Friedrich Erxleben
Friedrich Erxleben (* 29. Januar 1883 in Koblenz; † 9. Februar 1955 in Linz (Rhein)) war ein deutscher katholischer Priester. Während der Zeit des Nationalsozialismus war er Mitglied des Solf-Kreises und Teil des Widerstands gegen die nationalsozialistische Herrschaft.
Leben
Erxleben wurde als Sohn eines Bankiers in Koblenz geboren, wo er auch das Abitur auf dem dortigen Kaiserin-Augusta-Gymnasium ablegte. Nach einer Ausbildung als Sänger studierte er Theologie und Philosophie in Trier, Wien, Heidelberg, Innsbruck und Rom. Nach Abschluss des Studiums, Promotion und Priesterweihe war er als Seelsorger im Bistum Trier tätig. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Militärgeistlicher teil und wurde zweimal verwundet. Nach dem Krieg wechselte er zunächst als Seelsorger nach Berlin. Erxleben, der fließend Latein und Altgriechisch sprach, wurde schließlich Professor für alte Sprachen am Jesuitenkolleg in Rom, daneben Dozent für vergleichende Religionswissenschaft an den Universitäten Prag und Wien. Nebenbei war Erxleben Experte für asiatische Kultur und ein hervorragender Tenor- bzw. Oratoriensänger.
In Berlin schloss Erxleben Freundschaft unter anderen mit dem späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss, dem französischen Diplomaten André François-Poncet und dem Schriftsteller Carl Zuckmayer. Dort wurde er auch Mitglied des vom ehemaligen Staatssekretär des Reichskolonialamts, Wilhelm Solf, gegründeten Solf-Kreises. Nach Solfs Tod wurde der Kreis durch seine Frau Hanna Solf weitergeführt und entwickelte sich zu einem wichtigen Treff von Gegnern des Dritten Reichs.
Erxleben, in einem Bericht des Gestapo-Spitzels Paul Reckzeh als „treibende Kraft bei den defätistischen Unterhaltungen im Hause Solf“[1] bezeichnet, wurde im Mai 1944 verhaftet und ins KZ Sachsenhausen eingeliefert. Von dort kam er ins Gestapo-Gefängnis an der Lehrter Straße in Berlin, wo ihn schließlich sowjetische Soldaten am Kriegsende befreiten. Ein geplanter Prozess am Volksgerichtshof wurde mehrfach verschoben und fand schließlich nicht mehr statt.
Durch die KZ-Haft und die Gestapo-Foltern war Erxleben ein schwerkranker Mann. Er war nach dem Krieg noch als Seelsorger in Müden (Mosel) tätig, wo ihn Heuss, nun als Bundespräsident, und Zuckmayer 1949 nochmals besuchten. 1951 ging Erxleben in den Ruhestand und zog nach Linz (Rhein), wo er im Februar 1955 starb. Beerdigt wurde er auf eigenen Wunsch in einem Priestergrab in Müden. Im Juli 2019 wurde Erxleben in Müden eine Straße gewidmet.[2]
Zitate
- Carl Zuckmayer über das Vermächtnis Erxlebens: Mut, Leidensbereitschaft, Heiterkeit
Literatur
- Erxleben, Prof. Dr. Friedrich. In: Alfons Friderichs (Hrsg.): Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Kliomedia, Trier 2004, ISBN 3-89890-084-3, S. 101.
Weblinks
- Eintrag zu Friedrich Erxleben in der Rheinland-Pfälzischen Personendatenbank
- Widerständler aus Koblenz und Umgebung Teil 3: Friedrich Erxleben (1883 – 1955). In: Mahnmal Koblenz - Ein virtueller Gedenkort für Koblenz, das nördliche Rheinland-Pfalz und Deutschland. 2004 .
- Carl Zuckmayer über Friedrich Erxleben (Auszüge aus Als wär’s ein Stück von mir)
- Hildegund Keul: Vergessen oder verfemt? Der Theologe und Widerständler Friedrich Erxleben. Abgerufen am 28. Januar 2022.
Einzelnachweise
- Widerständler aus Koblenz und Umgebung Teil 3: Friedrich Erxleben (1883 – 1955). In: Mahnmal Koblenz - Ein virtueller Gedenkort für Koblenz, das nördliche Rheinland-Pfalz und Deutschland. 2004, abgerufen am 27. Dezember 2020.
- Warum Müden seine Kirchstraße umbenannt hat. Abgerufen am 13. Juni 2020.