Friedrich Preller der Ältere
Johann Christian Ernst Friedrich Preller der Ältere (* 25. April 1804 in Eisenach; † 23. April 1878 in Weimar) war Maler, Radierer und ab 1844 Professor an der Fürstlichen freien Zeichenschule in Weimar.
Leben
Preller wurde in Eisenach in der Karlstraße 2[1] als zweites von fünf Kindern eines künstlerisch begabten Zuckerbäckers geboren. Im Oktober 1804 zog die Familie nach Weimar zu der Familie seiner Mutter in der Teichgasse. Sein Vater arbeitete dort in der Hofconditorei. Preller besuchte in Weimar das Gymnasium von der Quarta bis zur Obersekunda.
Nach einer Ausbildung an der Weimarer Zeichenschule (1814–1821)[2], an der er später als Lehrer und Direktor wirkte, wurde der junge Künstler mit der Aufgabe betraut, Johann Wolfgang von Goethes Wolkenzeichnungen ins Reine zu bringen. Goethe schickte ihn zu weiteren Studien nach Dresden und sorgte dafür, dass er vom Weimarer Großherzog Karl August mehrere Stipendien erhielt. 1824 begleitete Friedrich Preller den Großherzog von Dresden aus auf seiner Reise nach den Niederlanden. Als Schüler der Akademie in Antwerpen konnte er dort seine Kenntnisse und Fertigkeiten weiter vervollständigen.
Von 1827 bis 1831 unternahm er eine ausgedehnte Studienreise nach Italien. Am 23. März 1832, also am Tage nach Goethes Tod, durfte er den Dichter auf dem Totenbett zeichnen. 1840 erfolgte eine Reise nach Norwegen, auf der eine Reihe von Arbeiten entstanden, die heute noch in Weimar zu sehen sind. Auf dieser Reise begleiteten ihn seine Schüler Ferdinand Konrad Kellermann, Carl Hummel und Sixtus Armin Thon.[3]
Nach seiner Rückkehr erhielt er im Jahr 1844 einen Lehrauftrag an der Fürstlichen freien Zeichenschule in Weimar und wurde zum Professor und Hofmaler ernannt.[4] Er blieb – mit Ausnahme eines zweiten, dreijährigen Aufenthaltes in Italien ab 1859 – an dieser Schule, deren Leitung er 1868 übernahm und dort etwa 30 Jahre lang tätig war. In dieser Zeit unternahm Preller weitere kleinere Studienreisen, so z. B. im Sommer 1855 nach Jever in Friesland, der Heimat seines Schülers Ernst Hemken, um im nahegelegenen Neuenburger Urwald Naturstudien anzufertigen.[5] Friedrich Prellers Neffe Julius Preller, der von 1857 bis 1914 im friesischen Varel lebte, wurde später durch Gemälde und Zeichnungen mit Motiven aus dem Neuenburger Urwald als Landschaftsmaler bekannt.
Friedrich Preller hatte 1834 die Flensburger Kapitänstochter Marie Erichsen (1811–1862) geheiratet.[6] Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Ernst (1835–1925), Emil (1836–1893) und Friedrich (der Jüngere) (1838–1901), der im Alter von 13 Jahren in das väterliche Atelier eintrat und sich an der Seite des Vaters als Maler durchsetzte. Im Frühjahr 1864 heiratete er Jenny Ventzky (1834–1906), verwitwete Krieger.[7] Das Wohnhaus, das Preller für sich und seine Familie 1868 erbauen ließ, befindet sich in der Belvederer Allee 8.
