Gartower Tannen
Die Gartower Tannen (oft auch Gartower Forst genannt) sind ein Waldgebiet innerhalb des gemeindefreien Gebietes Gartow in Niedersachsen an der Grenze zu Sachsen-Anhalt.
Geografie
Die Gartower Tannen umfassen eine Fläche von mehr als 5600 Hektar im östlichen Wendland, südöstlich von Hamburg.[1] Das Gebiet liegt auf Sandablagerungen im Urstromtal der Elbe auf einer Höhe von etwa 20 bis 25 m ü. NN. Die höchste Stelle befindet sich am Kellerberge und erreicht 32 m ü. NN. Im Norden ist es vom Tal der Seege begrenzt, östlich vom Harper Moor. Im Süden liegen das Quellgebiet des Luciekanales und der Arendsee, südwestlich geht es in die Nemitzer Heide über, westlich schließt Die Lucie an und das Gelände senkt sich zu der Jeetzelniederung hin.[2]
Geschichte
Zu karolingischer Zeit war das ausgedehnte Jagdgebiet zwischen den Franken, Slawen und Sachsen umkämpft und kam schließlich zum Frankenreich. Im frühen 14. Jahrhundert gehörte es zu dem heute namensstiftenden Amt Gartow und um 1700 gelangte es in den Besitz derer von Bernstorff. Diese sind noch heute die Eigentümer der Forsten, die als das größte zusammenhängende Privatwaldgebiet Deutschlands gelten. Verwaltet und bewirtschaftet wurde das Gebiet von der Jagd- und Forstenklave Wirl aus.
Nach dem Ersten Weltkrieg führte die Kapermoorsche Bahn in Ost-West-Richtung durch das Waldgebiet. Sie diente der Torf- und Forstwirtschaft und schloss westlich an die Lüchow-Schmarsauer Eisenbahn an. Bei Wirl zweigte eine knapp fünf Kilometer lange Stichstrecke, die Wirler Bahn, nach Norden hin ab und endete bei dem ehemaligen Vorwerk Rucksmoor.[3] Um das Wild nicht zu verjagen und wegen der Waldbrandgefahr zogen Pferde statt Lokomotiven die Wagen.
In den 1940er Jahren wurden in den Gartower Tannen zahlreiche Sturm-, Ungeziefer- und Kriegsschäden von Hermann Junack untersucht und in den Folgejahren behoben.
Seit den 1970er Jahren teilt die in Ost-West-Richtung hindurchführende Bundesstraße 493 das Waldgebiet in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt. 1975 vernichtete der Brand in der Lüneburger Heide einen Teil der Forsten. Es wurde teils wieder aufgeforstet, teils blieben einige Flächen Brachland und zusätzlich wurden einige Löschwasserteiche angelegt. Auf einer durch den Waldbrand brach gewordenen Fläche entstand die Nemitzer Heide. Auf einer anderen Brachfläche bestand 1980 kurzzeitig ein Protestcamp der Anti-Atomkraft-Bewegung, in dem die Republik Freies Wendland ausgerufen wurde und das durch die archäologische Untersuchung der „Republik Freies Wendland“ von 2016 bis 2018 erforscht wird.
Flora und Fauna
Das Gelände ist dicht von Nadelwald bestanden und unbewohnt. Bemerkenswert sind die Altbestände an Weißmoos-Kiefernwald und die typischen Vergesellschaftungen mit Beerenpflanzen und Sauergräsern,[4] die artenreichen Wildbeständen Unterschlupf und Nahrung bieten. Die Gartower Tannen gelten inzwischen auch als Erwartungsgebiet für Wölfe. Nachdem die Tiere dort Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet worden waren, werden heute wieder einzelne Individuen gesichtet, die ein eigenes Rudel gegründet haben könnten.[5][6] Im Juli 2014 wurde von einer Wildkamera ein Wurf Jungtiere beobachtet.[7]
- Forsthaus Rondel in den Gartower Tannen an der B 493 (2010)
- Löschwasserteich (2016)
- Heidelandschaft (2012)
- Kleinmoor östliche Gartower Tannen (2016)
- Klaus-Bahlsen-Turm, im Hintergrund der Nordrand der Gartower Tannen bei Neu-Rucksmoor (2011)
Weblinks
Einzelnachweise
- Gartower Tannen
- Gartower Tannen bei Geoportal Niedersachsen (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Wirler Bahn
- Kiefernbestände in den Gartower Tannen
- Wolfspaar in den Gartower Tannen
- Wolferwartungsgebiet Gartower Tannen bei Google Maps
- Jungwölfe im Gartower Forst