Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Greifswald
Das Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium ist ein Gymnasium in Greifswald. Es wurde im Jahre 1561 als städtische Schule gegründet und ist eine der ältesten Schulen im deutschsprachigen Raum.
Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium Greifswald | |
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Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1561 |
Adresse |
Dietrich-Bonhoeffer-Platz 1 |
Ort | Greifswald |
Land | Mecklenburg-Vorpommern |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 54° 5′ 35″ N, 13° 22′ 55″ O |
Träger | Stadt Greifswald |
Schüler | 568 |
Lehrkräfte | 57 |
Leitung | Bernd Albrecht |
Website | www.jahngymnasium.de |
Geschichte
Das heutige Friedrich-Ludwig-Jahn-Gymnasium wurde 1561 als Schola Senatoria (Ratsschule) durch Zusammenfassung der drei örtlichen Trivialschulen gegründet und in einem Trakt des „Grauen Klosters“ untergebracht – so hieß das nach der Reformation aufgegebene Franziskanerkloster Greifswald. Während des Rektorats von Lucas Tacke von 1582 bis 1612 stieg die Zahl der Schüler auf 300 an. Im Dreißigjährigen Krieg und den nachfolgenden Konflikten in Schwedisch-Pommern ging im 17. Jahrhundert die Schülerzahl stark zurück.
1726 wurde nach Verhandlungen des Generalsuperintendenten Albrecht Joachim von Krakevitz mit dem Rat und der Geistlichkeit eine neue Schulordnung erlassen, die auf den Thesen des Halleschen Pädagogen August Hermann Francke basierte. Der Niedergang der Schule setzte sich jedoch weiter fort. Die Schülerzahl ging in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis auf 16 zurück. Das baufällige Schulgebäude konnte nur provisorisch repariert werden. Nachdem die Schule unter Theophilus Coelestinus Piper 1783 ihren Tiefpunkt erreicht hatte, gelang es seinem Nachfolger Heinrich Ehrenfried Warnekros eine grundlegende Reform der Schule durchzusetzen. Unterstützt durch die Regierung in Stralsund und die Bürgerschaft wurde mit der Umwandlung in eine „Gelehrten- und deutsche Schule“ eine bürgerliche Bildungsanstalt geschaffen.[1] Zugunsten von Mathematik, Deutsch, Geschichte und Naturwissenschaften wurde der Unterricht in den Alten Sprachen reduziert.[2] Nach Entwürfen des Universitätszeichenlehrers Johann Gottfried Quistorp wurde auf den Grundmauern der früheren Klosterkirche ein neues Schulgebäude errichtet und 1799 eingeweiht. In diesem befindet sich heute die Gemäldegalerie des Pommerschen Landesmuseums.[1] 1800 hatte die Schule wieder 101 Schüler.
Mit dem vom Rektor Christian Wilhelm Ahlwardt 1816 nach dem Übergang Schwedisch-Pommerns an Preußen eingeführten neuen Lehrplan erhielt die Einrichtung den Charakter einer gelehrten Schule. Um 1820 wurde die Schule in ein Gymnasium umgewandelt. 1848 wurde eine Realabteilung eröffnet. Wegen der dadurch anwachsenden Schülerzahl wurde 1870 das heutige Gebäude am Wall bezogen. 1913 ging das Gymnasium aus der städtischen in preußische Verwaltung über und wurde später in die Gruppe der 17 staatlich besonders bedeutungsvollen Bildungseinrichtungen übernommen. Seit 1937 hieß das Gymnasium „Friedrich-Ludwig-Jahn-Schule“. 1947 wurde das Gymnasium in eine Erweiterte Oberschule umgewandelt sowie das Lyzeum angeschlossen, 1948 die Koedukation eingeführt.
