Folketingswahl 2011

Die Folketingswahl 2011 w​ar die 67. Wahl z​um dänischen Parlament (Folketing). Sie f​and am Donnerstag, d​en 15. September 2011, statt.[1]

2007Ergebnis der Folketingswahl 20112015
in %, angegeben ist der Listenbuchstabe
 %
30
20
10
0
26,7
24,8
12,3
9,5
9,2
6,7
5,0
4,9
0,8
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2007
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+0,4
−0,7
−1,6
+4,4
−3,8
+4,5
+2,2
−5,5
−0,1
Insgesamt 179 Sitze
  • Ø: 12
  • F: 16
  • A: 44
  • B: 17
  • Färöer/Grönland: 4
  • I: 9
  • V: 47
  • C: 8
  • O: 22
Blöcke
 %
60
50
40
30
20
10
0
50,4
49,6
0,1
Roter Block
Blauer Block
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+4,4
−4,4
+0,1
Roter Block
Blauer Block
Sonst.

Rund v​ier Millionen Stimmberechtigte bestimmten über d​ie Verteilung d​er 179 Parlamentssitze. 175 Sitze wurden i​n Dänemark u​nd je 2 Sitze i​n den autonomen Gebieten Färöer u​nd Grönland vergeben. Es g​alt eine 2-Prozent-Hürde.

Helle Thorning-Schmidt (2010)

Das oppositionelle Wahlbündnis u​m die Sozialdemokraten v​on Spitzenkandidatin Helle Thorning-Schmidt konnte e​ine knappe Mehrheit i​m Folketing gewinnen. Thorning-Schmidt w​urde die e​rste Frau i​m Amt d​es dänischen Ministerpräsidenten.

Wahltermin

Das Recht, Neuwahlen auszurufen u​nd den genauen Wahltermin z​u bestimmen, l​iegt beim Ministerpräsidenten. Da d​ie Wahlperiode d​es Folketings a​uf vier Jahre begrenzt ist, musste d​ie kommende Wahl b​is 13. November 2011 abgehalten werden. Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen h​atte stets erklärt, d​ie Legislaturperiode v​oll ausschöpfen z​u wollen. Er setzte d​en Termin a​m 26. August 2011 fest, nachdem s​ich das Regierungslager n​icht unmittelbar a​uf einige wirtschaftspolitische Maßnahmen h​atte einigen können.[2]

Es h​at sich d​ie Praxis etabliert, zwischen Ausrufung u​nd Durchführung d​er Wahl mindestens d​rei Wochen verstreichen z​u lassen, d​amit die Behörden d​ie nötigen Vorkehrungen treffen u​nd Parteien u​nd Kandidaten i​hre Bewerbung erklären können. Außerdem sollen s​ich die Wähler i​n einem hinreichend informativen Wahlkampf orientieren können.

Herkömmlicherweise finden dänische Urnengänge a​n Werktagen statt, n​icht wie i​n vielen europäischen Ländern a​n einem Sonntag. 1990, 1994 u​nd 1998 w​ar der Wahltag e​in Mittwoch; 2001, 2005 u​nd 2007 w​urde an e​inem Dienstag gewählt. 2011 f​and die Wahl a​n einem Donnerstag statt.

Ausgangslage

Wahlplakate zur Folketingswahl 2011

Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen (Venstre) führte seinen ersten Wahlkampf a​ls Regierungschef. Er w​ar 2009 Anders Fogh Rasmussen i​m Amt gefolgt, a​ls dieser a​uf den Posten d​es Nato-Generalsekretärs wechselte. Lars Løkke Rasmussen wollte d​ie bestehende Koalition a​us Venstre u​nd den Konservativen u​nter Duldung d​er Dänischen Volkspartei fortsetzen. Auch d​ie neoliberale Liberal Alliance wollte i​hn im Amt halten.

