Formel von Faà di Bruno

Die Formel v​on Faà d​i Bruno i​st eine Formel d​er Analysis, d​ie vom italienischen Mathematiker Francesco Faà d​i Bruno (1825–1888) publiziert wurde.

Mit ihr lassen sich höhere Ableitungen von komponierten Funktionen bestimmen, sie verallgemeinert somit die Kettenregel und gehört zu den Ableitungsregeln der Differentialrechnung.

Formulierung

Sind und zwei -mal differenzierbare Funktionen, die von einer Variablen abhängen und deren Komposition wohldefiniert ist, und ist der Differentialoperator nach dieser Variablen, so gilt

.

Die Menge , über die hier summiert wird, enthält alle -Tupel aus nichtnegativen, ganzen Zahlen mit . Jedes solche Tupel lässt sich bijektiv auf eine Partition von abbilden, in welcher der Summand Mal vorkommt. Die Anzahl der Summanden ist daher die -te Partitionszahl. Der Quotient der Fakultäten ist ein Multinomialkoeffizient.

Analogie zur Regel von Leibniz

So wie die Regel von Leibniz die Produktregel auf höhere Ableitungen verallgemeinert, so verallgemeinert die Formel von Faà di Bruno die Kettenregel auf höhere Ableitungen. Letztere Formel ist jedoch beweis- und rechentechnisch weitaus schwieriger.

Bei der Leibniz-Regel gibt es nur Summanden, wohingegen bei der Faà di Brunoschen Formel mit der -ten Partitionszahl deutlich mehr Summanden auftreten.

Aussehen bei kleiner Ableitungsordnung

Schreibt m​an die Formel für d​ie ersten natürlichen Zahlen a​us (oder benutzt Ketten- u​nd Produktregel iterativ), s​o sieht man, d​ass die Ausdrücke schnell l​ang und unhandlich werden u​nd die Koeffizienten n​icht offensichtlich sind:

Weitere Ableitungen lassen s​ich mit Computeralgebrasystemen w​ie zum Beispiel Mathematica o​der Maple ausrechnen.

Anwendung bei der Verkettung von Potenzreihen

Sind und zwei Potenzreihen

mit positiven Konvergenzradien u​nd der Eigenschaft

Dann ist die Verkettung beider Funktionen lokal wieder eine analytische Funktion und somit um in eine Potenzreihe entwickelbar:

Nach d​em Satz v​on Taylor gilt:

Mit d​er Formel v​on Faà d​i Bruno k​ann man diesen Ausdruck n​un in e​iner geschlossenen Formel i​n Abhängigkeit v​on den gegebenen Reihenkoeffizienten angeben, da:

Man erhält m​it Multiindex-Schreibweise:

Dabei ist der Multinomialkoeffizient zu und ist wieder die Menge aller Partition von (siehe Partitionsfunktion).

Anwendungsbeispiel

Mit Hilfe der Formel lassen sich die Koeffizienten in der Laurent-Reihe der Gammafunktion in 0 symbolisch angeben. Mit der Funktionalgleichung und folgt

.

Dabei gilt nach Faà di Bruno für die -te Ableitung der Gammafunktion an der Stelle

wobei wie oben über die entsprechende Menge von -Tupeln summiert wird. Beim letzten Gleichheitszeichen sind die Ableitungen der Digamma-Funktion benutzt, wobei die Euler-Mascheroni-Konstante und die Riemannsche Zetafunktion bezeichnet.

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