Fricke-Raum

Der Fricke-Raum (nach Robert Fricke) bezeichnet i​n der Mathematik e​inen Modulraum, dessen Objekte hyperbolische Metriken a​uf einer geschlossenen Fläche sind. Diese Objekte betreffen d​ie Krümmung v​on Riemannschen Mannigfaltigkeiten. Äquivalent i​st ein Modulraum d​er diskreten, treuen Darstellungen v​on der Fundamentalgruppe d​er Fläche i​n die Isometriegruppe d​er hyperbolischen Ebene.

Der große Riemannsche Abbildungssatz (Uniformisierungssatz) zeigt, dass es in jeder Äquivalenzklasse Riemannscher Flächen vom Geschlecht eine eindeutige hyperbolische Metrik gibt. Der vergleichbare Teichmüller-Raum behandelt eigentlich den Modulraum Riemannscher Flächen, der Fricke-Raum steht für den Modulraum hyperbolischer Metriken.

Fläche vom Geschlecht 2

Koordinaten

Der Fricke-Raum einer Fläche vom Geschlecht ist -dimensional und homöomorph zur offenen Einheitskugel im .

Eine mögliche Parametrisierung durch reelle Parameter liefern die Fenchel-Nielsen-Koordinaten. Andere Koordinatisierungen ergeben sich aus der Identifizierung mit dem Teichmüller-Raum.

In moderneren Zugängen identifiziert man den Fricke-Raum häufig mit einer Komponente der Charaktervarietät , nämlich der Komponente, die die Charaktere aller diskreten, treuen Darstellungen enthält. (Jeder hyperbolischen Metrik entspricht jeweils ihre Monodromie-Darstellung.) Als Fricke-Koordinaten bezeichnet man dann die folgenden bereits auf Fricke zurückgehenden Koordinaten.

Fricke-Koordinaten. Sei die kanonische Präsentierung der Flächengruppe und eine diskrete, treue Darstellung. Dann sind für

Äquivalenzklassen von Matrizen, wobei wir o. B. d. A. annehmen können. Die Parameter des Fricke-Raumes sind dann

.

Der Uniformisierungssatz identifiziert d​en Teichmüller-Raum m​it dem Fricke-Raum u​nd insbesondere liefern d​ie Fricke-Koordinaten a​uch Koordinaten a​uf dem Teichmüller-Raum. Allerdings erhält m​an auf d​iese Weise n​icht die komplexe Struktur a​uf dem Teichmüller-Raum, d​ie erst v​on Teichmüller explizit koordinatisiert wurde.

Flächen mit Rand

Eine Hose wird von 3 geschlossenen Kurven berandet.

Für Flächen m​it Rand definiert m​an den Fricke-Raum a​ls Modulraum d​er markierten hyperbolischen Metriken m​it geodätischem Rand modulo randerhaltender Isotopien.

Hose

Der Fricke-Raum der Hose wird parametrisiert durch die Spuren der drei Randkurven für die nach gehobene Monodromiedarstellung . (Diese seien so orientiert, dass .) Mit diesen Koordinaten ist der Quotient von

(wobei die 4 Zusammenhangskomponenten durch die unterschiedlichen Hebungen der Monodromiedarstellung von nach zustande kommen) unter der Wirkung von , er kann also mit identifiziert werden.[1]

Punktierter Torus

Der Fricke-Raum des punktierten Torus wird parametrisiert durch die Spuren , wobei die Longitude und den Meridian des Torus bezeichnet. Mit diesen Koordinaten ist der Quotient von

unter der Wirkung von , er kann also mit identifiziert werden.[2]

Literatur

  • Fricke-Klein: Vorlesungen über die Theorie der automorphen Funktionen. Band I: Die gruppentheoretischen Grundlagen. Teubner, Leipzig 1897; Band II: Die funktionentheoretischen Ausführungen und die Anwendungen. 1912.
  • Imayoshi-Taniguchi: An introduction to Teichmüller spaces. Translated and revised from the Japanese by the authors. Springer-Verlag, Tokyo 1992, ISBN 4-431-70088-9, Kapitel 2.5
  • Goldman: Trace coordinates on Fricke spaces of some simple hyperbolic surfaces. In: Handbook of Teichmüller theory. Vol. II, S. 611–684. In: IRMA Lect. Math. Theor. Phys., 13, Eur. Math. Soc., Zürich 2009, arxiv:0901.1404v1.

Einzelnachweise

  1. Kapitel 4.3 in Goldman, op.cit.
  2. Kapitel 4.4 in Goldman, op.cit.
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