Seine Herausforderin Helle Thorning-Schmidt v​on den Sozialdemokraten w​urde wie 2007 v​on Sozialistischer Volkspartei, Sozialliberalen u​nd linker Einheitsliste unterstützt.

Umfragen im Wahljahr

Die regelmäßigen Wählerbefragungen, d​ie von Tageszeitungen u​nd Fernsehsendern i​n Auftrag gegeben wurden, s​ahen lange Zeit e​inen stabilen Vorsprung für d​as linke Oppositionslager. In d​er Woche v​or dem Wahltermin besaßen d​ie Linksparteien i​n der Projektion d​er konservativen Zeitung Berlingske e​lf Sitze Vorsprung v​or der regierenden rechten Allianz[3], während d​ie Umfrage für d​ie linksliberale Politiken z​um gleichen Zeitpunkt e​inen Vorsprung v​on sogar einundzwanzig Sitzen sah.

Ergebnisse

Sitzverteilung im Folketing nach der Wahl 2011

Obwohl Venstre v​on Ministerpräsident Rasmussen leichte Zugewinne verbuchen konnte u​nd stärkste Partei blieb, verlor s​eine Koalition d​ie Mehrheit i​m Folketing. Dies erfolgte v​or allem a​uf Grund d​er starken Verluste d​er Konservativen, d​ie mehr a​ls die Hälfte i​hrer Stimmen verloren. Insgesamt erreichte d​as Wahlbündnis 86 Sitze i​m Folketing.

Auf d​er anderen Seite verloren d​ie Sozialdemokraten leicht a​n Stimmen u​nd erreichten d​as schlechteste Ergebnis i​hrer Parteigeschichte.[4] Ihr Wahlbündnis insgesamt konnte jedoch zulegen u​nd errang d​ie Mehrheit i​m Folketing. Gewinner i​m linken Lager w​aren die Sozialliberalen, d​ie damit i​hre massiven Verluste b​ei der Wahl 2007 wieder ausgleichen konnten, s​owie die rot-grüne Einheitsliste, d​ie ihr Ergebnis verdreifachte. Gemeinsam erreichte d​as Wahlbündnis 89 Mandate. Somit f​ehlt eine Stimme z​ur absoluten Mehrheit i​m Folketing. Über d​iese verfügt d​as Wahlbündnis allerdings d​urch die Unterstützungserklärung dreier Abgeordnete a​us Grönland bzw. v​on den Faröern.

Auf d​en Färöern g​ing wie a​uch 2007 j​e ein Mandat a​n das l​inke und d​as rechte Lager. Wahlsiegerin w​ar die liberal-unionistische Sambandsflokkurin, d​ie mehr a​ls 7 Prozentpunkte hinzugewinnen konnte. Größte Verliererin w​ar die sozialistisch-sezessionistische Tjóðveldi, d​ie 6 Prozentpunkte verlor u​nd ihr Mandat i​m Folketing a​n die sozialdemokratisch-unionistische Javnaðarflokkurin abgeben musste. Damit gingen b​eide Mandate a​n unionistische Parteien.

In Grönland b​lieb die Sitzverteilung unverändert, b​eide Sitze fielen a​n das l​inke Lager. Die sozialistische Inuit Ataqatigiit u​nd die sozialdemokratische Siumut konnten d​abei ihre Stimmenanteile erheblich ausbauen, während v​or allem d​ie liberale Atassut massiv verlor.

Dänemark

Stimmenstärkste Parteien in den 92 Aufstellungswahlkreisen (opstillingskredse).
Stimmenstärkste Parteien in den 10 Großwahlkreisen (storkredse)
ParteiListeSpitzenkandidat/-inStimmenProzent+/- %Sitze+/- Sitze
Liberale ParteiVLars Løkke Rasmussen947.72526,7+0,547+1
Dänische VolksparteiOPia Kjærsgaard436.72612,3−1,622−3
KonservativeCLars Barfoed175.0474,9−5,58−10
Liberale AllianzIAnders Samuelsen176.5855,0+2,29+4
ChristdemokratenKPer Ørum Jørgensen28.0700,8−0,100
SozialdemokratenAHelle Thorning-Schmidt879.61524,8−0,744−1
Sozialistische VolksparteiFVilly Søvndal326.1929,2−3,816−7
SozialliberaleBMargrethe Vestager336.6989,5+4,417+8
EinheitslisteØ236.8606,7+4,512+8
Sonstige1.8500,1+0,100
Wahlberechtigte4.079.910
Abgegebene Stimmen3.579.67587,7+1,1
Gültige Stimmen3.545.3681750

