Germán Busch Becerra
Germán Busch Becerra (* 23. März 1904 in San Javier; † 23. August 1939 in La Paz) war ein bolivianischer Offizier im Chacokrieg. Er war von 1937 bis zu seinem Tod 1939 Staatspräsident Boliviens.
Leben
Kindheit und Erziehung
Germán Busch Becerra wurde am 23. März 1904 in San Javier im Departamento Santa Cruz geboren. Sein Vater war Deutscher, seine Mutter Spanierin. Während sein Vater während der Kindheit Germáns aus gesundheitlichen Gründen einige Jahre in Deutschland verbrachte, wuchs Germán Busch Becerra in Trinidad auf, wo er zunächst die Volksschule besuchte und mit 18 Jahren in eine Militärschule eintrat. Hier unterrichtete der deutsche Offizier Hans Kundt, der sich nach dem Ersten Weltkrieg in Bolivien niedergelassen hatte, um das bolivianische Heer zu reorganisieren.
Militärische Laufbahn
1924 wurde Busch Becerra mit 21 Jahren zum Unterleutnant befördert. Er wurde zum Adjutanten Kundts ernannt, später zeitweise auch von Ernst Röhm. Er machte in der Folgezeit eine schnelle Karriere zum Generalstabschef. Während dieser Zeit heiratete er auch und wurde Vater dreier Söhne.
Ab 1932 wurde Germán Busch Becerra im Chacokrieg gegen Paraguay eingesetzt und machte sich schnell einen Ruf als äußerst tapferer und temperamentvoller Kämpfer. Hier erhielt er auch den Beinamen Korsar des Urwalds („El Corsario de la Selva“) und wurde schließlich 1935 mit dem Großen Militärischen Verdienstkreuz ausgezeichnet („Gran Cruz al Mérito Militar“).
Während des Chacokrieges kam es zu massiven innenpolitischen Spannungen in Bolivien, in deren Folge mehrfach erfolgreich die bolivianische Regierung geputscht wurde. Germán Busch Becerra nahm dabei zunächst am umstrittenen Putsch gegen Daniel Salamanca Urey im November 1934 teil, bei dem das Militär dem Staatspräsidenten vorwarf, unfähig in der Kriegsführung zu sein. Nachfolger Salamancas wurde der bisherige Vizepräsident José Luis Tejada Sorzano. Nur zwei Jahre später nahm Germán Busch Becerra jedoch erneut am Staatsstreich teil und verhalf damit seinem alten Kameraden David Toro am 17. Mai 1936 zum Amt des Staatspräsidenten.
Toro versuchte in der unmittelbaren Folgezeit unter dem Schlagwort des Militärischen Sozialismus mehrere nationalistische und antioligarchistische Reformen durchzuführen. So arbeitete Busch während dieser Zeit in der Regierung Toros als Generalstabschef und enteignete für die Regierung z. B. die Ölfunde der amerikanischen Firma Standard Oil aus New Jersey.
Am 13. Juli 1937 wurde José David Toro Ruilova jedoch vom Militär mit der Begründung gestürzt, dass das Regime an Toros zweifelhafter Vergangenheit Schaden genommen habe.
Präsidentschaft
Nach der Machtübernahme wurde Germán Busch Becerra zum Präsidenten ernannt und ließ sein Amt nachträglich von einer Nationalversammlung bestätigen.
Während seiner Amtszeit konnte er den Krieg mit Paraguay beenden und die Verfassung wiederherstellen, die 1936 beim Putsch außer Kraft gesetzt worden war. Daneben bemühte er sich um einen politischen Kurs, der die Unruhen im Land zu beruhigen vermochte. Neben der Einführung einer Sozialversicherung und einer größeren rechtlichen Gleichheit war diese Zeit stark von Verstaatlichungen geprägt: Die Bolivianische Zentralbank wurde verstaatlicht, die großen (vorwiegend ausländischen) Bergbauunternehmen sollten ihre Devisen vollständig dem Staat überlassen. Wegen anhaltender innenpolitischer Unruhen und als Konsequenz auf die Tatenlosigkeit der politischen Parteien erklärte Busch sich 1939 schließlich zum Diktator des Landes. Für diese Maßnahmen hatte er zwar breite Zustimmung im eigenen Volk, die diplomatische Anspannung am Vorabend des Zweiten Weltkriegs führte jedoch zu heftigster Kritik aus den USA, die auf die Zinnexporte Boliviens angewiesen waren.
Am 23. August 1939 starb Germán Busch Becerra aus ungeklärter Ursache – mit hoher Wahrscheinlichkeit durch Selbstmord. Es herrscht aber vereinzelt auch die Auffassung vor, es habe sich bei dem überraschenden Tod um Mord gehandelt.
Die Politik unter Germán Busch Becerra
Zu den wichtigsten Maßnahmen der Regierung Busch gehörte die Wiederinkraftsetzung der Verfassung von 1880, die 1936 vorübergehend suspendiert worden war, gefolgt von einigen einschneidenden Verfassungsänderungen zur sozialen Frage, den Rechten der Familie sowie der Glaubens- und Gewissensfreiheit. Neben der Schaffung eines Arbeitsrechts wurde z. B. eine Sozialversicherung ins Leben gerufen.
Während Buschs Amtszeit wurde ein Friedensvertrag mit Paraguay ausgehandelt und der neue Grenzverlauf anerkannt. Als weitere Gebietsveränderung wurde das Departamento Pando geschaffen, das früher das Territorio Nacional de Colonias geheißen hatte.
Wirtschaftspolitisch verstaatlichte Busch die Bolivianische Nationalbank. Er versuchte in diesem Zug die (hauptsächlich ausländischen) Bergbauunternehmen zu verpflichten, alle Devisen dem Staat zu überlassen. Im Gegenzug wollte er die Departamentos mit Erdölfunden zu 11 % am Gewinn beteiligen.
Obwohl Busch für die Entwicklung des Landes nur eine untergeordnete Rolle spielte, wird sein Werk in Bolivien heute weitgehend positiv aufgefasst.
Siehe auch
Weblinks
- Busch Putsch – Time Magazine (8. Mai 1939)
- Zeitungsartikel über Germán Busch Becerra in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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David Toro | Präsident von Bolivien 1937–1939 | Carlos Quintanilla Quiroga |