Günter Toepfer
Günter F. Toepfer (* 18. Dezember 1941 in Magdeburg) ist ein deutscher Bauingenieur und CDU-Politiker. Er lebt im Berliner Ortsteil Karlshorst.
Leben
Günter Toepfer wurde als Sohn eines Bauingenieurs und Frontsoldaten und einer Hausfrau geboren. Als Magdeburg am Ende des Zweiten Weltkriegs bombardiert wurde, verließ die Mutter mit dem Kleinkind die Stadt und erreichte mit einem Handwagen ihre Eltern in Jena. In dieser Stadt besuchte Toepfer eine Knabenschule. Nach Kriegsende kam der Vater aus der Gefangenschaft zurück und erhielt sofort Arbeit als Baugutachter im zerstörten Berlin. Frau und Sohn zogen mit dem Vater dann in die deutsche Hauptstadt und fanden in Karlshorst eine Wohnung. Hier im damaligen Stadtteil konnte Günter Toepfer eine Erweiterte Oberschule besuchen und sein Abitur ablegen. Anschließend nahm er ein Studium an der Universität Weimar Bauingenieurwesen auf. Als die Mauer 1961 errichtet wurde, wollte Toepfer in den Westen, was jedoch durch einen Verrat dazu führte, dass ihn die Staatssicherheit verhaftete und in das Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen brachte. Nach rund einem halben Jahr und etlichen Verhören wurde er entlassen, fand jedoch keine entsprechende Arbeit, so wurde er zunächst Hilfsarbeiter in einem Zementwerk. – Juristische Unterstützung erhielt Toepfer durch den Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, der ihm zur Weiterführung des Studiums verhalf, weil er nie offiziell relegiert oder exmatrikuliert worden war.[1]
Dem Diplom folgte ein Lehramt in der Ingenieurschule für Bauwesen, danach arbeitete Günter Toepfer als Oberbauleiter in Berlin.[1]
Mit dem Fall der Mauer, im Herbst 1989, trat Toepfer in die CDU ein und kandidierte 1990 bei der Wahl zum ersten Gesamt-Berliner Abgeordnetenhaus. Er wurde gewählt und war auch bei der nächsten Wahl 1995 erfolgreich. Mit der Entwicklung seiner Partei zeigte er sich zunehmend unzufrieden und trat 1996 aus der CDU aus und gab sein Mandat zurück.[1]
Wirken
In seiner Freizeit kümmert sich Toepfer seit 1990 um das Schicksal von Wolfskindern in Estland und Litauen, also um Menschen, die als Kinder von ihren Eltern getrennt wurden, meist in das Baltikum flüchteten und allein aufwuchsen. Er half ihnen vor allem, Familienangehörige in Deutschland zu finden und warb Spenden ein. Darüber hinaus sorgte er dafür, dass in Deutschland ausrangierte Schulmöbel, ganze Küchenausstattungen, 28 Polizeifahrzeuge samt Ersatzteilen sowie medizinische Hilfsgüter an bedürftige Einrichtungen in das Baltikum kamen. Die neuen Regierungen der inzwischen selbstständig gewordenen Republiken verliehen Günter Toepfer für sein ehrenamtliches Engagement u. a.
- den litauischen Orden Vytis-Kreuz und
- 2001 den estnischen Orden des Roten Kreuzes.
- Die Bundesregierung ehrte ihn 2011 mit dem Bundesverdienstkreuz.[1]
In Berlin war Toepfer maßgeblich daran beteiligt, dass das Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen zu einer Gedenkstätte und der Komplex unter Denkmalschutz gestellt wurde. Mit den Wolfskindern, denen er helfen konnte, hält Toepfer weiterhin persönlichen Kontakt, was allerdings infolge der COVID-19-Pandemie nur eingeschränkt möglich ist.[1]
Neben allen sozialen und politischen Aktivitäten ist Toepfer auch als Stadtführer tätig. Sein Wissen über Berlin veröffentlichte er im Selbstverlag gemeinsam mit sieben anderen Autoren unter Verliebt in ... (Ortsteil).[1]
Kritik
Nach der Wende setzte sich Toepfer dafür ein, den Namen des ersten sowjetischen Stadtkommandanten nach dem II. Weltkrieg Nikolai Bersarin aus dem Stadtbild zu tilgen, da dieser im Jahr 1940 47.000 Letten habe deportieren lassen und die größte Bücherverbrennung im Baltikum geleitet habe. Allerdings war Bersarin erst 1941 ins Baltikum versetzt worden und deshalb an den Deportationen nicht beteiligt. Bersarin wurde am 11. Februar 2003 wieder in die Liste der Ehrenbürger Berlins aufgenommen. Der Bersarinplatz behielt nach intensiven Diskussionen seinen Namen.[2][3]
Veröffentlichungen
Literatur
- Werner Breunig, Andreas Herbst (Hrsg.): Biografisches Handbuch der Berliner Abgeordneten 1963–1995 und Stadtverordneten 1990/1991 (= Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin. Band 19). Landesarchiv Berlin, Berlin 2016, ISBN 978-3-9803303-5-0, S. 370.
Einzelnachweise
- Bernd Wähner: Ein Unermüdlicher feiert 80. Geburtstag. in: Berliner Woche, Ausgabe Lichtenberg, 18. Dezember 2021, S. 4. (online )
- tagesspiegel.de: Eine Ausstellung über den ersten sowjetischen Generalkommandanten Berlins 1945, vom 20. September 1999, abgerufen am 7. Januar 2022
- das-blaettchen.de: Nikolai E. Bersarin zum Gedenken, vom 22. Juni 2020, abgerufen am 7. Januar 2022
- Broschüre von Günter Töpfer erlaubt einen Blick in 118 Jahre Geschichte
- Verliebt in Rummelsburg und Stralau auf www.books.google.de.
- Günter Töpfers Geschichten über Friedrichsfelde sind erschienen.