Friedrich Preller der Ältere starb im Jahr 1878 zwei Tage vor Vollendung seines 74. Lebensjahres in Weimar. Er wurde auf dem Neuen Friedhof in Weimar begraben,[8] die Grabstelle von Friedrich und seiner Frau Marie befindet sich an der östlichen Friedhofsmauer des Neuen Friedhofs (das ist die westliche Seite der Westmauer des Historischen Friedhofs). Das Bronzerelief auf dem Grab wurde von Adolf Donndorf geschaffen.[9]
Ehrungen
- 1868 Diplom als wirkliches Mitglied der Akademie der bildenden Künste Wien
Anlässlich der Eröffnung des Großherzoglichen Museums in Weimar
- 1869 Komturkreuz des Großherzoglichen Hauses Sachsen-Weimar
- 1869 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste
- 1869 Maximiliansorden des Königs von Bayern
- 1869 Ehrenbürger der Stadt Weimar
Weitere Ehrungen
- 1875 Aufnahme eines Selbstbildnisses Prellers in die „große Sammlung der Bildnisse berühmter Künstler aller Nationen“ im Museum von Florenz
- 1877/1878 Ehrenpromotion zum Dr. phil. h. c. durch die Philosophische Fakultät der Gesamtuniversität Jena[10]
Folgende Straßen wurden nach Preller benannt:
Schüler und Schülerinnen
- Karl Eckermann (1834–1891)
- Eduard Gehbe (1845–1920)
- Otto Edmund Günther (1838–1884)
- Karl Hagemeister (1848–1933)
- Eduard von Hagen (1834–1909)
- Robert Härtel (1831–1894)
- Ernst Hemken (1834–1911)
- Carl Hummel (1821–1906)
- Edmund Kanoldt (1845–1904)
- William Kemlein (1813–1900)
- August Lieber (1828–1850)
- James Marshall (1838–1902)
- Friedrich Preller der Jüngere (1838–1901)
- Louis Preller (1822–1901)
- August Reinhardt (1831–1915)
- Richard Schöne (1840–1922)
- Franziska Schultze (1805–1864)
- Ernst Johann Schaller (1841–1887)
- Luise Stichling (1781–1861)
- Sixt Thon (1817–1801)
Werke
- Eisfahrt auf den Schwanseewiesen (1824), Museum im Weimarer Stadtschloss
- Sturm an der Küste (1856)
- Goethe auf dem Totenbett (1832)
- Preller-Saal im Römischen Haus (Leipzig)
Von 1834 bis 1836 entstanden sechs Gemälde in Tempera, deren Motive aus seinem Odyssee-Freskenzyklus im Römischen Haus in Leipzig stammten.
Von 1836 bis 1837 gestaltete er die Landschaftsmalereien mit Szenen aus Christoph Martin Wielands Oberon im Wieland-Raum des Großherzoglichen Schlosses. 1836 bis 1848 führte er im Auftrag des Großherzogs in verschiedenen Gebäuden Thüringens sechs Fresken aus. Auf seiner Reise nach Norwegen entstanden 1840 zahlreiche Arbeiten an der Staffelei.
Nach seiner Rückkehr aus Italien 1861 vervollständigte er die begonnenen Freskenarbeiten mit Szenen aus der Odyssee, die als sein wichtigstes Werk gelten und ihn berühmt machten.
Neben diesen Odyssee-Fresken gehören „heroische Landschaften“ mit klassizistisch-romantischem Charakter zu seinen Werken. Gegen Ende seines Lebens bevorzugte er mythologische Themen.
Friedrich Preller war auch ein erfolgreicher Radierer.
In einem Werkverzeichnis von 1996 wurden Preller 1300 Einzelzeichnungen, 25 Skizzenbücher und 220 Ölgemälde zugeschrieben.[15]
Illustrationen (Auswahl)
- In: Album deutscher Künstler in Originalradirungen. Buddeus, Düsseldorf 1841, urn:nbn:de:hbz:061:2-1080
Literatur
- Lionel von Donop: Preller, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 553–561.
- Preller, Friedrich (Ernst Christian Joh. Fr.). In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 27: Piermaria–Ramsdell. E. A. Seemann, Leipzig 1933, S. 335.
- Otto Roquette: Friedrich Preller – Ein Lebensbild. Literarische Anstalt Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1883 (archive.org).
- Julius Gensel: Friedrich Preller d. Ä. In: Künstler-Monographien. Band LXIX. Velhagen & Klasing, Bielefeld / Leipzig 1904, urn:nbn:de:gbv:wim2-g-608180.
- Max Jordan (Hrsg.): Friedrich Preller der Jüngere – Tagebücher des Künstlers. Verlag der Vereinigten Kunstanstalten, Kaufbeuren / München 1904.
