Fritz Gustav von Bramann
Friedrich Gustav Bramann, ab 1890 von Bramann, (* 25. September 1854 in Szameitschen, Kirchspiel Wilhelmsberg, Darkehmen, Ostpreußen; † 26. April 1913 in Halle (Saale)) war ein deutscher Chirurg und Neurochirurg. Berühmt wurde Bramann, als er Kronprinz Friedrich Wilhelm mit einem Luftröhrenschnitt vor dem Erstickungstod bewahrte.
Leben
Bramann wurde als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Nach dem Abitur an der Friedrichsschule Gumbinnen studierte er ab 1875 an der Albertus-Universität Königsberg Medizin. Er wurde im neu gegründeten Corps Hansea Königsberg aktiv.[1] Zu seinen Lehrern zählten Karl Schönborn, Florian Beely und Karl Heinrich Burow. Ab 1880 Assistenzarzt bei Rudolph Schneider an der Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses Königsberg. Mit einer Doktorarbeit bei Schneider wurde er 1883 zum Dr. med. promoviert.[2] Im März 1884 ging er an die Chirurgische Universitätsklinik der Charité zu Ernst von Bergmann in Berlin. Als Einjährig-Freiwilliger diente er im Infanterie-Regiment „Herzog Karl von Mecklenburg-Strelitz“ (6. Ostpreußisches) Nr. 43 und im Kürassier-Regiment „Graf Wrangel“ (Ostpreußisches) Nr. 3.[3] Auf von Bergmanns Vorschlag schickte Kaiser Wilhelm I. Bramann im November 1887 an das Krankenlager des 56-jährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in Sanremo. Bei seinem Kehlkopfkrebs sollte er im Falle einer lebensbedrohlichen Dyspnoe eine Tracheotomie ausführen, wenn Bergmann nicht rechtzeitig einträfe.[4] Mit der Tracheotomie im Februar 1888 ermöglichte Bramann dem Kronprinzen die Thronbesteigung als Kaiser Friedrich.
Nach acht arbeitslosen Monaten in Sanremo nach Berlin zurückgekehrt, habilitierte sich Bramann noch im Dreikaiserjahr 1888. Auf Anraten seines Chefs lehnte er 1889 den Ruf der Königlichen Universität zu Greifswald als planmäßiger Extraordinarius und Direktor der Chirurgischen Poliklinik ab. Stattdessen blieb er weiter als Privatassistent bei von Bergmann.[4] Als Richard von Volkmann, Ordinarius für Chirurgie an der Universität Halle, Ende November 1889 starb, schrieb Wilhelm II. bereits im Dezember desselben Jahres an den Rand des Berichts aus Halle: „Ein guter Nachfolger ist in meinen Augen Bramann, der sehr gut dahin passen würde.“ Die Diskussionen in der Hallenser Fakultät waren hinfällig. Zum 1. April 1890 kam Bramann auf den Lehrstuhl für Chirurgie. Als Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik operierte er viele deutsche Fürsten und türkische Würdenträger. Sein besonderes Interesse galt der Gehirnchirurgie. Für seine ärztlichen Verdienste verlieh Wilhelm II. am 18. Dezember 1890 Bramann anlässlich seiner Vermählung den erblichen Adel.[5] Die Hohenzollern hielten ihm zeitlebens die Treue. Er starb im Alter von 58 Jahren an einer perniziösen Anämie. Sein Grab befindet sich auf dem Halleschen Stadtgottesacker (Innenfeld I).[6]
Ehrungen
- Königlicher Hausorden von Hohenzollern, Komturkreuz (14. Februar 1888)[3]
- Mecidiye-Orden 3. Klasse (1889)[3]
- Verdienstorden (Waldeck) 2. Klasse[3]
- Landwehrdienstauszeichnung 1. Klasse[3]
- Nobilitierung (2. Januar 1891)
- Ehrenkreuz von Schwarzburg, Großkreuz (4. Juli 1900)[3]
- Geheimer Medizinalrat (3. November 1903)[3]
- Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (1909)
- Königlicher Kronen-Orden (Preußen) 2. Klasse (22. Januar 1911)[3]
- Umbenennung seines Geburtsortes in Bramannsdorf (1938)[7]
Schriften
- Ueber Exstirpation von Hirntumoren. In: Archiv für klinische Chirurgie. Bd. 45 (1892), S. 365–400.
- Beiträge in: Ernst von Bergmann (Hrsg.): Handbuch der praktischen Chirurgie. Verschiedene Auflagen. Enke, Stuttgart 1900 ff.
- Weitere Erfahrungen über den Balkenstich bei Hirnerkrankungen. In: Archiv für klinische Chirurgie. Bd. 96 (1911), S. 195–204.
- mit Gabriel Anton: Behandlung der angeborenen und erworbenen Gehirnkrankheiten mit Hilfe des Balkenstiches. Karger, Berlin 1913.
Siehe auch
Literatur
- Gabriel Anton: Zur Erinnerung an Fritz Gustav von Bramann. Münchener Medizinische Wochenschrift 60 (1913), S. 438 f.
- Alexander Stieda: Zum Gedächtnis an Fritz Gustav v. Bramann. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle 3 (1913).
- Alexander Stieda: Zum Gedächtnis an Friedrich Gustav von Bramann (1854–1913). Eine Rückschau auf die Krankheit des Kaisers Friedrich III., seines Patienten in San Remo (1887/1888). Medizinische Klinik 58 (1963).
- Alma Kreuter: von Bramann, Friedrich Gustav, in: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater. Saur, München 1996, Bd. 1, S. 173 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Manfred P. Bläske: Fritz Gustav Bramann zum 150. Geburtstag. Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, 2004, H. 9.
- Winfried Burkert: Der Chirurg Friedrich Gustav von Bramann: Der Retter des Kronprinzen. Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2008, ISBN 3-86634-630-1.
- Klaus-Peter Wenzel: 200 Jahre Hochschulchirurgie in Halle an der Saale (1811–2011). Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2011, ISBN 978-386237-278-2.
- Winfried Burkert: Friedrich Gustav von Bramann. Retter des Kronprinzen und Operateur des Balkenstichs. In: Achim Lipp, Jürgen Lasch (Hrsg.): Hallesche Helden der Heilkunst. Bedeutende Ärzte und Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät. (= Edition Templerkapelle. Band 2). 2. Auflage. Freunde Templerhof Gut Mücheln e.V., 2015, ISBN 978-3-86977-062-8, S. 148–163.
Weblinks
- Literatur von und über Fritz Gustav von Bramann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Fritz Gustav von Bramann in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Eintrag zu Fritz Gustav von Bramann im Catalogus Professorum Halensis
- Harro Kieser: Bramann, Fritz Gustav von. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost) – mit Bild
Einzelnachweise
- Kösener Corpslisten 1930, 87/58.
- Dissertation: Beitrag zur Lehre vom Descensus testiculorum und dem Gubernaculum Hunteri des Menschen.
- Archiv Pfännerhöhe, Universität Halle, Personalakte Nr. 3658.
- Stieda 1963.
- A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 78.
- Bramanns Grab
- Politiker,Wissenschaftler, Künstler: Große Söhne des Kreises Angerapp (PDF; 12,5 MB). In: Das Ostpreußenblatt. Jg. 9, Folge 20, 17. Mai 1958, S. 12.