Franz-Werfel-Menschenrechtspreis
Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird vom Zentrum gegen Vertreibungen des Bundes der Vertriebenen verliehen. Er ist nach dem österreichischen Schriftsteller Franz Werfel benannt, der u. a. in seinem Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh die Vertreibung und den Völkermord an den Armeniern beschrieben hat.
Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis geht an Einzelpersonen, Initiativen oder Gruppen, „die sich gegen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer, rassischer oder religiöser Gruppen gewandt haben.“[1] Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre in der Frankfurter Paulskirche verliehen und wurde erstmals 2003 vergeben.
Jury
Jury 2007
Die Jury setzte sich 2007 aus folgenden Personen zusammen: Otto von Habsburg, Klaus Hänsch, Helga Hirsch, Milan Horáček, Hilmar Kopper, Rüdiger Safranski und Erika Steinbach. Laut der verleihenden Stiftung hat der Preis das 4. Haager Abkommen von 1907, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948, den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte von 1966, die Entschließung der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen von 1998, aber auch die Schlussfolgerungen der Tagung des Europäischen Rates der Staats- und Regierungschefs in Kopenhagen von 1993 und andere Äußerungen der Europäischen Union zur Grundlage.
Frühere Jurymitglieder waren Peter Glotz, Daniel Cohn-Bendit, Ralph Giordano, György Konrád und Lennart Meri.
Jury 2012
Die Jury 2012 bestand aus folgenden Personen:[2]
- Klaus Hänsch, Präsident des Europäischen Parlaments a. D.
- Milan Horáček, Gründungsmitglied der Grünen in Deutschland
- Hilmar Kopper, Aufsichtsratsvorsitzender der HSH Nordbank
- Nina Ruge, Buchautorin, Fernsehmoderatorin, Journalistin
- Rüdiger Safranski, Philosoph, Schriftsteller
- Felix Semmelroth, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt a. M.
- Thomas Schmid, Herausgeber der WELT-Gruppe
- Harald Schmidt, Schauspieler, Entertainer, Kirchenmusiker
- Erika Steinbach, MdB, Vorsitzende der Stiftung, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen
Preisträger
- 2003
- Mihran Dabag (Deutschland), Leiter des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, „für seine wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Genozidforschung, zur Geschichte der Armenierverfolgung und zu ihren heutigen Implikationen“.
- Die Initiatoren des „Kreuzes der Versöhnung“ in Wekelsdorf/Teplice nad Metují (Tschechische Republik), „für die Errichtung des »Kreuzes der Versöhnung« in Wekelsdorf/Teplice nad Metuji für die auf dem Buchenberg 1945 ermordeten Sudetendeutschen und alle Opfer nationaler Konflikte dieser Region und für ein mutiges Zeichen des Dialogs zwischen Deutschen und Tschechen“.[3]
- Věra Vítová, ehemals Bürgermeisterin von Wekelsdorf/Teplice nad Metují
- Petr Kulisek, Vorsitzender von INEX
- Jan Pinos, Vorsitzender von TUŽ se, Broumovsko
- 2005 Bischof Franjo Komarica[4]
- 2007 György Konrád für „sein hervorragendes Eintreten für die Würde und Rechte jedes einzelnen von Verfolgung, Deportation und Vertreibung betroffenen Menschen, unabhängig von seiner nationalen, ethnischen und religiösen Zugehörigkeit.“
- 2009 Herta Müller für den Roman Atemschaukel. Die Preisrede hielt Ilija Trojanow.[5]
- 2010 David Vondráček, tschechischer Filmemacher, der vor allem durch den Film Zabíjení po česku (Töten auf Tschechisch) bekannt geworden ist.
- 2012 Karl Schlögel[6]
- 2014 Rick Ostermann[7], Regisseur
- 2016 Freya Klier, „Bürgerrechtlerin, Schriftstellerin und Dokumentarfilmerin […] für ihr Lebenswerk“[8]
- 2018 Michael Wolffsohn, deutsch-jüdischer Historiker und Publizist, dafür, dass er „immer wieder deutlich gemacht [hat], dass die Verbrechen der NS-Diktatur nicht dazu führen dürften, das Unrecht an den vertriebenen Deutschen zu verschweigen.“[9]
- 2020 Joachim Gauck, zuletzt Bundespräsident, „der in unterschiedlichen Funktionen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und Genozid angeprangert habe“.[10][11] Die Verleihung musste aufgrund der COVID-19-Pandemie um ein Jahr verschoben werden und fand daher erst am 4. Juli 2021 statt.[12]
Weblinks
- Franz-Werfel-Menschenrechtspreis. Offizielle Website. In: franz-werfel-menschenrechtspreis.de. Zentrum gegen Vertreibungen
- Franz-Werfel-Menschenrechtspreis. In: z-g-v.de. Zentrum gegen Vertreibungen
Einzelnachweise
- Franz-Werfel-Menschenrechtspreis (Homepage). In: z-g-v.de, abgerufen am 21. August 2016.
- Jury. Franz-Werfel-Menschenrechtspreis (Memento vom 2. Februar 2012 im Internet Archive). In: z-g-v.de, abgerufen am 20. August 2016.
- Franz-Werfel-Menschenrechtspreis – Preisträger 2003. In: z-g-v.de, abgerufen am 21. August 2016.
- Zentrum gegen Vertreibungen (ZgV) verleiht Franz-Werfel-Menschenrechtspreis an Bischof Dr. Franjo Komarica (Memento vom 6. Mai 2005 im Internet Archive). In: z-g-v.de, abgerufen am 20. August 2016.
- Ilija Trojanow: Zu Ehren: Herta Müller. (PDF; 101 kB) In: z-g-v.de, abgerufen am 20. August 2016.
- Annette Bauer: Osteuropa-Historiker Karl Schlögel wurde am 28. Oktober mit Menschenrechtspreis 2012 geehrt. Europa-Universität Viadrina Frankfurt, Pressemitteilung vom 29. Oktober 2012 beim Informationsdienst Wissenschaft (idw-online.de), abgerufen am 1. Februar 2021.
- Franz-Werfel-Menschrechtspreis für „Wolfskinder“: Filmemacher Rick Ostermann wird ausgezeichnet. Der Regisseur und Drehbuchautor erhält den Preis der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen am 2. November in der Frankfurter Paulskirche. In: Deutschlandradio Kultur, deutschlandradiokultur.de, 24. Oktober 2014, abgerufen 18. Dezember 2014.
- Die Kirche. 22. Jg., Nr. 34, 21. August 2016, ISSN 0949-8664, S. 9, Sp. 5, Rubrik Personen & Zitate.
- epd: Historiker Wolffsohn mit Menschenrechtspreis geehrt. In: evangelisch.de. 21. Oktober 2018, abgerufen am 31. Januar 2021. –
epd/ja: Michael Wolffsohn mit Menschenrechtspreis geehrt. In: Jüdische Allgemeine. 21. Oktober 2018, abgerufen am 31. Januar 2021. - Franz-Werfel-Menschenrechtspreis für Joachim Gauck. In: Deutschlandfunk Kultur. Kulturnachrichten. 27. August 2020, abgerufen am 31. Januar 2021.
- Franz-Werfel-Menschenrechtspreis an Joachim Gauck. In: Siebenbürgische Zeitung. Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e. V., 7. September 2020, abgerufen am 30. Januar 2021.
- Gauck für Einsatz für Menschenrechte geehrt. In: Deutschlandfunk. 4. Juli 2021, abgerufen am selben Tage.