- Ina Weinrautner: Friedrich Preller d. Ä.(1804–1878) Leben und Werk. Münster 1997, ISBN 3-8258-3564-2.
- Ina Weinrautner: Preller, Friedrich der Ältere. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 691 (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Preller der Ältere im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Friedrich Preller der Ältere bei Zeno.org
- Preller Galerie im Weimarer Museum (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- Odyssee-Landschaften. In: Das Goethezeitportal. Abgerufen am 15. August 2017.
- Friedrich Preller 1804–1878, DE. In: ArtFacts.Net. Abgerufen am 15. August 2017.
- Geschichte Weimarer Mal- und Zeichenschule. In: Weimarer Mal- und Zeichenschule. Abgerufen am 15. August 2017.
Einzelnachweise
- Nach Informationen des Stadtarchivs der Stadt Eisenach wurde sein Geburtshaus 1944 durch Bomben zerstört. An dem Gebäude, das heute an dieser Stelle steht (Sparkassengebäude), ist eine Gedenktafel für Friedrich Preller angebracht.
- Adolf Rosenberg: Geschichte der modernen Kunst. Band 2, 1889, S. 140 (archive.org).
- Faszination Norwegen. Landschaftsmalerei von der Romantik bis zur Moderne. Ausstellungskatalog vom Museum Kunst der Westküste und vom Augustinermuseum (4. März bis 29. August 2018), Boysen Buchverlag, Heide 2018, Seite 21 bis 22.
- Des Großherzogs Königl. Hoheit haben zu ertheilen gnädigst geruhet: 1. dem Lehrer an dem freien Kunst-Institute zu Weimar Friedrich Preller en Charakter als Professor und Hofmaler. Weimarische Zeitung. Nr. 36, 4. Mai 1844, zitiert von Ina Weinrautner, S. 65.
- Vgl. Friedrich Preller der Jüngere, Tagebücher des Künstlers, herausgegeben und biographisch vervollständigt von Max Jordan, München 1904, S. 28ff.
- Hugo Preller: Die Stammtafel des Malers der Weimarer Odysseebilder, Friedrich Preller. In: Die Thüringer Sippe. Mitteilungen der Thüringischen Gesellschaft für Sippenkunde. 3. Jahrgang, 1937, S. 73.
- Julius Gensel: Friedrich Preller der Ältere. In: Künstler-Monographien. Band LXIX. Velhagen & Klasing, 1904 (archive.org).
- Hermann Francke: Weimar und Umgebungen. In: Alexander Huschkes illustrierte Stadtführer von Thüringen. Alexander Huschkes Hofbuchhandlung, Weimar, S. 58 (archive.org).
- Weimar. Ein Führer durch die Klassiker-Stadt. Sutton Verlag GmbH, Erfurt 2011, ISBN 978-3-86680-829-4.
- Universitätsarchiv Jena Bestand M. (PDF) 455 Dekanatsakten (1877/78), Bd. 2. 1. April 2014, S. 157, archiviert vom Original am 18. August 2017; abgerufen am 7. August 2018.
- Prellerweg. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Nach Auskunft des Stadtarchivs der Stadt Eisenach: Früher war dies die Schafgasse, vermutlich nach der im Kartausgarten oberhalb des jetzigen Eingangs von der Waisenstraße her um die Mitte des 18. Jahrhunderts untergebrachten Herrschaftlichen, d. h. Herzoglichen Schäferei.
- Straßen, die nach Personen heißen – Erläuterungen. (PDF) Stadt Eisenach, abgerufen am 17. August 2017.
- Gina Klank, Gernoth Griebsch: Lexikon Leipziger Straßennamen. Hrsg.: Stadtarchiv Leipzig. 1. Auflage. Verlag im Wissenschaftszentrum Leipzig, Leipzig 1995, ISBN 3-930433-09-5, S. 171.
- Thüringer Museum erhält Teilnachlass Friedrich Prellers d. Ä. – In Zusammenarbeit mit Erfurt, Weimar und Siemens-Stiftung. Stadt Eisenach, abgerufen am 17. August 2017.