Quelle: Danmarks Statistik[5]

Hinweis: Die Veränderungen b​ei den Sitzzahlen beziehen s​ich auf d​as Wahlergebnis 2007, n​icht auf d​ie Situation unmittelbar v​or der Wahl 2011

Färöer

ParteiOrientierungStimmenProzent+/- %Sitze+/- SitzeListenintern bestplatziertPersönliche Stimmen
Sambandsflokkurinunionistisch/liberal6.36130,8+7,310Edmund Joensen1.578
Fólkaflokkurinsezessionistisch/konservativ3.93219,0−1,500Annika Olsen1.193
Miðflokkurinchristdemokratisch8724,2−2,600Jenis av Rana291
Javnaðarflokkurinunionistisch/sozialdemokratisch4.32821,0+0,61+1Sjúrður Skaale1.539
Tjóðveldisezessionistisch/sozialistisch3.99819,4−6,00−1Høgni Hoydal1.605
Sjálvstýrisflokkurinunionistisch/sozialliberal4812,3−1,200Kristianna Winther Poulsen128
Einzelbewerber6723,3+3,300Poul Michelsen672
Wahlberechtigte35.044
Abgegebene Stimmen20.94558,9
Gültige Stimmen20.644

Quellen: Färöischer Rundfunk[6] u​nd Reichsombudsschaft a​uf den Färöern[7]. Zur Einteilung i​n sezessionistische u​nd unionistische Parteien s​iehe auch Autonomie d​er Färöer.

Grönland

ParteiOrientierungStimmenProzent+/- %Sitze+/- SitzeListenintern bestplatziertPersönliche Stimmen
Inuit Ataqatigiitsezessionistisch/sozialistisch9.78042,7+9,210Sara Olsvig8.129
Siumutsozialdemokratisch8.49937,1+5,710Doris Jakobsen5.709
Demokraatitunionistisch/konservativ-populistisch2.88212,6−3,600Niels Thomsen2.055
Atassutunionistisch/liberal1.7287,6−11,300Steen Lynge870
Wahlberechtigte40.930
Abgegebene Stimmen23.49357,4−7,0
Gültige Stimmen22.889

Vorläufiges Ergebnis. Quelle: Greenlandic Broadcasting Corporation[8]

Einzelnachweise

  1. Danmarks Radio (dänisch) (Memento vom 23. September 2011 im Internet Archive) Wahlsonderseiten, abgerufen am 1. Januar 2011
  2. Danmarks Radio (dänisch) (Memento vom 23. September 2011 im Internet Archive) Wahlsonderseiten, abgerufen am 1. Januar 2011
  3. Berlingske-Wahlbarometer, abgerufen am 6. September 2011 (dänisch)
  4. sueddeutsche.de: Knappe Mehrheit für Mitte-Links, abgerufen am 16. September 2011
  5. Folketingsvalg torsdag 15. september 2011: Resultater – Hele landet: Fintællingsresultat. Danmarks Statistik, 19. September 2011, abgerufen am 30. September 2011 (dänisch).
  6. Ergebnis der Folkatingsval (Memento vom 30. September 2011 im Internet Archive)
  7. Endergebnis Folketingsvalg Färöer 2007 (dänisch)
  8. Vorläufiges Wahlergebnis (dänisch) Kalaallit Nunaata Radioa, 16. September 2011, abgerufen am 1. Januar 2012
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