Klaus Bahlsen
Klaus Bahlsen (* 23. April 1908 in Hannover; † 15. Dezember 1991 ebenda) war ein deutscher Kaufmann, Fabrikant und Sohn des Unternehmensgründers Hermann Bahlsen. Er machte zahlreiche große Schenkungen an die Stadt Hannover und die Gemeinde Uffing am Staffelsee in Oberbayern. Zusammen mit seiner Ehefrau Rut Bahlsen rief er die Rut-und-Klaus-Bahlsen-Stiftung ins Leben, eine der großen privaten Stiftungen in Deutschland.
Leben
Als jüngster Sohn von Hermann Bahlsen absolvierte Klaus eine Banklehre in Hamburg. Darauf aufbauend studierte er Wirtschaftswissenschaft an den Universitäten München und Kiel.
1930 trat Klaus Bahlsen in das Familienunternehmen ein, um von hier aus Studienreisen durch Europa und die USA zu unternehmen. Anschließend wurde er Mitglied der Geschäftsführung in den Bereichen Finanzen, Produktion und Rezepte. Seine Brüder Hans Bahlsen und Werner Bahlsen waren ebenfalls im Unternehmen tätig. Zu Beginn der NS-Herrschaft war Bahlsen förderndes Mitglied der SS, die er bis 1935 finanziell unterstützte. 1942 trat er in die NSDAP ein.[1]
Neben den betrieblichen und berufsständischen Tätigkeiten verfolgte Klaus Bahlsen vielfältige andere Interessen. Da die Ehe mit seiner Frau Rut Bahlsen (1901–1988), Künstlername: Björkman, kinderlos blieb, gründete das Paar 1972 die Rut-und-Klaus-Bahlsen-Stiftung, die neben sozialen und kulturellen Bereichen Projekte aus Naturschutz, Medizin und Städtebau fördert.
1983 ernannte Uffing am Staffelsee Klaus Bahlsen zum Ehrenbürger der Gemeinde.[2]
Klaus Bahlsen starb 1991 in Hannover und wurde in seiner zweiten Heimat beigesetzt, der Gemeinde Uffing am Staffelsee in Oberbayern.
Rut-und-Klaus-Bahlsen-Stiftung
1972 gründete das Ehepaar in Hannover die Rut-und-Klaus-Bahlsen-Stiftung (Geschäftsstelle Berliner Allee 14). Die gemeinnützige, bundesweit tätige Stiftung gehört zu den großen privaten in Deutschland (Vermögen rd. 100 Millionen Euro) und hat ein jährliches Fördervolumen von ca. 1,0 – 2,0 Millionen Euro. Vorsitzender des Vorstands ist Jürgen Seja (2018).[3]
Schenkungen
An die Stadt Hannover
Das Ehepaar schenkte der Stadt Hannover:
- 1990 eine Fußgängerbrücke über den Messeschnellweg, die 2004 in Rut-und-Klaus-Bahlsen-Brücke benannt wurde
- 1996 den von Ludger Gerdes gestalteten Bahlsen-Brunnen (Klaus-Bahlsen-Brunnen) auf dem Trammplatz
An die Gemeinde Uffing
- Klaus Bahlsen vermachte seiner zweiten Heimatstadt einen Millionenbetrag.
Weitere Namensgebungen
- 2004 begann im WABE-Zentrum – Klaus-Bahlsen-Haus an der Fachhochschule Osnabrück die ganzheitliche Produktion ökologischer Lebensmittel
- 2005 wurde die Rut-und-Klaus-Bahlsen-Brücke über den Messeschnellweg nach dem Paar benannt,
- 2005 ebenfalls der von der Kleestraße zur Brücke führende Rut-und-Klaus-Bahlsen-Weg.
- 2007 wurde im Naturschutzgebiet Obere Seegeniederung bei Nienwalde der Aussichtsturm Klaus-Bahlsen-Turm eingeweiht.
- 2008 eröffnete die Stadt Hannover im April zum 100sten Geburtstag von Klaus das Klaus-Bahlsen-Haus, ein neuartiges Pflegeheim in Hannover-Kleefeld.
- 2011 ist im Heideviertel von Hannover das Rut-Bahlsen-Zentrum als integrative Kindertagesstätte erstellt worden.[4]
Literatur
- Walther Killy (Hg. f. Bd. 1–4) und Rudolf Vierhaus (Hg. f. Bd. 4ff): Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 1ff München etc. 1995ff; hier: Bd. 1, S. 268.
- Niedersächsische Lebensbilder, Bde. 1–9, Hildesheim, Leipzig 1939–1976; hier: Bd. 6 (1969), S. 91–107.
- Bahlsen (Hrsg.): H. Bahlsens Keksfabrik KG, 1964.
- U. Lehmensiek: Von der Cakes-Fabrik zur Bahlsen-Gruppe, 1996.
- Titus Arnu: Hermann Bahlsen, in der Reihe Made in Germany, Ullstein-Buch 35943, Berlin November 1999, ISBN 3-548-35943-4.
- Waldemar R. Röhrbein In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 36f (s. a. Weblinks).
- Waldemar R. Röhrbein In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 43.
- Im Dienste neuer Ideen. Klaus Bahlsen und seine Stiftung, herausgegeben von der Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung, Wallstein Verlag, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8353-0915-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- Jürgen Dahlkamp: Bahlsen-Brüder waren NSDAP-Mitglieder und SS-Unterstützer. In: Der Spiegel, 17. Mai 2019; Christian Müßgens: Bahlsen-Brüder waren in der NSDAP. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Mai 2019; beide abgerufen am selben Tag.
- Quelle: Michaela Sperer: «Keksfabrikant fühlte sich in Uffing pudelwohl», In: merkur-online.de vom 22. April 2008
- http://www.rut-und-klaus-bahlsen-stiftung.de/vision
- https://www.hannover.de/Media/02-GIS-Objekte/Organisationsdatenbank/Landeshauptstadt-Hannover/Soziales/Kindertagesst%C3%A4tte-Rut-Bahlsen-Zentrum