Górowo (Kolno)
Górowo (deutsch: Bergenthal) ist ein Dorf der polnischen Landgemeinde Kolno in der Woiwodschaft Ermland-Masuren mit etwa 230 Einwohnern.
Geografie
Górowo liegt im Nordosten der Allensteiner Seenplatte am Südrand des Verwaltungszentrums Kolno. Eine Verbindung gibt es auf der Landstraße (4 km) oder mit der Bahn über die Bahnstrecke Olsztyn (Allenstein) – Korsze (Korschen). Der Ort ist umgeben von Heide und landwirtschaftlichen Flächen, lediglich im Süden schließt sich eine kleinere Waldfläche an. Górowo liegt auf einer Höhe von 168,5 m über N.N.
Geschichte
Der Deutsche Orden gründete an der Stelle des heutigen Górowo 1379 ein Rittergut, das er dem Bistum Ermland zum Lehen gab. Es wurde für lange Zeit für die Versorgung des Personal der ermländischen Bischöfe genutzt. Nach der Säkularisation des Deutschen Ordens 1525 gelangte das Gut in weltliche Hände und war fast bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Besitz ermländischer Adelsfamilien. Da das Bistum Ermland zu dieser Zeit unter polnische Oberhoheit stand, waren mehrere dieser Familien polnischer Herkunft und trugen Namen wie Gągławski, Opoczyński oder Makowski. Dazwischen gab es kurze Zeitabschnitte, in denen das Gut im Besitz des Klosters Heiligenlinde und des Burggrafen von Rößel Georg von Schedlin war.
Nach der ersten polnischen Teilung kam das Gut 1772 unter die Herrschaft des Königreichs Preußen, und es ist davon auszugehen, dass sich spätestens zu diesem Zeitpunkt die deutsche Ortsbezeichnung Bergenthal durchgesetzt hatte. Als verwaltungsmäßig eigenständige Verwaltungseinheit wurde der Gutsbezirk Bergenthal im Zuge einer preußischen Verwaltungsreform mit Wirkung vom 1. Februar 1818 dem neu gebildeten Landkreis Rößel zugeordnet.
Wenige Jahre später übernahm die Familie Sarasin Gut Bergenthal, das nun mit seinen drei Vorwerken über 600 ha Land und 38 Einwohner verfügte. 1873 wurde Bergenthal an die Bahnstrecke Thorn–Insterburg angeschlossen, woraufhin sich die Zahl der Einwohner innerhalb von zehn Jahren auf 214 erhöhte. Am 9. Juli 1874 kam es aufgrund einer neuen Kreisordnung zur Bildung des Amtsbezirkes Groß Kellen (später umbenannt in Groß Köllen), dem neben dem Gutsbezirk Bergenthal weitere zwei Gutsbezirke und drei Landgemeinden angehörten. Erster Amtsvorsteher war der Bergenthaler Rittergutsbesitzer Adolph Saraffin (* 1832; † 1906). Nachdem 1910 im Gutsbezirk Bergenthal 226 Einwohner gezählt worden waren, kam es am 30. September 1928 zur Auflösung des Gutsbezirkes und unter Vereinigung mit Klein Köllen zur Neubildung der Landgemeinde Bergenthal mit 267 (1933) Einwohnern. Zu dieser Zeit betrieb das Rittergut unter anderem eine Molkerei und Pferdezucht.
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Bergenthal gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Bergenthal stimmten 160 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[1]
Letzter deutscher Rittergutsbesitzer war Regnauld Sarasin (* 1905). Er wurde, nachdem am Ende des Zweiten Weltkrieges Bergenthal im Januar 1945 von der Roten Armee überrollt worden war, von den Rotarmisten auf seinen Gut festgenommen und in den Ural abtransportiert. Er überlebte den Transport nicht. Noch 1945 wurde Bergenthal in polnische Verwaltung übergeben und in Górowo umbenannt.
Herrenhaus
Die Ursprünge des Bergenthaler Herrenhauses gehen bis in die Zeit des Deutschen Ordens im 14. oder 15. Jahrhundert zurück. Im 18. Jahrhundert erfolgten gravierende Umbauten, die dem Gebäude die Form verlieh, die für die nächsten Jahrhunderte Bestand hatte. Auf einem rechteckigen Grundriss erhebt sich ein einstöckiges Gebäude mit einem hohen Krüppelwalmdach. Die Längsseiten sind jeweils mit einem zweigeschossigen Mittelrisaliten versehen. An der Nordfront sind zusätzlich zwei Seitenrisalite angefügt, die im Erdgeschoss nach vorne erweitert sind. Sie werden von einem leicht geschwungenen Giebel bekrönt. Die Mittelrisalite schließen mit einer Attikaab, die mit einem dekorativen Gesims versehen sind. Dem südlichen Risaliten ist eine Terrasse mit doppelläufiger Treppe vorgelagert. Der das Herrenhaus umgebende Park wurde 1866 durch den Gartenarchitekten Johann Larass zu einem Landschaftspark mit Alleen, Baumgruppen und Spalieren umgestaltet. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Verwaltung eines Staatsguts in das ehemalige Herrenhaus ein. Obwohl das Haus nach dem Fall des Kommunismus 1990 renoviert wurde, stand es anschließend leer und verfiel. Im Jahr 2000 wurde es mitsamt dem Park Privateigentum.
Literatur
- Jackiewicz / Garniec: Schlösser und Gutshäuser im ehemaligen Ostpreußen. Studio Arta, Olsztyn 2001, ISBN 978-83-91-28403-2, S. 144.
Weblinks
Einzelnachweise
- Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 107