- Altes Gymnasium in der Mühlenstraße. Aquarell von Anton Heinrich Gladrow
- Neues Gymnasium. Lithographie von R.Geissler 1869
Lehrer
- 1582–1612 Lukas Taccius, Rektor
- 1745–1764 Hermann Jacob Lasius, Philologe, Rektor
- 1764–1767 Johann August Kriebel, Theologe, Rektor
- 1768–1783 Theophilus Coelestinus Piper, Theologe, Rektor
- 1783–1807 Heinrich Ehrenfried Warnekros, Philologe, Rektor
- 1808–1810 Andreas Christoph Niz, Philologe, Rektor
- 1810–1813 Gottlieb Mohnike, Theologe, Konrektor
- 1811–1817 Christian Wilhelm Ahlwardt, Philologe, Rektor
- 1819–1836 Christian David Breithaupt, Theologe, Rektor
- 1830–1854 Hermann Paldamus, Philologe, Prorektor
- 1850–1861 Robert Heinrich Hiecke, Philologe, Rektor
- 1845–1878 Adolf Häckermann, Philologe, Oberlehrer
- 1851–1861 Hermann Friedrich Christoph Lehmann, Philologe, Lehrer
- 1898–1916 Philipp Wegener, Philologe, Direktor
- 1907–1912 Philipp Tribukait, Gymnasialprofessor[3]
- 1921–1935 Clemens Thaer, Mathematikhistoriker, Studienrat
- 1924–1926 Heinrich Stengel, Philologe, anschließend Rektor am Gymnasium Stralsund
Schüler
- um 1765 Friedrich Andreas Stroth (1750–1785), deutscher Altphilologe und Theologe
- um 1815 Hans Karl Barkow, Anatom und Physiologe
- 1833–1846 Theodor Pyl, Historiker
- bis 1853 Adolf Brieger, Altphilologe und Gymnasiallehrer
- um 1865 Hans Delbrück, Historiker und Politiker
- um 1865 Max Lenz, Historiker
- um 1868 Max Ludwig Rohde, Jurist
- 1872 Max Hofmeier, Gynäkologe
- Gotthard Baier
- 1877–1879 Hermann Lietz, Reformpädagoge
- um 1880 Georg Steinhausen, Kulturwissenschaftler
- 1883 Hugo Wendorff, Politiker
- Ende 19. Jhd. Walter Stengel, Kulturhistoriker
- 1931 Heinrich Ferdinand Curschmann, Rechtsanwalt
- 1934 Berthold Beitz, Manager[4]
- bis 1949 Konrad Fritze, Historiker
- bis 1955 Manfred Stolpe, Politiker[5]
Literatur
- Hermann Friedrich Christoph Lehmann: Geschichte des Gymnasiums zu Greifswald. Greifswald 1861
- Max Schmidt: Geschichte des Gymnasiums und der Realschule zu Greifswald von 1861 bis 1911. Greifswald 1911 (Digitalisat)
- Ludwig Wiese (Hrsg.): Das höhere Schulwesen in Preussen: Historisch-statistische Darstellung, im Auftrage des Ministers der Geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-angelegenheite. Wiegandt und Grieben, Berlin 1864, S. 156–157 (Digitalisat)
- Biographien von hervorragenden Lehrern und Schülern am Staatlichen Gymnasium in Greifswald: gegründet 1561 als Schola Senatoria, seit 1937 Friedrich-Ludwig-Jahn-Oberschule, Greifswald, ab 1997 (Veröffentlichungsreihe)
Weblinks
Einzelnachweise
- Lutz Winkler: Kantoren und Stadtmusici in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Greifswald. In: Joachim Kremer, Walter Werbeck (Hrsg.): Das Kantorat des Ostseeraums im 18. Jahrhundert: Bewahrung, Ausweitung und Auflösung eines kirchenmusikalischen Amtes. Greifswalder Beiträge zur Musikwissenschaft 15. Frank & Timme, Berlin 2007, ISBN 978-3-86596-060-3, S. 160–161 (Digitalisat).
- Irene Blechle: Schulkindheit in der Universitätsstadt Greifswald zwischen Schwedenkrone und achtundvierziger Revolution (1815–1848/1849). In: Werner Buchholz (Hrsg.): Kindheit und Jugend in der Neuzeit 1500-1900. Franz Steiner Verlag, 2000, ISBN 978-3-515-07259-5, S. 273–274 (Digitalisat)
- ab 1912 Direktor des Kgl. Realgymnasiums Goldap, 1915 in Polen gefallen, Mitglied des Corps Masovia
- Berthold Beitz im Munzinger-Archiv, abgerufen am 16. April 2011 (Artikelanfang frei abrufbar)
- PDF UA-Bericht LT Brandenburg 1. Wahlperiode - Drucksache 1/3009, Seite 36 Abgerufen am 20. Oktober 2010