht im westlichen Nordamerika vom kanadischen British Columbia bis zum US-Bundesstaat Oregon. In Oregon ist die Gewöhnliche Mahonie die offizielle Staatsblume („Oregon grape“). Gelegenheitlich kann ein weißer Belag auf der Pflanze entstehen, der Mehltau, bei manchen Sorten auch Rost.
Sie ist beispielsweise in Mitteleuropa, besonders in Frankreich ein weitverbreiteter Neophyt.
Sorten
Hier sind nur die zwei bekanntesten aus einer großen Anzahl von Sorten aufgelistet:
- Jupiter: Breit aufrechter Wuchs bis 1,5 Meter, keine Ausläufer. Die Blütenstände sind aufrecht und die Blüte ist hellgelb. Die Sorte ist leicht mehltauanfällig.
- Mirena: Straff aufrechter Wuchs bis 1,3 Meter, dicksstrebig. Die Sorte ist sehr ertragreich und sehr widerstandsfähig gegenüber Mehltau und Rost.[2]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1813 unter dem Namen (Basionym) Berberis aquifolium durch Frederick Traugott Pursh.[3][4] Das Artepitheton aquifolium setzt sich aus den lateinischen Wörtern acus für Spitze und folium für Blatt zusammen und weist auf die Spitzen an den Blatträndern hin.
Nutzung
Die Gewöhnliche Mahonie wird in den gemäßigten Gebieten fast weltweit als Zierpflanze in Parks und Gärten verwendet. Sie wächst sowohl in sonnigen als auch in halbschattigen Standorten.
Von der Gewöhnlichen Mahonie sind verschiedene Zuchtformen bekannt, zum Beispiel die Sorten ‘Apollo’, ‘Atropurpurea’, ‘Smaragd’ und ‘Compacta’.
Mit der Kleinen Mahonie (Mahonia fortunei) bildet die Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium) die Hybride Mahonia ×heterophylla. Mit der Fiederblättrigen Mahonie (Mahonia pinnata) bildet die Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium) die Hybride Wagners Mahonie (Mahonia ×wagneri).
Mit verschiedenen Berberitzen-Arten bildet die Gewöhnliche Mahonie verschiedene Arten der Hybridgattung Berberitzenmahonie (×Mahoberberis).
Die Gewöhnliche Mahonie ist nicht ohne Weiteres zu verwerten, da die meisten Pflanzenteile giftig sind. Die Wurzeln enthalten bis zu 1,5 % Berberin sowie diverse weitere Alkaloide. Der Alkaloid-Gehalt der Beeren liegt bei etwa 0,05 %; sie sind essbar und werden z. B. für die Herstellung von Marmeladen und Fruchtweinen sowie in der Mischung mit anderen säurearmen Fruchtarten als Farbkomponente verwendet. Die Beere hat einen Zuckeranteil von 9,8 g/100 g und Fruchtsäure von 4,87 g/100 ml. Des Weiteren enthält sie verschiedene Vitamine, u. a. Vitamin C und Mineralstoffe.[2]
In der Literatur finden sich Hinweise auf die medizinische Verwendung von Pflanzenextrakten, insbesondere des darin enthaltenen Berberins zur Bekämpfung von Haarschuppen und Schuppenflechte, möglicherweise auch Akne. Der Extrakt aus Rinde und Wurzel wird in der traditionellen Literatur und in der Homöopathie bei Hautausschlag empfohlen. Die Gewöhnliche Mahonie blüht schon zeitig im Frühjahr (ab März) und stellt damit eine frühe Nektar- und Pollentracht für Bienen und Hummeln dar.
Die Gewöhnliche Mahonie kann zum Färben von Wolle, Seide und Baumwolle verwendet werden. Die Beeren färben blau-violett, die innere Rinde und gelben Wurzeln gelb.
Aufgrund ihres guten Angebots an Nektar (N2) und sehr guten Angebots an Pollen (P4) ist die Gewöhnliche Mahonie eine gute Nahrungsquelle für Honigbienen und andere Insekten im Frühjahr. Die Blütezeit liegt je nach Region und Witterung im Zeitraum März bis Mai.[5][6]
Literatur
- Andreas Roloff, Andreas Bärtels: Flora der Gehölze. Bestimmung, Eigenschaften und Verwendung. 2., vollkommen neubearbeitete Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2006, ISBN 3-8001-4832-3.
- Robert Zander: Zander. Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold. 17. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2002, ISBN 3-8001-3573-6.
- Peter Schütt, Horst Weisgerber, Hans J. Schuck, Ulla Lang, Bernd Stimm, Andreas Roloff: Enzyklopädie der Sträucher. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-40-X.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 422.
- Helmut Pirc: Enzyklopädie der Wildobst- und seltenen Obstarten. Seite 58–59, ISBN 978-3-7020-1515-2.
- Berberis aquifolium bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 3. Mai 2018.
- International Plant Names Index: Berberis aquifolium Pursh. International Plant Names Index, 2005, abgerufen am 3. Mai 2018 (englisch).
- Gewöhnliche Mahonie (Mahonia aquifolium). Abgerufen am 16. November 2020.
- Bäume und Sträucher für Bienen und Insekten. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, 5. September 2019, abgerufen am 16. November 2020.
Weblinks
- Mahonia aquifolium (Pursh) Nutt., Gewöhnliche Mahonie. FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Gewöhnliche Mahonie. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Mahonia aquifolium (Pursh) Nutt. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. Oktober 2015.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Anwendungen der Mahonie als Heilkraut bei heilkraeuter.de.
- Über die Giftpflanze Mahonie bei giftpflanzen.com.
- Über die Giftpflanze Mahonie und Maßnahmen bei Vergiftungen bei gifte.de.
- Informationszentrale gegen Vergiftungen über die Mahonie bei der Giftzentrale der Uni Bonn.
- Norbert Kühnberger: Rostpilz an Mahonia aquifolium.
- Beispiel zum Färben mit Mahonieholz bei chemieunterricht.de.