Fries & Höpflinger
Die Fries & Höpflinger AG war ein Unternehmen zur Herstellung von Wälzlagern in Schweinfurt und gehörte zu den weltweit führenden Unternehmen in dieser Branche. Die Firma wurde 1890 gegründet, zählte zu den Großen Drei in Schweinfurt und wurde 1929 vom SKF-Konzern übernommen.
Fries & Höpflinger AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1890 |
Auflösung | 1929 |
Auflösungsgrund | Eingliederung in SKF |
Sitz | Schweinfurt |
Mitarbeiterzahl | 1900 (1929) |
Branche | Wälzlager |
Geschichte
Gründung
1890 machte sich Wilhelm Höpflinger mit Engelbert Fries selbstständig. Sie gründeten die Firma Fries & Höpflinger, die Kugeln und Kugellager herstellte und diese weltweit vertrieb. Höpflinger hatte die technische, Fries die kaufmännische Leitung des Unternehmens inne.
1896 wurde die Firma bei der Umwandlung in eine AG in Deutsche Gußstahlkugel- und Maschinenfabrik AG umbenannt.[1] Im Sprachgebrauch nannte man die Firma jedoch weiterhin ganz überwiegend nach den beiden Gründern, 1927 erhielt sie auch offiziell den alten Namen Fries & Höpflinger zurück. Hauptaktionär war das Bankhaus Gebrüder Arnhold in Dresden.
Boom
In einer ersten Boomphase beschäftigte das Unternehmen in den Jahren 1896/97 ca. 700 Arbeiter. Die erste Dividende der Aktiengesellschaft betrug 30 %. Durch die hohen Gewinne wurden Finanziers in ganz Deutschland auf die Kugelbranche als attraktive Kapitalanlage aufmerksam, überall wurden neue Kugelfirmen gegründet. Die darauffolgende Überproduktion führte zu einem Zusammenbruch des Marktes. Die Beschäftigtenzahl sank noch einmal auf 120. Entscheidend für den Wiederaufstieg des Unternehmens ab 1903 wurde die enge Kooperation mit Fichtel & Sachs, der Firma von Höpflingers Schwiegersohn Ernst Sachs.
Die Fries & Höpflinger AG beschäftigte am Vorabend des Ersten Weltkrieges fast 2000 Mitarbeiter. Während des Krieges wurde die Produktion auf Granaten und Gewehrkugeln umgestellt. Die Dividende betrug bis zu 25 %.
Übernahme
Die Kugel- und Wälzlagerbranche wurde von einem Kartell dominiert, das es der Firma in den 1920er Jahren ermöglichte, sich als eines der führenden Unternehmen am Markt zu behaupten, doch die erzielten Gewinne blieben mager. Mehrfach war das Unternehmen Gegenstand von Übernahmespekulationen. 1929 erwarb der schwedische SKF-Konzern die Aktienmehrheit und fusionierte das Unternehmen gemeinsam mit fünf Konkurrenten zu den Vereinigten Kugellagerfabriken AG (ab 1953 SKF GmbH).
Werke
Die Produktionsstätten der Firma befanden sich alle in Schweinfurt. Das Hauptwerk lag am südwestlichen Rand der Innenstadt, unweit der Hauptbahn entlang des Mains, jedoch ohne Gleisanschluss. Ein zweites, südliches Werk befand sich in Oberndorf, mit Gleisanschluss zum Hauptbahnhof, auf dem Areal des heutigen SKF Werks 2.
Das Hauptwerk lag zwischen Gründerzeitviertel und Main, an Stelle des mittleren Bereichs des späteren VKF- bzw. SKF-Werk 1. Sattler- und Cramerstraße liefen damals noch über die Schrammstraße südlich hinaus bis zur damaligen Schultesstraße (heutige Gunnar-Wester-Straße) am Mainufer.[2] Das Hauptwerk nahm nahezu den gesamten Straßenblock zwischen der Schrammstraße im Norden (oberes rechtes Bild: Längsstraße), der Sattlerstraße im Osten (ebd.: Querstraße), der Gunnar-Wester-Straße im Süden und der Cramerstraße im Westen ein. In diesem Straßenblock bestand in der Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg um die nordwestliche Ecke (Schrammstraße/Cramerstraße) eine Blockrandbebauung, mit Geschosswohnungen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Werk nahezu komplett in eine neue, moderne Fabrik umgebaut, die im Zweiten Weltkrieg als inzwischen mittlerer Teil des VKF-Werks 1 fast komplett zerstört wurde.[3]
Integration des Hauptwerks in die VKF/SKF
Sattlerstraße und Cramerstraße wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in ihren Bereichen südlich der Schrammstraße in das VKF Werk als interne Werksstraßen integriert. Der Bereich des einstigen Hauptwerks von Fries & Höpflinger wurde wenige Jahre nach dem Krieg im Stil der 1930er Jahre, mit hohen Klinkerbauten wieder aufgebaut. Mit legendären Paternosteraufzügen aus Holz, die bis zum Abbruch des Werkskomplexes 2006 noch im Betrieb waren, als eine der wenigen ihrer Art Deutschlands. Ein Torhaus aus der Zeit um 1960 markierte die Werkseinfahrt von der Cramerstraße in die Werksstraße. Die Blockrandbebauung mit den Wohnhäusern wurde durch Werksanlagen ersetzt.
Im Werk Süd blieben die Zwillingsschornsteine (siehe linkes Bild) bis zum 2. Weltkrieg erhalten, während die umgebenden Bauten nach 1929 von der VKF durch größere Gebäude ersetzt wurden.
Nachfolgebauten
Heute befindet sich an Stelle des Hauptwerks der Fries & Höpflinger AG der östliche Bereich des 300 Meter langen, 2009 eröffneten Einkaufszentrums Stadtgalerie Schweinfurt. Die einstige Werkstraße in Verlängerung der Sattlerstraße, am östlichen Ende der Stadtgalerie, ist heute wieder öffentlich als Fußweg nutzbar. Zwei markante Punkte markieren heute die Enden des einstigen Werks: im Osten ein transloziertes Jugendstil-Werkstor des früheren Fichtel & Sachs Werks 1 (später VKF bzw. SKF-Werk 1) am oben erwähnten Fußweg und im Westen der Brunnen in der Stadtgalerie an ihrem Eingang-Cramerstraße, im mittleren Teil der Shopping Mall.
Literatur
- Klaus Merkle: Die Aktiengesellschaft "German American Steel Ball Company", Numismatische Gesellschaft Schweinfurt e. V., 29 S., überarbeitete Fassung Januar 2012.
Weblinks
Einzelnachweise
- Peter Hofmann: Schweinfurtführer. Fries & Höpflinger
- Sattlerstraße nach Bild in obiger Infobox. Cramerstraße nach Bild in: Peter Hofmann: Schweinfurtführer, Schultesstraße
- Video, chronoshistory: Flug über das zerstörte Berlin (0:00 bis 2:00) und das zerstörte Schweinfurt (2:00 bis 6:00; in Farbe). In Minute 2:42 sieht man den fast komplett zerstörten Werksbereich des einstigen Hauptwerks von Fries & Höpflinger. Abgerufen am 2. Mai 2018.